Osho
Rajneesh Chandra Mohan
Geboren
am 11. Dezember 1931 5:13 PM (11:43
GMT) in Kuchwada
(Gadawara) Madhya Pradesh, India
"Im letzten Jahr vor der Erleuchtung, als
ich einundzwanzig war, kam die Zeit eines Nervenzusammenbruchs und die Zeit des
Durchbruchs... Zu Hause war ich beinahe abwesend. Allmählich hörte man auf, mir
Fragen zu stellen, und allmählich merkten sie gar nicht mehr, dass ich da war.
Und ich fand es herrlich, dass ich auf diese Weise zu einem Nichts, zu einem
Niemand, zu einer Abwesenheit geworden war. Dieses eine Jahr war ungeheuerlich.
Ich war vom Nichts, von Leere umgeben. Ich hatte allen Kontakt mit der Leere
verloren. Wenn mich jemand daran erinnerte ein Bad zu nehmen, ging ich
stundenlang ins Bad. Dann mussten sie an die Tür klopfen: "Komm jetzt heraus aus
dem Bad! Du hast genug für einen Monat gebadet! Komm raus!" Wenn man mich daran
erinnerte zu essen, dann aß ich etwas. Ansonsten vergingen oft Tage, ohne dass
ich etwas ass. Nicht dass ich etwa fastete, ich dachte weder an Essen noch an
Fasten. Es ging mir nur noch darum, immer tiefer und tiefer in mich
hineinzugehen. Und diese Tür nach innen war magnetisch, sie zog mich mit
unbändiger Kraft an- wie das, was die Physiker heute als schwarzes Loch
bezeichnen.Man sagt; Es gibt in der Existenz
schwarze Löcher. Wenn ein Stern zufällig in die Nähe eines schwarzen Loches
kommt, wird er hineingezogen. Es ist unmöglich, dieser Kraft zu widerstehen, und
in das schwarze Loch zu gehen bedeutet, vernichtet zu werden. Wir wissen nicht,
was auf der anderen Seite geschieht. Ich stelle mir vor, das muss allerdings
noch von den Physikern bewiesen werden: Was auf dieser Seite ein schwarzes Loch
ist, das ist auf der anderen Seite ein weißes Loch. Das Loch kann nicht nur eine
Seite haben; es ist ein Tunnel. Ich habe es selbst erfahren. Vielleicht passiert
im Universum im größeren Maßstab dasselbe. Ein Stern stirbt. Was wir von ihm
sehen können verschwindet. Aber in jedem Moment werden neue Sterne geboren.
Woher kommen sie? Aus welchem Schoss? Es ist eine ganz einfache Rechnung, dass
ein schwarzes Loch einfach ein Schoss ist. Das Alte verschwindet darin und das
neue wird geboren. Das habe ich in mir erfahren. Ich bin kein Physiker. In jenem
Jahr, in dem ich mit ungeheurer Kraft nach innen gezogen wurde, entfernte ich
mich immer weiter von anderen Menschen. Es ging so weit, dass ich meinen eigenen
Namen vergaß. Ich strengte mich an, aber ich konnte mich nicht erinnern, wie
mein Name lautete. Natürlich dachten in diesem Jahr alle, ich sei wahnsinnig
geworden. Für mich war dieser Wahnsinn jedoch Meditation und auf dem Höhepunkt
des Wahnsinns öffnete sich die Tür.
Man brachte mich zu einem Vaidya,
einem aryuvedischen Arzt. Man schickte mich eigentlich die ganze Zeit über zu
vielen Ärzten, aber nur ein Vaidya sagte zu meinem Vater: "Er ist nicht krank.
Verschwendet nicht eure Zeit:" Man schleppte mich von einem Ort zum nächsten und
viele Leute gaben mir Medizin. Ich sagte ständig zu meinem Vater: "Warum macht
ihr euch Sorgen? Ich bin völlig in Ordnung." Aber keiner glaubte mir. Sie
sagten: "Sei ruhig. Nimm die Medizin, was kann sie schon schaden?" Und so nahm
ich damals alle möglichen Mittel.
Nur dieser eine
Vaidya verstand, was los war, sein Name lautete Pandit Bhaghirath Prasad. Dieser
Mann ist schon lange tot, er war ein Mann von seltener Weisheit. Er sah mich an
und sagte: "Er ist nicht krank." Er begann zu weinen und sagte: "Ich selbst habe
diesen Zustand immer herbeigesehnt. Mir war es in diesem Leben nicht beschieden.
Hört auf, ihn zu Ärzten zu schleppen. Er ist dabei, heimzukommen." Und er vergoß
Freudentränen. Er war ein Sucher. Er hatte auf seiner Suche das ganze Land von
einem Ende zum anderen durchreist. Sein ganzes Leben war ein Suchen und Fragen.
Er konnte sich vorstellen, warum es ging. Er wurde zu meinem Beschützer, einem
Beschützer vor anderen Ärzten und anderen Heilern. Er sagte zu meinem Vater:
"Überlassen sie ihn mir. Ich werde mich um ihn kümmern." Er gab mir nie
irgendwelche Medizin. Als mein Vater darauf bestand, gab er mir einfach
Zuckerpillen und sagte: "Das sind nur Zuckerpillen. Nur um die Leute zu
beruhigen, kannst du sie nehmen. Sie schaden nicht, und sie helfen auch nicht.
Denn in diesem Fall gibt es keine Hilfe."
Wenn du zum ersten Mal die Welt
des No-Mind, jenseits des Verstandes, betrittst, sieht es wie Wahnsinn aus: Es
ist die "dunkle Nacht der Seele". Die Nacht des Wahnsinns der Seele. In allen
Religionen ist man auf diese Tatsache gestoßen. Deshalb halten sie es für
unumgänglich, dass du einen Meister findest, bevor du die Welt des "No-Mind
betrittst.... Ja manchmal kommt es vor, dass jemand ohne Meister arbeiten muß.
Wenn kein Meister da ist, muß man ohne Meister arbeiten, aber dann wird die
Reise sehr gefährlich.
Ein Jahr lang war ich in diesem Zustand, indem es
praktisch unmöglich zu wissen war, was passierte. Ein ganzes Jahr lang war es
sogar schwierig, mich am Leben zu erhalten... Ich musste mich zwingen zu essen,
mich zwingen zu trinken. Der Körper existierte für mich gar nicht mehr. Ich
musste mir selbst wehtun, um zu spüren, daß ich noch im Körper war. Ich musste
mit dem Kopf gegen die Wand rennen, um zu spüren, ob mein Kopf noch da war oder
nicht. Nur wenn es wehtat, spürte ich meinen Körper ein wenig.
Jeden
Morgen und jeden Abend rannte ich fünf bis acht Meilen. Die Leute hielten mich
für verrückt. Warum rannte ich soviel? Sechzehn Meilen am Tag! Ich tat es, um
mich zu spüren, dass es mich noch gab, um nicht den Kontakt mit mir selbst zu
verlieren. Es war die Wartezeit, in der sich meine Augen auf das neue, dass da
geschah, einstellten. Und ich musste ganz nahe an mir bleiben. Ich sprach mit
niemandem, weil alles so unberechenbar geworden war, dass es mir schwerfiel,
auch nur einen Satz zu formulieren. Mitten im Satz vergaß ich, was ich sagen
wollte. Mitten auf der Straße vergaß ich, wohin ich gehen wollte. Dann musste
ich zurückgehen. Ich las ein Buch, und nach fünfzig Seiten merkte ich plötzlich:
"Was lese ich da? Ich kann mich an nichts erinnern". Das war mein
Zustand.
In der Praxis des Psychiaters sprang die Tür auf, und ein Mann
stürmte herein: "Herr Doktor!" schrie er. "Sie müssen mir helfen! Ich verliere
den Verstand. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, was vor einem Jahr
geschehen ist oder auch was gestern geschehen ist. Ich glaube ich werde
verrückt!" "HM", meinte der Seelendoktor. "Wann ist ihnen dieses Problem zu
ersten Mal bewusst geworden?" Der Mann blickte ihn erstaunt an: "Welches
Problem?"
Das war mein Zustand! Auch nur einen Satz zu vollenden, fiel
mir schwer. Ich musste mich in meinem Zimmer einschließen. Ich beschloss nicht
zu reden, nichts mehr zu sagen, denn wenn ich etwas sagte, deutete das darauf
hin, dass ich verrückt war. Dieser Zustand hielt ein Jahr lang an. Ich lag
einfach auf dem Boden, starrte an die Decke und zählte von eins bis hundert, und
dann rückwärts von hundert bis eins. Dass ich noch in der Lage war zu zählen,
war wenigstens etwas. Immer wieder vergaß ich alles. Es dauerte ein Jahr, bis
ich mich wieder auf etwas konzentrieren konnte, bis ich wieder eine Perspektive
hatte.
Es geschah. Es war ein
Wunder. Aber es war schwer. Es war niemand da, der mich unterstütze. Es war
niemand da, der mir sagen konnte, wohin ich ging, was mit mir geschah.
Eigentlich waren alle dagegen, meine Lehrer, meine Freunde, die Leute, die es
gut mit mir meinten. Aber sie konnten nichts tun. Sie konnten es nur verurteilen
und fragen, was ich da eigentlich machte. Ich machte gar nichts! Nun lag es
nicht mehr in meiner Hand. Ich hatte etwas getan. Ohne etwas zu ahnen hatte ich
an die Tür geklopft, und nun öffnete sich die Tür. Ich hatte viele Jahre
meditiert, einfach still gesessen, ohne etwas zu tun, und allmählich begann ich
in den Raum zu kommen, wo man nur ist, ohne etwas zu tun. Du bist nur da, du
bist Präsenz, du bist Beobachter. Du bist eigentlich nicht einmal mehr
Beobachter, weil du nichts beobachtest. Du bist einfach Dasein. Worte sind
unzureichend, denn sobald ich ein Wort dafür benutze, scheint es, als würde
etwas getan.
Nein, ich tat nichts. Ich lag, ich saß, ich ging, aber im
Grunde war niemand da, der etwas tat. Ich hatte allen Ehrgeiz verloren. Es war
kein Wunsch mehr da, irgend jemand zu sein, irgendetwas zu erreichen. Ich war
einfach auf mich selbst zurückgeworfen. Es war eine Leere und leere macht einen
verrückt. Doch die Leere ist die einzige Tür zu Gott. Das heißt: Nur wer bereit
ist, verrückt zu werden kommt jemals an. Niemand sonst.
Ihr fragt mich:
Was geschah als du erleuchtet wurdest? Ich lachte. Ein wirklich schallendes
Gelächter war es, da ich sah, wie absurd es ist, zu versuchen, erleuchtet zu
werden. Das Ganze ist so lächerlich, weil wir erleuchtet geboren werden. Und
nach etwas zu streben, was schon da ist, ist völlig absurd. Wenn du es schon
hast, kannst du es nicht erreichen. Du kannst nur Dinge erreichen, die du noch
nicht hast, die nicht Bestandteil deines Wesens sind. Erleuchtung ist jedoch
deine eigene Natur.
Ich hatte viele Leben lang darum gerungen. Viele,
viele Leben lang war es das einzige Ziel gewesen. Und ich hatte alles nur
Erdenkliche getan, um es zu erreichen, doch ich war immer gescheitert. Das
musste geschehen, da es nicht etwas ist, was man erreicht. Es ist deine eigene
Natur, wie kannst du es also erreichen? Man kann Erleuchtung nicht zum Ziel
seines Ehrgeizes machen. Der Verstand ist ehrgeizig, er will Geld, Macht,
Prestige. Und wenn er eines Tages von all den extrovertierten Aktivitäten genug
hat, strebt er ehrgeizig nach Erleuchtung, nach Nirwana, nach Gott. Der Ehrgeiz
ist jedoch der selbe; nur das Objekt hat sich geändert. Zuerst war das Objekt
außen, nun ist das Objekt innen. Aber die Einstellung hat sich nicht geändert,
das Verhalten hat sich nicht geändert; man bleibt im selben Trott, in derselben
Routine. "Der Tag, an dem ich erleuchtet wurde", ist einfach der Tag, an dem ich
erkannte, dass es nichts zu erreichen gibt, dass man nirgendwohin gehen muss,
dass nichts zu tun ist. Wir sind bereits göttlich, wir sind bereits perfekt, so
wie wir sind. Es ist keine Verbesserung nötig, nicht die geringste Verbesserung.
Gott hat noch nie jemand unvollkommen erschaffen. Selbst wenn du einem
unvollkommenen Menschen begegnen solltest, wirst du sehen, dass er in seiner
Unvollkommenheit vollkommen ist. Gott macht nie etwas unvollkommenes.
Ich
habe von einem Zenmeister namens Bokuju gehört, der zu seinen Schülern über
diese Wahrheit sprach, dass alles perfekt ist. Ein Mann stand auf, uralt und mit
einem Buckel, und sagte: "Und was ist mit mir? Ich bin bucklig. Was sagst du zu
mir?" Bokuju antwortete: "Ich habe noch nie in meinem Leben einen so
vollkommenen Buckligen gesehen."
Wenn ich sage: "Der
Tag, an dem ich Erleuchtung erlangte", benutze ich die falsche Sprache, weil wir
keine andere Sprache haben. Wir haben sie gemacht. Sie besteht aus Worten wie
Erreichen, Leistung, Ziele, Verbesserung, Fortschritt, Evolution. Unsere
Sprachen sind nicht von Erleuchteten erfunden worden. Und sie könnten auch gar
keine Sprache erschaffen, selbst wenn sie wollten, da Erleuchtung in der Stille
stattfindet. Wie kann man Stille mit Worten ausdrücken? Was immer man tut, die
Worte werden etwas von der Stille zerstören. Laotse sagte: "In dem Moment, in
dem die Wahrheit erklärt wird, ist sie schon falsch." Es ist ausgeschlossen, die
Wahrheit zu vermitteln. Trotzdem müssen wir Sprache benutzen. Es gibt keinen
anderen Weg. Deshalb sage ich : "der Tag, an dem ich Erleuchtung erlangte", und
es wurde weder etwas erlangt, noch war ich es.
Ich lachte an jenen Tag
über meine dummen, lächerlichen Anstrengungen, sie zu erlangen. Ich lachte an
jenem Tag über mich selbst, ich lachte an jenem Tag über die ganze Menschheit,
weil alle versuchen, etwas zu erlangen, etwas zu erreichen, etwas zu
verbessern.
Es geschah, als ich in einem Zustand völliger Entspannung
war, es geschieht immer in diesem Zustand. Ich hatte alles versucht. Als ich
dann sah, wie sinnlos die ganze Anstrengung war, ließ ich das ganze Projekt
fallen. Ich vergaß es vollständig. Sieben Tage lang lebte ich wie ganz
gewöhnlich. Die Leute, bei denen ich damals wohnte, waren sehr erstaunt, denn
zum ersten Mal sahen sie, wie ich ein völlig normales Leben führte. Vorher war
mein Leben perfekte Disziplin gewesen.
Ich hatte zwei Jahre lang bei
dieser Familie gelebt, und sie wussten, dass ich um drei Uhr morgens aufstand
und dann vier oder fünf Meilen lief oder rannte. Danach nahm ich immer ein Bad
im Fluss. Alles vollzog sich nach einem festen Plan. Selbst wenn ich Fieber
hatte oder krank war, änderte sich nichts daran. Ich machte einfach genau so
weiter.
Sie kannten mich als jemanden, der stundenlang in Meditation saß.
Bis zu jenem Tag hatte ich vieles nicht gegessen. Ich trank weder Kaffee noch
Tee; ich hielt eine strenge Disziplin, was ich essen durfte und was nicht. Als
ich mich sieben Tage lang entspannte und die ganze Sache aufgab, wachte ich
morgens um neun Uhr auf und trank Tee. Die Familie war verwundert. "Was ist
passiert? Bist du vom Glauben abgefallen?" Sie dachten nämlich, ich sei ein
großer Yogi.
Es existiert noch ein Bild aus jener Zeit. Ich trug damals nur ein
einziges Stück Stoff, das war alles. Tagsüber schlang ich es mir um den Körper,
nachts benutzte ich es als Decke. Ich schlief auf einer Bambusmatte. Das war
mein ganzer Komfort.: die Decke und die Bambusmatte. Sonst hatte ich nichts,
keine anderen Besitztümer. AlIe waren verwundert, als ich um neun aufwachte. Sie
fragten: "Ist etwas nicht in Ordnung? Bist du schwer krank? Ernsthaft krank?"
Ich sagte: "Nein, ich bin nicht ernsthaft krank. Ich bin viele Jahre krank
gewesen. Jetzt bin ich vollkommen gesund. Jetzt werde ich nur noch aufwachen,
wenn der Schlaf mich verlässt, und ich werde dann schlafen gehen, wenn der
Schlaf kommt. Ich werde nie mehr Sklave der Uhr sein. Ich werde essen, wenn der
Körper gerne essen möchte, und ich werde trinken, was ich gern trinken möchte. "
Ich sagte: "Genug ist genug." Und in den sieben Tagen vergaß ich das ganze
Projekt, und zwar für immer.
Am siebten Tag passierte es, es passierte
aus heiterem Himmel. Und als ich lachte, hörte der Gärtner mein Lachen. Er
glaubte ohnehin, dass ich etwas verrückt war, aber so hatte er mich noch nie
Lachen gehört. Er kam angerannt und fragte: "Was ist passiert ?"
Ich
sagte: "Mach dir keine Sorgen. Du weißt, ich bin verrückt. Jetzt bin ich völlig
verrückt geworden. Ich lache über mich selbst. Sei nicht böse. Geh wieder
schlafen."
Viele Leben lang hatte ich gearbeitet, an mir selbst
gearbeitet, gerungen und alles getan, was man nur tun kann, und nichts geschah.
Heute versteh ich, warum nichts geschah. Es war die Anstrengung selbst, die es
verhinderte. Es war die Leiter selbst, die mich am Aufsteigen hinderte, der
Drang zu suchen, war das Hindernis zu finden. Das heißt nicht, dass man es ohne
Suche findet, die Suche ist nötig. Aber dann kommt ein Punkt, an dem das Suchen
aufhören muss. Man braucht ein Boot, um den Fluss zu überqueren, aber dann kommt
der Punkt, wo man aus dem Boot aussteigen muss, wo man es völlig vergessen und
liegen lassen muss. Anstrengung ist nötig; ohne Anstrengung ist nichts möglich.
Und ebenso gilt: Ausschließlich mit Anstrengung ist nichts möglich. Kurz vor dem
21. März 1953, sieben Tage vorher, hörte ich auf, an mir selbst zu arbeiten. Es
kommt ein Moment, in dem du siehst, wie zwecklos jede Anstrengung ist. Du hast
alles Menschenmögliche getan. Was sollst du noch tun? Aus purer Hilflosigkeit
gibt man die ganze Suche auf. An dem Tag, an dem ich die Suche aufgab, an dem
Tag, an dem ich nicht mehr nach etwas suchte, an dem ich nicht mehr erwartete,
dass etwas geschehen würde, begann es zu geschehen. Eine neue Energie stieg auf,
aus dem Nichts. Sie kam nicht aus einer Quelle. Sie kam aus dem Nichts und aus
Allem. Sie war in den Bäumen, in den Steinen, im Himmel, in der Sonne, in der
Luft, sie war überall. Ich hatte angestrengt gesucht und gedacht, sie sei weit
entfernt, und dabei war sie so nah, so unmittelbar da. Meine Augen waren in der
Ferne, auf dem Horizont gerichtet gewesen und hatten die Fähigkeit verloren, das
zu sehen, was direkt vor mir lag.
An dem Tag, an dem
die Anstrengung endete, endete auch ich. Denn man kann ohne Anstrengung nicht
existieren; man kann ohne Wünsche nicht existieren; man kann nicht existieren,
ohne nach etwas zu streben. Das, was wir Ego oder das Selbst nennen, ist kein
Ding, es ist ein Prozess. Es ist nichts substantielles, was in dir sitzt. Du
musst es jeden Moment neu erschaffen. Es ist wie Fahrrad fahren: Solange du in
die Pedale trittst, fährt es immer weiter. Wenn du aufhörst, hält es an.
Vielleicht fährt es durch die Triebkraft noch ein wenig weiter, aber tatsächlich
hört das Fahrrad auf zu fahren, sobald du aufhörst, in die Pedale zu treten. Es
hat keine Energie mehr, keine Kraft mehr zu fahren. Es fällt um und
kollabiert.
Das Ego existiert nur,
weil wir ständig in die Pedale unserer Wünsche treten, weil wir ständig darauf
aus sind, etwas zu bekommen, weil wir uns selbst immer einen Schritt voraus
sind. Das ist es, was das Ego ausmacht, der Schritt aus dir selbst heraus, der
Schritt in die Zukunft, der Schritt ins Morgen. Dieser Schritt in etwas, was gar
nicht existiert, erzeugt das Ego. Da es aus etwas entsteht, was nicht existiert,
ist es wie eine Fata Morgana. Es besteht nur aus Wünschen, Begehren, aus nichts
anderem. Es besteht nur aus Durst, aus nichts anderem.
Das Ego ist nicht
in der Gegenwart. Es ist in der Zukunft. Bist du in der Zukunft, dann scheint
das Ego wirklich Substanz zu haben. Bist du in der Gegenwart, dann ist das Ego
ein Trugbild. Es verschwindet allmählich. Der Tag, an dem ich aufhörte zu
suchen... Es ist nicht einmal richtig zu sagen, ich hörte auf zu suchen. Es ist
besser zu sagen: Der Tag, an dem das Suchen aufhörte... Lasst es mich
wiederholen: Die bessere Form zu sagen ist, der Tag, an dem das Suchen aufhörte.
Denn wenn ich aufhöre, bin "ich" schon wieder im Spiel. Dann wird das Aufhören
wieder zu meiner Anstrengung, das Begehren ist in ganz subtiler Form immer noch
da.
Du kannst mit Begehren nicht aufhören, du kannst es nur verstehen.
Und indem du es verstehst, hört es auf. Wohlgemerkt: Niemand kann aufhören,
etwas zu begehren. Aber die Realität tritt nur ein, wenn das Begehren aufhört.
Das ist das Dilemma. Was tun? Das begehren ist da, und die Buddhas erzählen uns
ständig, dass das Begehren aufhören muss. Und im nächsten Atemzug sagen sie,
dass man nicht aufhören kann zu begehren.. Was soll man denn tun? Ihr bringt die
Leute ins Dilemma. Sie begehren Dinge, natürlich. Ihr sagt, dass muss aufhören.
Okay. Und dann sagt ihr, man kann nicht damit aufhören. Was soll man nun tun?
Das begehren muss verstanden werden. Man kann es verstehen. Man kann einfach
sehen, wie sinnlos es ist. Es ist notwendig, es direkt wahrzunehmen, es
unmittelbar tief zu ergründen. An dem Tag, an dem das Begehren aufhörte, fühlte
ich mich sehr hoffnungslos und hilflos. Keine Hoffnung da, keine Zukunft. Keine
Hoffnung, da sich alles Hoffen als zwecklos erwiesen hat, es führt nirgendwohin.
Man dreht sich im Kreis. Das Ziel baumelt einem ständig vor der Nase herum.
Immer wieder lässt es neue Trugbilder entstehen, immer wieder lockt es: "Los,
renn schneller, du wirst es erreichen!" Aber wie schnell du auch rennst, du
erreichst es nie. Es ist wie der Horizont, den man rund um die Erde sieht. Er
erscheint vor dir, ist aber nicht da. Wenn du zu ihm hingehst, läuft er vor dir
weg. Je schneller du rennst, desto schneller entfernt er sich. Aber eins ist
sicher: Der Abstand zwischen dir und dem Horizont bleibt immer derselbe. Nicht
um einen einzigen Zoll kannst du den Abstand zwischen dir und dem Horizont
verringern.
Auch den Abstand zwischen dir und deiner Hoffnung kannst du
nicht verringern. Die Hoffnung ist der Horizont. Du versuchst eine Brücke von
dir zum Horizont, zu deiner Hoffnung zu schlagen, indem du dein Begehren, deine
Wünsche darauf projizierst. Das Begehren ist eine Brücke, eine Traumbrücke, da
der Horizont gar nicht existiert. Deshalb kannst du gar keine Brücke dorthin
schlagen, du kannst nur von der Brücke träumen. Du kannst keine Verbindung mit
etwas herstellen, das nicht existiert.
An dem Tag, an dem das Begehren aufhörte, an dem ich es mir genau
anschaute und erkannte, dass es sinnlos war, war ich hilflos und hoffnungslos.
Genau in diesem Moment begann jedoch etwas zu geschehen. Es geschah genau das,
wofür ich viele Leben lang gearbeitet hatte, ohne dass es geschah. In deiner
Hoffnungslosigkeit liegt die einzige Hoffnung. In deiner Wunschlosigkeit liegt
die einzige Erfüllung. Und in deiner großen Hilflosigkeit kommt dir plötzlich
die ganze Existenz zur Hilfe.
Die Existenz wartet. Wenn sie sieht, dass
du selbst arbeitest, mischt sie sich nicht ein. Sie wartet. Sie kann unendlich
lange warten, da es in der Existenz keine Eile hat. Sie ist die Ewigkeit. In dem
Moment, wo du nicht auf dich selbst gestellt bist, wo du dich loslässt, wo du
verschwindest, kommt die ganze Existenz auf dich zu, sie tritt in dich ein. Und
zum ersten Mal beginnen die Dinge zu geschehen.
Sieben Tage lang war ich in einem sehr hoffnungslosen,
hilflosen Zustand, aber gleichzeitig entstand etwas neues. Wenn ich
"hoffnungslos" sage, meine ich mit dem Wort nicht dasselbe wie ihr. Ich meine
einfach, es war keine Hoffnung in mir. Die Hoffnung war fort. Ich sage nicht,
dass ich hoffnungslos und verzweifelt war. Ich war eigentlich glücklich. Ich war
sehr ruhig, still, gesammelt, in meiner Mitte. Hoffnungslos, doch mit ganz neuer
Bedeutung. Es war keine Hoffnung da, also auch keine Hoffnungslosigkeit. Beides
war verschwunden.
Die Hoffnungslosigkeit war absolut und total. Die
Hoffnung war verschwunden und mit ihr auch das Gegenstück, die
Hoffnungslosigkeit. Es war eine ganz neue Erfahrung, ohne Hoffnung zu sein. Es
war kein negativer Zustand. Er war absolut positiv. Es war nicht nur etwas fort,
sondern etwas Neues war da. Etwas in mir war am Überfließen. Ich wurde davon
überschwemmt. Und wenn ich sage, ich war hilflos, meine ich auch nicht das Wort
in dem Sinne, wie es im Wörterbuch steht. Ich meine einfach, ich war ohne
Selbst. Das meine ich, wenn ich "hilflos" sage. Ich hatte erkannt, dass ich
nicht bin. Also kann ich mich auf mich selbst nicht verlassen. Ich kann nicht
auf dem Boden meines Selbst stehen. Es gab keinen Boden mehr unter mir. Ich war
in einem Abgrund, einem bodenlosen Abgrund. Allerdings war auch keine Angst da,
weil es nichts mehr zu beschützen gab. Es war keine Angst da, weil keiner da
war, der Angst gehabt hätte.
In jenen sieben Tagen fand eine ungeheure
Transformation statt, die totale Transformation. Und am letzten Tag war die
Gegenwart einer völlig neuen Energie, eines neuen Lichts und einer neuen Freude
so überwältigend, dass es fast unerträglich wurde. Es war, als ob ich
explodierte, wahnsinnig würde vor Glückseligkeit. Die junge Generation im Westen
hat den richtigen Ausdruck dafür: Ich war selig, "blissed out",
stoned.
Es war unmöglich, den Sinn dessen, was geschah, zu verstehen. Es
war eine Welt des Un- Sinns- es war schwierig zu begreifen, schwierig, etwas in
Kategorien zu packen, schwierig, Worte, Sprache, Erklärungen zu finden. Alle
Schriften kamen mir tot vor, und alle Worte, die jemals benutzt worden waren, um
diese Erfahrung zu beschreiben, sahen blass und blutleer aus. Dies war so
lebendig! Es war eine Flutwelle von Seeligkeit.
Der ganze Tag war
seltsam, überwältigend, erschütternd. Die Vergangenheit verschwand, als hätte
sie nie zu mir gehört, als ob ich irgendwo davon gelesen hätte. Als ob ich davon
geträumt hätte, als ob es die Geschichte eines anderen wäre, die ich gehört
hatte. Die Vergangenheit löste sich von mir. Die Wurzeln meiner Geschichte
wurden herausgerissen. Ich verlor meine Autobiographie. Ich wurde ein
"Nicht-Sein", was Buddha Anatta nennt. Grenzen verschwanden, Unterscheidungen
verschwanden.
Der Verstand verschwand. Er
war Millionen von Meilen entfernt. Es war schwierig, ihn zu fassen zu bekommen.
Er entfernte sich mit rasender Geschwindigkeit immer weiter fort, und nichts in
mir drängte danach, ihn festzuhalten. Ich war einfach an allem unbeteiligt. Es
war okay. Es war nicht notwendig, die Verbindung mit der Vergangenheit
aufrechtzuerhalten. Gegen Abend war es dann kaum mehr auszuhalten: Es tat weh,
es war schmerzhaft. Es war wie bei einer Frau, die in den Wehen liegt, wenn ein
Kind geboren werden soll, und die Frau unerträgliche Schmerzen hat, die
Geburtsschmerzen. Ich ging in dieser Zeit sonst gegen zwölf oder ein Uhr nachts
schlafen, doch an jenem Tag war es unmöglich, wach zu bleiben. Die Augen fielen
mir zu. Es war schwierig, sie offen zu halten. Ich spürte, dass etwas
bevorstand, dass etwas geschehen würde. Es war schwer zu sagen, was es war,
vielleicht war es der Tod. Es war jedoch keine Angst da. Ich war dazu bereit.
Diese sieben Tage waren so schön gewesen, dass ich bereit war zu sterben. Ich
brauchte nichts mehr. Ich war so glückselig gewesen, ich war so zufrieden, dass
der Tod, wenn er kommen sollte, willkommen war.
Aber es war klar, dass
etwas geschehen würde, etwas wie der Tod, etwas Drastisches. Es würde entweder
der Tod oder eine Neugeburt sein, eine Kreuzigung oder eine Auferstehung. Etwas
von ungeheurer Tragweite war zum Greifen nahe. Und es war nicht möglich, die
Augen offen zu halten. Ich war wie unter Drogen.
Gegen acht Uhr ging ich
schlafen. Es war kein normaler Schlaf. Heute kann ich verstehen, was Patanjali
meint, wenn er sagt, dass Schlaf und Samadhi ähnlich sind. Nur mit einem
Unterschied: Im Samadhi ist man vollkommen wach und doch wie im Tiefschlaf. Man
ist gleichzeitig wach und schlafend. Der ganze Körper ist entspannt, jede Zelle
im Körper ist völlig entspannt, und doch ist Bewusstsein da und brennt wie eine
Flamme in dir, klar und rauchlos. Du bleibst klar, bewusst und bist doch
entspannt und losgelöst, aber völlig wach. Der Körper liegt im tiefsten Schlaf
und das Bewusstsein ist auf dem höchsten Gipfel. Der Gipfel des Bewusstseins und
das Tal des Körpers treffen zusammen.
Ich ging schlafen. Es war ein sehr
seltsamer Schlaf. Der Körper schlief. Ich war wach. Es war seltsam, als ob man
in zwei verschiedenen Richtungen auseinandergerissen würde, in zwei verschiedene
Dimensionen. Es war, als kämen zwei Polaritäten in einem Punkt zusammen: Positiv
und negativ treffen zusammen, Schlaf und Wachsein trafen zusammen, Tod und Leben
trafen zusammen. Das ist der Moment, in dem du sagen kannst: Der Schöpfer und
die Schöpfung treffen zusammen.
Es war unheimlich. Beim ersten Mal ist es
ein Schock, der an deine Wurzeln geht, der dich bis in die Grundfesten
erschüttert. Nach dieser Erfahrung bist du nicht mehr derselbe Mensch. Sie
ändert deine Sichtweise und dein Leben grundlegend.
Gegen zwölf gingen meine Augen plötzlich auf. Ich hatte sie nicht selbst
geöffnet. Etwas anderes hatte den Schlaf unterbrochen. Ich spürte eine starke
Gegenwart um mich herum im Raum. Es war ein sehr kleines Zimmer. Ich spürte
pulsierendes Leben um mich herum, eine starke Vibration. Es war wie ein
Wirbelsturm, ein wilder Sturm aus Licht, Freude, Ekstase. Ich ertrank darin. Es
war so ungeheuer wirklich, dass alles andere unwirklich wurde. Die Wände des
Zimmers wurden unwirklich, mein eigener Körper wurde unwirklich. Alles war
unwirklich. Denn nun war zum ersten Mal die Wirklichkeit da.
Deshalb
fällt es uns so schwer, Buddha oder Shankara zu verstehen, wenn sie sagen, die
Welt ist Maya, ein Trugbild. Denn wir kennen nur diese Welt, wir haben keinen
Vergleich. Dieses ist die einzige Realität, die wir kennen. Wovon reden diese
Leute? Alles ist Maya, Illusion? Das ist die einzige Wirklichkeit. Wenn du das
wirklich Wirkliche nicht erfährst, kannst du ihre Worte nicht verstehen. Sie
bleiben Theorie, sie wirken wie Hypothesen. Vielleicht vertreten sie eine neue
Philosophie: "Die Welt ist unwirklich." In jener Nacht verstand ich zum ersten
Mal die Bedeutung des Wortes Maya, Illusion. Ich kannte natürlich die Bedeutung
des Wortes. Aber ich hatte sie vorher nie verstanden. Wie kann man etwas
verstehen, ohne es vorher erfahren zu haben? In jener Nacht öffnete sich die Tür
zu einer anderen Wirklichkeit. Eine andere Dimension wurde sichtbar. Plötzlich
was sie da, die andere Wirklichkeit, die besondere Wirklichkeit, das wirklich
Wirkliche, oder wie immer ihr es nennen wollt. Nennt es Gott, nennt es Wahrheit,
nennt es Dharma, nennt es Tao oder wie immer ihr wollt. Es hat keinen Namen.
Aber es war da: so transparent und doch so solide, dass man es hätte anfassen
können! Ich erstickte fast daran in diesem Zimmer. Es war zu viel, und ich war
nicht in der Lage, es zu absorbieren.
Ich verspürte einen starken Drang,
aus dem Zimmer zu rennen, hinaus unter den offenen Himmel. Es war zum Ersticken!
Es war zuviel! Es würde mich umbringen! Wäre ich auch nur wenige Momente länger
im Zimmer geblieben, wäre ich erstickt. So sah es für mich aus. Ich rannte aus
dem Haus hinaus auf die Straße. Ein starker Drang trieb mich hinaus, um unter
den offenen Himmel mit den Sternen, den Bäumen, der Erde zu sein. Und sobald ich
draußen war, verschwand das Gefühl des Erstickens. Das Zimmer war zu klein für
etwas so großes. Es ist größer als der Himmel. Auch der Himmel ist keine Grenze
dafür. Aber draußen fühlte ich mich wohler.
Ich ging in den nächsten
Park. Es war eine ganz neue Art zu gehen, als ob die Schwerkraft verschwunden
wäre. Ich ging oder rannte oder flog einfach, schwer zu entscheiden. Die
Schwerkraft war nicht da. Ich fühlte mich schwerelos, als ob ich von einer Kraft
getragen würde. Ich war in den Händen einer anderen Kraft.
Zum ersten Mal
war ich nicht allein, zum ersten Mal war ich kein Individuum mehr, zum ersten
Mal war der Tropfen ins Meer gefallen. Nun gehörte mir das ganze Meer. Ich war
das Meer. Es gab keine Grenzen mehr. Ich verspürte eine unbändige Kraft, als
könnte ich alles tun, was immer es war. Ich war nicht mehr da. Nur diese Kraft
war da.
Ich kam zu dem Park, wo ich tagsüber spazieren gegangen war. Der
Park war nicht geöffnet, nachts war er geschlossen. Es war spät, fast ein Uhr
nachts. Die Gärtner schliefen fest. Ich musste mich wie ein Dieb hineinstehlen,
ich musste über das Tor klettern. Aber etwas zog mich in diesen Park. Es lag
nicht in meiner Hand, es zu verhindern. Ich ließ mich einfach treiben... Als ich
den Park betrat, begann alles zu leuchten. "Es" war überall. Alles war gesegnet,
begnadet. Ich sah die Bäume wie zum ersten Mal, ihr Grün, ihre Lebendigkeit, den
Lebenssaft, der durch sie hindurchrann. Der ganze Park schlief; die Bäume
schliefen. Aber ich konnte sehen, wie lebendig alles war. Selbst die kleinsten
Grashalme waren wunderschön.
Ich schaute mich um. Ein Baum leuchtete
unglaublich, ein Maulbeerbaum. Er lockte mich, er zog mich zu sich hin. Ich habe
ihn nicht ausgesucht, Gott selbst hat ihn ausgesucht. Ich ging zu dem Baum und
setzte mich darunter. Als ich dort saß, beruhigten sich die Dinge allmählich.
Das ganze Universum war ein Segen.
Es ist schwer zu sagen, wie lange ich
mich in diesem Zustand befand. Als ich wieder nach Hause kam, war es vier Uhr
morgens, also müssen es nach der Uhr etwa drei Stunden gewesen sein. Doch dieser
Zustand war die Unendlichkeit. Er hatte nichts mit Uhrzeiten zu tun, er war
zeitlos. Diese drei Stunden wurden zur Ewigkeit, zur unendlichen Ewigkeit. Es
gab keine Zeit. Die Zeit war stehen geblieben. Es war die jungfräuliche
Wirklichkeit, unverdorben, unberührbar, unmessbar.
An jenem Tag geschah
etwas, das geblieben ist. Nicht, dass es so blieb, wie es war, sondern es geht
wie eine unterirdische Strömung weiter. Es ist nicht etwas Beständiges, sondern
es geschieht in jedem Moment wieder neu. Es ist ein Wunder, das in jedem Moment
neu geschieht.
Seit jener Nacht bin ich nicht mehr in meinem Körper
gewesen. Ich schwebe um ihn herum. Ich bekam eine unheimliche Kraft und war
gleichzeitig sehr zerbrechlich. Ich wurde sehr stark, aber es ist nicht die
Stärke eines Mohammed Ali ( amerikanischer Boxer ). Es ist nicht die Stärke
eines Felsens, sondern die Stärke einer Rose, so zerbrechlich in ihrer Kraft, so
empfindlich und zart. Der Felsen bleibt stehen; die Blume kann jeden Moment
vergehen. Und doch ist die Kraft eines Tautropfens auf einem Grashalm, der in
der Morgensonne glitzert, so schön, so kostbar, und doch kann er jeden Moment
hinabgleiten. Er ist so unvergleichlich in seiner Anmut. Doch es braucht nur
eine kleine Brise zu kommen und der Tautropfen fällt hinunter und ist für immer
verloren... Ich bin nie wieder in meinem Körper gewesen. Ich schwebe nur um den
Körper herum. Schon aus diesem Grund meine ich, dass es ein endloses Wunder ist.
Jeden Moment bin ich erstaunt, dass ich noch hier bin. Ich sollte es eigentlich
nicht sein. Ich sollte jeden Moment gehen und trotzdem bin ich hier. Jeden
Morgen öffne ich die Augen und sage: "Ach, ich bin also immer noch hier?" Denn
es scheint fast unmöglich zu sein. Das Wunder ist
weitergegangen.
Vergesst nicht: Seit jenem Tag war ich nicht mehr in
meinem Körper. Nur noch ein dünner Faden verbindet mich mit dem Körper. Und es
erstaunt mich immer wieder, dass offenbar das Ganze möchte, dass ich immer noch
hier bin. Denn ich bin nicht mehr aus eigener Kraft hier, ich bin nicht von mir
aus hier. Es muß der Wille des Ganzen sein, mich hier zu halten; mir zu
erlauben, noch ein wenig länger an diesem Ufer zu verweilen. Seit jenem Tag ist
die Welt unwirklich. Eine andere Welt hat sich enthüllt. Wenn ich sage, die Welt
ist unwirklich, meine ich nicht, dass diese Bäume nicht wirklich sind. Diese
Bäume sind absolut wirklich, aber die Art, wie ihr die Bäume seht, ist
unwirklich. Die Bäume sind nicht als solche unwirklich. Sie existieren in Gott,
sie existieren in der absoluten Wirklichkeit. Aber wie ihr sie seht, könnt ihr
sie niemals wirklich sehen. Ihr seht ein Trugbild...
In jener Nacht wurde
ich leer und wurde ich voll. Ich existiere nicht mehr und wurde zur Existenz
selbst. In jener Nacht starb ich und wurde wiedergeboren. Aber der, der
wiedergeboren wurde, hat mit dem, der starb, nichts zu tun. Es ist etwas, dass
keine Kontinuität hat. An der Oberfläche sieht es so aus, als sei er derselbe.
Derjenige, der starb, ist ganz und gar gestorben. Nichts von ihm ist
übriggeblieben...
Die Erleuchtung ist ein ganz
individueller Prozess. Die Tatsache, dass sie so individuell ist, hat viele
Probleme geschaffen. Zunächst einmal gibt es keine festen Stadien, durch die man
unbedingt hindurchgehen muß. Jeder Mensch macht verschiedene Phasen durch, weil
jeder Mensch in vielen Leben verschiedene Prägungen angesammelt hat.
Es
ist also nicht die Erleuchtung, sondern es sind die Bedingungen, die dich
geprägt haben, die deinen Weg bestimmen. Und jeder Mensch ist anders geprägt.
Deshalb haben zwei Personen nie denselben Weg. Deshalb betone ich immer: Es gibt
keine Autobahnen, es gibt nur Fußwege. Und nicht einmal die sind zu sehen. Es
ist nicht so, dass du sie schon vorfindest und nur noch darauf zu gehen
brauchst. Nein, du machst sie beim Gehen. Dadurch, dass du gehst, werden sie
gemacht.
Es heißt, der Weg zur Erleuchtung, ist wie die Spur eines
Vogels, der am Himmel fliegt. Er hinterlässt keine Spuren. Keiner kann den
Spuren des Vogels folgen. Jeder Vogel macht seinen eigenen Weg, der aber sofort
verschwindet; während der Vogel fliegt. So ähnlich ist die Situation. Deshalb
ist es nicht möglich, dass einer führt und die anderen folgen. Deshalb behaupte
ich, dass Leute wie Jesus, Mohammed und Krishna, die sagen: "Glaubt nur an mich
und folgt mir nach", keine Ahnung von Erleuchtung haben.
Hätten sie die
Erfahrung gemacht, wäre so eine Äußerung nicht möglich gewesen. Jeder, der
erleuchtet ist, weiß, das er keine Spuren hinterlassen hat. Dann zu jemanden zu
sagen: "Komm und folge mir nach" ist einfach absurd. Was also mit mir geschehen
ist, müssen andere nicht unbedingt auch erleben. Es ist möglich, dass man ganz
normal bleibt und dann plötzlich erleuchtet ist...
Alle Methoden, die
benutzt werden, dienen nur dazu, irgendeine Situation zu kreieren, in der euer
Traum unterbrochen wird. Wie sehr ihr an eurem Traum hängt, ist von Person zu
Person unterschiedlich. Wie tief euer Schlaf ist, ist von Person zu Person
verschieden. Aber alle Methoden dienen dazu, euch wachzurütteln, damit ihr
aufwachen könnt. An welchem Punkt ihr aufwacht spielt keine Rolle...
Es
wird bei jedem einzelnen anders sein. Und dasselbe gilt für die Zeit nach der
Erleuchtung: Jeder bringt Erleuchtung anders zum Ausdruck.... Erleuchtung ist
ein völlig individuelles Lied, immer unbekannt, immer neu, immer einzigartig.
Sie kommt niemals als Wiederholung. Vergleicht deshalb zwei Erleuchtete nicht
miteinander. Ihr werdet zwangsläufig dem einen oder den anderen Unrecht tun oder
beiden. Und habt keine feste Vorstellungen davon. Man sollte sich nur an
fließende Qualitäten erinnern. Ich sage: fließende Qualitäten, keine
festgelegten Qualifikationen.
Jeder
Erleuchtete hat beispielsweise die Qualität von tiefer Stille. Sie ist fast
greifbar. In seiner Gegenwart wird jeder still, der offen und empfänglich ist.
Man spürt auch eine tiefe Zufriedenheit. Nichts kann seiner Zufriedenheit etwas
anhaben, was immer geschieht...
Achtet nicht auf die kleinen Dinge: was
er isst, was er anzieht, wo er lebt. Sie sind unwichtig. Achtet auf seine Liebe,
sein Mitgefühl, sein Vertrauen. Auch wenn ihr sein Vertrauen ausnützt, ändert
sich sein Vertrauen dadurch nicht. Selbst wenn ihr sein Mitgefühl missbraucht
und seine Liebe betrügt, macht es für ihn keinen Unterschied. Das sind eure
Probleme. Sein Vertrauen, sein Mitgefühl, seine Liebe bleiben gleich.
Es
geht ihm in seinem Leben nur noch darum, andere Menschen aufzuwecken. Was immer
er tut, es ist das einzige Ziel hinter all seinen Handlungen: Wie kann man immer
mehr Menschen helfen aufzuwachen? Denn dadurch, dass er erwacht ist, hat er die
höchste Seligkeit im Leben erfahren.
|
Jiddu
Krishnamurti
Geboren
am 12. Mai 1895 0h25' in Madanapalle, Indien (11. Mai 19h12'
GMT)
"
(20.
August 1922)
".. Als ich eine Weile so
gesessen hatte, spürte ich, wie ich meinen Körper verließ, und sah mich unter
dem zarten Blätterdach des Baumes sitzen. Ich schaute gen Osten. Vor mir war
mein Körper und über mir leuchtend und klar der Stern. Dann konnte ich die
Schwingungen Buddhas spüren und erblickte Maitreya und KH. Ich war sehr
glücklich, ruhig und voller Frieden. Ich konnte immer noch meinen Körper sehen
und schwebte über ihm. Eine unendlich tiefe Stille erfüllte die Luft und
erfüllte mich, es war so still wie am Grund eines unermeßlich tiefen Sees... Die
Gegenwart der großen Wesen war für einige Zeit um mich, dann waren sie wieder
fort. Ich war zutiefst glücklich, ich hatte geschaut. Nichts konnte mehr sein
wie vorher. Ich habe das reine, klare Wasser direkt aus der Quelle des Lebens
getrunken und mein Durst wurde gestillt ... Ich habe ein Mitgefühl berührt, das
allen Kummer, alles Leid heilt; es gilt nicht mir, sondern der Welt. Ich stand
auf des Berges Gipfel und sah die großmächtigen Wesen ... Liebe in all ihrer
Herrlichkeit hat mein Herz trunken gemacht; nie kann mein Herz sich wieder
verschließen. Ich habe mich am Quell der Freude und ewiger Schönheit gelabt. Ich
bin Gott-trunken."
*
"Zweifellos
wurde Krishna stark beeinflußt von der Botschaft des Meisters
Kuthumi, die vor seiner Abreise von Sydney »durchgegeben« wurde.
Am 12. August, ungefähr fünf Wochen nach ihrer Ankunft in Ojai,
schrieb er an Lady Emily:
"Ich habe jetzt jeden
Morgen eine halbe Stunde bzw. 35 Minuten meditiert, und zwar
von 6 Uhr 45 bis 7 Uhr 20. Ich fange schon an, mich besser zu
konzentrieren, auch nur für kürzere Zeit & ehe ich zu Bett
gehe, meditiere ich noch einmal ungefähr 10 Minuten. Das wird
wohl eine Überraschung für Sie sein, was? Ich bin dabei, meine
alte Verbindung zu den Meistern zurückzuerlangen & schließlich
ist das & sonst nichts das einzige, was zählt im Leben.
Zuerst war das Meditieren und Konzentrieren schwierig, &
obwohl ich erst vor einer Woche damit angefangen habe, bin ich
doch schon angenehm überrascht."
Nur fünf Tage, nachdem er das
geschrieben hatte, erlebte er etwas, das sein Leben veränderte,
wenn es auch Wochen dauerte, bis es jemand außerhalb von Ojai
erfuhr. Nitya und Krishna schrieben beide Berichte über dieses
Erleben, das am 17. August seinen Anfang nahm. Vierzehn Tage
danach schrieb Nitya folgenden Bericht an Frau Besant und Leadbeater:
"Unser
Haus steht in einem langen, engen Tal voller Aprikosengärten
und Orangenhaine, auf die Tag für Tag eine heiße Sonne herunter
scheint, die uns an Adyar erinnert. Abends jedoch kommt kühle
Luft von den beiderseits des Tales sich hinziehenden Hügelketten.
Weit jenseits des unteren Talendes verläuft die lange ausgezeichnete
Straße von Seattle in Washington bis hinunter nach San Diego
im südlichen Kalifornien, die mehr als 3000 Kilometer lang ist,
mit endlosem, turbulent flutendem Verkehr. Unser Tal ist jedoch
glücklicherweise unbekannt und vergessen, denn eine Straße führt
herein, aber nicht wieder hinaus. Die Indianer haben unser Tal
Ojai oder Nest genannt und haben es wohl jahrhundertelang als
Zuflucht benutzt.
Unser Häuschen liegt am höheren
Ende des Tales und kein Mensch wohnt in unserer Nähe, nur Herr
Warrington, der einige hundert Meter von uns entfernt ganz für
sich allein ein Häuschen bewohnt; und Krishna, Herr Warrington
und ich sind nun schon fast acht Wochen hier, ruhen uns aus
und lassen es uns gut gehen. Ab und zu besucht uns Herr Walton,
der Generalvikar der Liberalkatholischen Kirche Amerikas, der
im Tal ein Haus besitzt; und Rosalind, ein junges amerikanisches
Mädchen, das seit ein oder zwei Wochen in unserer Nähe wohnt,
verbringt die Tage mit uns. Vor ungefähr zwei Wochen - als wir
zufällig alle fünf da waren - gab es nun einen Zwischenfall,
von dem ich Ihnen berichten möchte.
Die wahre Bedeutung des Geschehens
und seine Wichtigkeit werden Sie uns natürlich genau erklären
können, wenn Sie das wollen. Wir schienen hier in eine Welt
versetzt, in der für kurze Zeit Götter wieder unter Menschen
wandelten und in der wir uns so verändert haben, daß unser Kompaß
jetzt seinen Leitstern gefunden hat. Ich glaube nicht, daß ich
übertreibe, wenn ich sage, daß durch das, was geschehen ist,
unser aller Leben tief beeinflußt wurde.
Eigentlich sollte Krishna selbst
die Folge der Ereignisse beschreiben, denn wir anderen waren
lediglich Zuschauer, jederzeit zum Helfen bereit, aber er kann
sich nicht an alle Einzelheiten erinnern, da er sich die meiste
Zeit außerhalb seines Leibes befand. In unseren Gedächtnissen
wurde dagegen alles klar aufbewahrt, denn wir beobachteten ihn
die ganze Zeit sehr sorgfältig, mit dem vagen Gefühl, sein Leib
sei uns anvertraut. Da Herr Warrington nicht völlig gesund ist
und ich mich noch nicht allzuviel anstrengen soll, fiel es der
glücklichen Rosalind zu, Krishna zu umsorgen, und meiner Meinung
nach hat sie ihre Belohnung bereits empfangen (dadurch, daß
sie zur Probe aufgenommen wurde).
Am Donnerstag, den siebzehnten
fühlte Krishna sich abends etwas müde und unruhig und wir beobachteten
eine schmerzhafte Beule an seinem Nacken, die aussah wie ein
zusammengezogener Muskel von der Größe einer großen Murmel.
Am nächsten Morgen schien er wieder in Ordnung zu sein, bis
nach dem Frühstück, wo er sich hinlegte um auszuruhen. Rosalind
und ich saßen draußen, Herr Warrington und Krishna hielten sich
drinnen auf. Auf Herrn Warringtons Rufen ging Rosalind hinein
und fand Krishna offenbar sehr krank. Er warf sich auf dem Bett
hin und her und stöhnte, als habe er große Schmerzen. Sie setzte
sich zu ihm und versuchte herauszubekommen was mit ihm los war,
aber Krishna konnte keine klare Antwort geben.
Er fing wieder an zu stöhnen
und bekam einen Zitter- und Schüttelanfall, er knirschte mit
den Zähnen und hielt die Hände ineinander verkrampft um des
Zitterns Herr zu werden; es war genau das Verhalten eines Malariakranken,
nur daß Krishna sich über schreckliche Hitze beklagte. Rosalind
konnte ihn eine Weile beruhigen, und wieder fing das Zittern
und Schütteln an, ganz wie bei Schüttelfrost. Dann stieß er
sie fort und klagte über die entsetzliche Hitze, mit einer fremdartigen
Entrücktheit in seinen Augen. Rosalind blieb bei ihm sitzen,
bis er sich wieder beruhigt hatte. Sie hielt seine Hände und
beschwichtigte ihn wie eine Mutter ihr Kind. Herr Warrington
saß am anderen Ende des Zimmers und bemerkte - wie er mir später
erzählte - daß aufgrund von Einflüssen aus nichtirdischen Ebenen
in Krishnas Leib etwas geschah. Die arme Rosalind, die anfangs
äußerst ängstlich war, richtete fragende Blicke auf Herrn Warrington,
der ihr aber versicherte, daß alles gut sei. Im Verlauf des
Vormittags wurde es aber schlimmer, und als ich kam und mich
zu ihm setzte, klagte er wieder über die schreckliche Hitze
und sagte, daß wir alle übernervös seien und ihn ermüdeten.
Alle Augenblicke richtete er sich im Bett auf und stieß uns
weg; und wieder begann er zu zittern. Dabei war er nicht richtig
bei sich, denn er sprach von Adyar und den Menschen dort als
ob sie hier anwesend seien; dann wieder lag er eine kleine Weile
ruhig, bis das Rascheln eines Vorhanges, das Klappern eines
Fensters oder das Geräusch eines fernen Pfluges auf dem Feld
ihn auffahren ließen und er stöhnend nach Ruhe und Schweigen
verlangte. Regelmäßig alle paar Minuten wenn ihm heiß wurde,
stieß er Rosalind fort und dann wollte er sie wieder in nächster
Nähe haben.
Ich saß nahe, aber nicht zu nahe
bei ihm. Wir bemühten uns so gut es ging, das Haus still und
dunkel zu halten. Geringe Geräusche, die man kaum wahrnimmt,
sind aber unvermeidlich, und Krishna war so empfindlich geworden,
daß schon der schwächste Laut seine Nerven in Aufruhr brachte.
Später, als das Essen kam, beruhigte
er sich, schien ganz in Ordnung und völlig bei Bewußtsein. Rosalind
brachte ihm sein Essen, das er verzehrte, und während wir alle
unser Mahl beendeten, lag er ruhig da. Einige Minuten später
jedoch stöhnte er wieder auf. Der arme Kerl konnte sein Essen
nicht bei sich behalten. Und so ging es den ganzen Nachmittag:
Zittern, Stöhnen, Unruhe, Bewußtlosigkeit und die ganze Zeit,
als habe er Schmerzen. Merkwürdigerweise beruhigte er sich jedesmal
zu Beginn der Mahlzeiten. Auch wenn er selbst nichts aß, konnte
Rosalind ihn allein lassen um selbst zu essen. Auch abends war
er so ruhig, daß er die Nacht durchschlafen konnte.
Am nächsten Tag, einem Sonnabend,
fing es nach seinem Bad wieder an und zwar schlimmer, und er
schien seltener bei Bewußtsein als den Tag zuvor. Mit regelmäßigen
Unterbrechungen, in denen er Ruhe fand und Rosalind speisen
konnte, hielt dieser Zustand den ganzen Tag an.
Am Sonntag war es dann am schlimmsten,
und am Sonntag erlebten wir den glorreichen Höhepunkt. Während
der drei Tage hatten wir drei uns bemüht, Verstand und Gefühl
ruhig und friedlich zu halten. Rosalind verbrachte die drei
Tage an Krishnas Seite, war für ihn da, wenn er sie brauchte
und ließ ihn allein, wenn er es wünschte. Es war wirklich wunderbar,
sie bei ihm zu sehen und zu beobachten, wie sie ihre Liebe selbstlos
und ganz unpersönlich auszuschütten vermochte. Schon ehe all
dies geschah, hatten wir diese großartige Eigenschaft an ihr
wahrgenommen; wir hatten zwar überlegt, ob eine Frau zu diesem
Zeitpunkt zugegen sein sollte, die nachfolgenden Ereignisse
zeigten dann aber, daß sie wahrscheinlich zu jenem Zeitpunkt
hierher geführt worden war, um insbesondere Krishna und zugleich
uns anderen zu helfen. Obwohl sie erst neunzehn Jahre alt ist
und von Theosophie wenig versteht, spielte sie diese drei Tage
die Rolle einer großen Mutter.
Am Sonntag, wie gesagt, schien
Krishnas Zustand verschlimmert, er schien sehr zu leiden, sein
Zittern und die Hitze schienen verstärkt, und sein Bewußtsein
setzte immer öfter aus. Wenn er seinen Leib unter Kontrolle
zu haben schien, sprach er die ganze Zeit von Adyar, A.B. und
den Mitgliedern des Purpurordens in Adyar, und dauernd wähnte
er sich in Adyar. Dann sagte er: »Ich möchte nach Indien! Warum
haben sie mich hierher gebracht? Ich weiß nicht, wo ich bin«,
und wieder, wieder und immer wieder sagte er: »Ich weiß nicht,
wo ich bin.« Immer wenn sich im Haus jemand rührte, fuhr er
beinahe aus dem Bett. Ehe wir sein Zimmer betraten, mußten wir
ihn darauf vorbereiten. Gegen sechs Uhr jedoch, als wir zu Abend
aßen, beruhigte er sich bis wir fertig waren. Dann, plötzlich,
schien das ganze Haus wie erfüllt von einer fürchterlichen Kraft
und Krishna war wie besessen. Er wollte keinen von uns in seiner
Nähe haben und fing an, sich bitterlich über den Schmutz zu
beklagen, den Schmutz des Bettes, den unerträglichen Schmutz
des Hauses, den Schmutz aller Menschen um ihn, und mit schmerzerfüllter
Stimme sagte er, es verlange ihn danach, in den Wald zu gehen.
Jetzt schluchzte er laut, wir wagtennicht ihn zu berühren und
wußten nicht was tun; er hatte sein Bett verlassen und saß in
einem dunklen Winkel des Zimmers auf dem Boden. Er sagte laut
schluchzend, daß er nach Indien wolle, in den Wald. Plötzlich
kündigte er die Absicht an, allein spazieren zu gehen. Davon
konnten wir ihn aber abbringen, weil wir ihn in seinem Zustand
nicht für fähig hielten, eine nächtliche Wanderung zu unternehmen.
Als er aber wünschte, allein zu sein, verließen wir ihn und
versammelten uns draußen auf der Veranda, wohin er wenige Minuten
später nachkam. Er hielt ein Polster in der Hand und setzte
sich so weit weg von uns wie möglich. Er hatte die Kraft und
Geistesgegenwart gehabt heraus zu kommen, aber draußen angekommen,
verließ er uns wieder und nur sein Leib, Unzusammenhängendes
murmelnd, blieb in der Veranda sitzend zurück.
Wir waren eine seltsame Gruppe
auf der Veranda. Rosalind und ich auf Stühlen, Herr Warrington
und Herr Walton auf einer Bank uns gegenübersitzend, und Krishna
uns zur Rechten einige Meter entfernt. Die Sonne war schon vor
einer Stunde untergegangen und wir saßen angesichts der fernen
Berge, die sich im dunkelnden Zwielicht purpurn gegen den fahlen
Himmel abhoben. Wir sprachen wenig, und das Gefühl eines nahenden
Höhepunktes überkam uns; all unsere Gedanken und Gefühle waren
gespannt in merkwürdig friedvoller Erwartung eines großen Geschehens.
Dann hatte Herr Warrington eine
vom Himmel gesandte Eingebung. Einige Meter vor dem Haus steht
ein junger Pfefferbaum mit zarten Blättern von einem sanften
Grün, jetzt schwer von duftenden Blüten, und den ganzen Tag
ist er »heimgesucht von Bienengesumm«, kleinen Kanarienvögeln
und helleuchtenden Kolibris. Er forderte Krishna ruhig auf,
unter diesen Baum zu gehen. Krishna wollte zuerst nicht, dann
ging er aus eigenem freien Willen.
Jetzt waren wir in sternerhellter
Dunkelheit und Krishna saß unter einem Dach von zartem Laub,
schwarz gegen den Himmel. Er murmelte immerzu noch halb entrückt,
plötzlich aber kam ein Seufzer der Erleichterung und er rief
uns zu: »Oh, warum habt ihr mich nicht eher hierher geschickt?«
Dann folgte eine kurze Stille.
Und jetzt stimmte er
einen Gesang an. Fast drei Tage war kein Wort über seine Lippen
gekommen und sein Leib war von der intensiven Anspannung aufs
Äußerste erschöpft, und es war eine sehr müde Stimme, die wir
das Mantram singen hörten, das in Adyar jeden Abend im Heiligtum
gesungen wurde. Dann Stille.
Vor langer Zeit in Taormina,
als Krishna mit meditierendem Blick ein schönes Gemälde unseres
Herrn Gautama im Bettlergewand angeschaut hatte, hatten wir
einen glückerfüllten Augenblick lang die göttliche Gegenwart
des Großen Einen verspürt, der geruht hatte uns einen Gedanken
zukommen zu lassen. Und wieder diese Nacht, als Krishna unter
dem jungen Pfefferbaum seinen Gesang der Anbetung beendete,
spürte ich wie durch das friedvolle Tal eine Woge dieses Glanzes
ging, als ob Er Krishna wieder seinen Segen gesandt habe.
Wir saßen da, die Blicke auf
den Baum geheftet, und wie wir 'so schauten, sah ich über dem
Baum plötzlich einen großen Stern leuchten, und ich wußte daß
Krishnas Leib für den Großen Einen vorbereitet wurde. Ich beugte
mich vor und sagte Herrn Warrington das von dem Stern.
Der Ort schien erfüllt von einer
Großen Gegenwart und mich ergriff ein großes Verlangen, hinzuknien
und anzubeten, denn ich wußte, daß der Große Herr über unser
aller Herzen Selbst gekommen war, und wenn wir ihn auch nicht
sahen, so fühlten wir alle doch die Herrlichkeit seiner Gegenwart.
Dann wurden Rosalinds Augen geöffnet und sie sah. Ihr Gesicht
veränderte sich wie ich noch nie ein Gesicht sich verändern
gesehen habe, denn sie war so gesegnet, daß sie mit leiblichen
Augen die Herrlichkeit dieses Abends erschauen konnte. Ihr Gesicht
war verwandelt, als sie zu uns sagte: »Seht ihr Ihn, seht ihr
Ihn ?«, denn sie sah den göttlichen Bodhisattva (Herrn Maitreya).
Millionen warten auf eine Inkarnation, um einen solchen Blick
auf unseren Herrn zu erhaschen, sie aber hatte Augen der Unschuld,
und sie hatte unserem Herrn treu gedient. Und wir, die wir nicht
sehen konnten, sahen die Herrlichkeit des Abends sich spiegeln
in ihrem Gesicht, das im Sternenlicht bleich vor Entzücken war.
Niemals werde ich den Ausdruck ihres Gesichts vergessen, denn
Ich habe beschrieben, was ich sah und hörte. Von der Wirkung
des Geschehens auf uns alle habe ich aber noch nicht gesprochen,
denn ich vermute, daß es - wenigstens bei mir - einige Zeit
dauert, die Herrlichkeit, deren Zeuge zu sein wir den Vorzug
hatten, völlig zu begreifen, wenn ich auch jetzt schon spüre,
daß das Leben nur auf eine Art und Weise verbracht werden kann,
nämlich im Dienst des Herrn.
Es folgt Krishnas eigener Bericht,
der zu gleicher Zeit wie der von Nitya weggeschickt wurde und
dessen zweiter Teil nur zwei Tage nach den geschilderten Ereignissen
geschrieben worden war.
"Seit ich Australien verlassen
habe, erwäge ich die Botschaft, die Meister K.H. mir zukommen
ließ, als ich dort war, und denke über sie nach. Natürlich wollte
ich diesen Befehlen so bald wie möglich nachkommen und fühlte
mich in gewisser Weise unsicher in bezug auf die beste Methode,
die mir gesetzten Ideale zu erreichen. Ich glaube, es verging
kein Tag, an dem ich nicht einige Gedanken darauf verwendete,
schäme mich aber eingestehen zu müssen, daß dies alles ziemlich
lässig und achtlos geschah. Im Grunde meines Herzens ruhte aber
stets die Botschaft des Meisters.
Also, seit dem 3. August habe
ich jeden Morgen regelmäßig etwa dreißig Minuten meditiert.
Zu meinem Erstaunen gelang es mir spielend leicht mich zu konzentrieren
und innerhalb weniger Tage konnte ich klar erkennen, wo ich
bisher versagt hatte und wo ich noch immer versagte. Ich fing
sofort gewissenhaft damit an, den schädlichen Ballast der vergangenen
Jahre abzuwerfen. Mit der gleichen Entschlossenheit unternahm
ich es, Mittel und Wege zu suchen, wie ich mein Ziel erreichen
könnte. Als erstes wurde mir klar, daß ich alle meine anderen
leiblichen Verwirklichungen mit der buddhischen Ebene (der höchsten
Bewußtseinsebene) harmonisch abstimmen müßte. Um diese glückliche
Kombination zuwege zu bringen, mußte ich erforschen, was mein
Ego auf der buddhischen Ebene brauchte. Um meine verschiedenen
leiblichen Verwirklichungen zu harmonisieren, mußte ich dafür
sorgen, daß sie im gleichen Rhythmus wie der buddhische Leib
schwangen, und zu diesem Zweck mußte ich wissen, was das Hauptanliegen
des buddhischen Leibes war. Mit einer Leichtigkeit, die mich
selbst erstaunte, erkannte ich, daß das Hauptanliegen auf dieser
hohen Ebene war, Herrn Maitreya und den Meistern zu dienen.
Als ich diesen Gedanken in meinem physischen Geist klar gefaßt
hatte, konnte ich die anderen leiblichen Verwirklichungen so
leiten und steuern, daß sie in gleicher Weise wie auf der edlen
geistigen Ebene handelten und dachten. In diesem Zeitraum von
weniger als drei Wochen konzentrierte ich mich den ganzen Tag
darauf, das Bild des Herrn Maitreya von meinen geistigen Augen
zu behalten, und ich fand keine Schwierigkeit dabei. Ich merkte,
daßich ruhiger und heiterer wurde. Meine gesamte Lebensanschauung
änderte sich.
Dann, am 17. August, fühlte ich
einen scharfen Schmerz im Nacken und mußte meine Meditationen
auf fünfzehn Minuten verkürzen. Die Schmerzen besserten sich
nicht, wie ich gehofft hatte, sondern wurden schlimmer. Der
Höhepunkt war am 19. erreicht. Ich konnte weder denken noch
war ich fähig etwas zu tun, und Freunde hier zwangen mich, zu
Bett zu gehen. Dann verlor ich fast ganz das Bewußtsein, wenn
ich auch recht gut bemerkte, was um mich herum geschah. Jeden
Tag ungefähr zur Mittagszeit kam ich zu mir. Am ersten Tag,
als ich mich in diesem Zustand befand und der Dinge um mich
mehr bewußt war, hatte ich das erste äußerst merkwürdige Erlebnis.
Es war da ein Mann, der den Weg ausbesserte, dieser Mann war
ich selbst, die Hacke, die er hielt, war ich selbst, sogar der
Stein, den er herausbrach, war ein Teil meiner selbst, der zarte
Grashalm war ich, und auch der Baum neben dem Mann war ich.
Ich konnte fast fühlen und denken wie der Straßenarbeiter und
ich konnte spüren, wie der Wind durch den Baum fuhr, und die
kleine Ameise auf dem Grashalm konnte ich auch spüren. Die Vögel,
der Staub und selbst die Geräusche waren ein Teil von mir. Im
gleichen Augenblick fuhr in einiger Entfernung ein Wagen vorbei,
ich war der Fahrer, der Motor und die Reifen; als der Wagen
sich weiter von mir entfernte, entfernte ich mich auch von mir
selbst. Ich war in allem oder vielmehr war alles in mir, unbeseelt
und beseelt, der Berg, der Wurm, und alle atmenden Dinge. Den
ganzen Tag verblieb ich in diesem glücklichen Zustand. Ich konnte
nichts zu mir nehmen, und wieder gegen sechs begann ich meinen
physischen Leib zu verlassen, und natürlich tat die physische
Natur, was sie wollte, ich war bewußtlos.
Der Morgen des nächsten Tages
(des 20.) war fast gleich wie der vorhergehende Tag, und ich
konnte es nicht aushalten, wenn zu viele Menschen im Zimmer
waren. Ich konnte sie in höchst sonderbarer Weise spüren und
ihre Schwingungen gingen mir auf die Nerven. Am gleichen Abend,
wieder ungefähr um die sechste Stunde, fühlte ich mich schlechter
als je zuvor. Weder konnte ich jemanden in meiner Nähe ertragen
noch durfte mich jemand anrühren. Ich fühlte mich äußerst müde
und schwach. Ich glaube ich weinte vor Erschöpfung und weil
ich mich nicht beherrschen konnte. Der Kopf tat mir ziemlich
weh, und ich hatte das Gefühl, als ob mir von oben lauter Nadeln
in den Kopf getrieben würden. In diesem Zustand hatte ich das
Gefühl, daß das Bett, in dem ich lag, in dem ich am vorigen
Tag gelegen hatte, unvorstellbar schmutzig und schmierig sei
und daß ich nicht darin liegen könnte. Plötzlich fand ich mich
auf dem Boden sitzend wieder, und Nitya und Rosalind baten mich,
wieder ins Bett zu gehen. Ich verbot ihnen, mich anzufassen
und schrie, daß das Bett nicht sauber sei. So trieb ich es einige
Zeit, bis ich endlich hinaus wanderte auf die Veranda, wo ich
erschöpft und etwas ruhiger einen Augenblick sitzen blieb. Ich
kam allmählich zu mir und schließlich sagte Herr Warrington,
ich solle doch unter den Pfefferbaum gehen, der nahe beim Haus
steht. Dort saß ich mit untergeschlagenen Beinen in Meditierstellung.
Als ich einige Zeit so gesessen hatte, spürt_ ich, wie ich mich
von meinem Leib löste, ich sah mich selbst unten sitzen mit
dem feinen zarten Laub des Baumes über mir. Ich schaute nach
Osten. Vor mir war mein Leib und über meinem Kopf sah ich den
Stern, hell und klar. Dann konnte ich die Schwingungen des Herrn
Buddha spüren; ich erblickte Herrn Maitreya und Meister K.H.
Ich war so glücklich, ruhig und voller Frieden. Meinen Leib
konnte ich noch sehen und ich schwebte dicht über ihm. Es war
eine solche tiefe Ruhe in der Luft und in mir selbst, die Ruhe
auf dem Grund eines unauslotbar tiefen Sees. Und wie bei einem
See fühlte ich, daß mein physischer Leib mit seinem Geist und
Gefühlen zwar an der Oberfläche aufgerührt werden konnte, aber
nichts, gar nichts, die Ruhe meiner Seele stören könnte. Einige
Zeit spürte ich die Gegenwart der mächtigen Wesen und dann waren
SIE gegangen. Ich war höchst glücklich, denn ich hatte gesehen.
Nun konnte nichts mehr sein wie früher. Ich habe von den klaren
und reinen Wassern am Ursprung des Lequells getrunken und mein
Durst wurde gestillt. Nie mehr könnte ich nun durstig sein,
und nie mehr in völliger Dunkelheit verharren. Ich habe das
LICHT gesehen. Ein Erbarmen hat mich erfaßt, das alle Sorgen
und Leiden heilt; nicht für mich selbst, sondern für die Welt.
Ich habe auf dem Gipfel des Berges gestanden und die mächtigen
Wesen erschaut. Niemals kann ich wieder in äußerster Dunkelheit
sein; ich habe das glorreiche und heilsame Licht gesehen. Die
Quelle der Wahrheit wurde mir offenbart und die Dunkelheit zerstreut.
Die Liebe in all ihrer Herrlichkeit hat mein Herz trunken gemacht;
mein Herz kann sich niemals wieder verschließen. Ich habe vom
Quell der Freude und ewigen Schönheit gekostet. Ich bin trunken
von Gott."
Herr Warrington schrieb ebenfalls
einen Bericht über dieses Erleben. Er gab an, Krishnas und Nityas
Berichte gelesen zu haben und für die Wahrheit derselben einstehen
zu können. Er fügte nur eine interessante Einzelheit hinzu -
daß er wüßte, daß das Bett sauber gewesen sei, weil er selbst
geholfen hatte es zurecht zu machen mit »am gleichen Abend aus
dem Wäscheschrank entnommener frischer Bettwäsche«.
Am 2. September schrieb Krishna
Briefe an Frau Besant, Leadbeater und Lady Emily. An Leadbeater
schrieb er:
"Vor einiger Zeit sandte ich Ihnen ein
Kabel, in dem ich Sie bat, meinen Eindruck zu bestätigen, daß
Lady Emily am Abend des 12. August aufgenommen wurde. Da ich
keine Antwort erhielt, nehme ich an, daß dies nicht der Fall
ist. Das tut mir leid. Ich sende Ihnen Photographien von Helen
Knothe und Rosalind Williams. Wir sprachen von Helen, als ich
in Australien war und ich glaube bestimmt, daß sie für die Meister
arbeiten wird und außerdem sagten Sie einmal, daß sie Piet Meuleman
* gewesen sei. Bitte schreiben Sie mir doch etwas über sie,
weil ich sehr an ihr interessiert bin. (Ich hatte mich fast
verliebt in sie, als ich ihr in Holland begegnete! !
1) Fr!. Williams ist neunzehn
Jahre alt, ein amerikanisches Mädchen, sehr freundlich, und
am Abend des 21. August hatte ich den Eindruck, daß sie zur
Probe aufgenommen wurde. Bitte teilen Sie mir mit, ob das stimmt.
Nitya beschreibt das außerordentliche
Erleben, das mir am Abend des 20. August zuteil wurde, genauer,
und auch, wie die beiden vorhergehenden Tage dazu übergeleitet
hatten. Ich sende Ihnen, Frau Besant und Raja je eine Kopie
davon. Wie Sie wohl wissen, war ich viele Jahre lang nicht das,
was man glück-
* Frau Petronella Catharina Ueuleman-van
Ginkel (1841-1902). Sie begründete im Jahre 1891 die T.S. in
Holland. Helen wurde im Jahre 1904 geboren.
- lich nennt; alles womit ich
in Berührung kam, brachte mir Unzufriedenheit; mein Geisteszustand
war, wie Sie, mein liebster Bruder, wissen, beklagenswert. Ich
wußte nicht, was ich wollte und hatte auch keine Lust, viel
zu tun, alles langweilte mich sehr bald und ich konnte einfach
nicht zu mir selbst finden. Aus dem, was Nitya schrieb und dem,
was ich hinzugefügt habe, können Sie entnehmen, daß ich mich
gegenüber meinem Zustand in Australien erheblich geändert habe.
Die Botschaft, die Meister K.H. mir bei meinem Aufenthalt in
Australien zukommen ließ, habe ich natürlich klar und ausführlich
erwogen. Ich habe damit angefangen, regelmäßig jeden Morgen
ungefähr eine halbe Stunde zu meditieren. Nach wenigen Tagen
des Meditierens wurde mir klar, wo ich versagt hatte und noch
immer versage und wie Sie mich schon immer kennen, begann ich
gewissenhaft und ausdrücklich, mein Fehlverhalten der letzten
Jahre abzulegen, seit ich das Mißgeschick hatte Sie verlassen
zu müssen. Hier lassen Sie mich voller Scham bekennen, daß meine
Empfindungen Ihnen gegenüber nicht so waren, wie sie hätten
sein sollen. Jetzt sind sie aber völlig anders, ich bin überzeugt,
daß ich Sie liebe und respektiere wie es wirklich ganz wenige
Menschen tun. Meine Liebe zu Ilinen aus der Zeit als wir uns
zuerst in Adyar begegneten ist zurückgekehrt mitsamt aller Liebe
der Vergangenheit. Bitte denken Sie nicht, daß ich lauter Plattheiten
und abgedroschene Phrasen schreibe. Das ist wirklich nicht der
Fall und Sie, mein liebster Bruder, kennen mich tatsächlich
besser als ich mich selbst kenne. Ich wünschte von ganzen Herzen,
daß ich jetzt mit Ihnen zusammen sein könnte.
Seit dem 10.August weiß ich,
was ich zu tun habe und was vor mir liegt - nichts als den Meistern
und dem Herrn zu dienen. Seit diesem Zeitpunkt bin ich viel
empfindungsfähiger geworden und dazu geringfügig hellsichtig,
da ich Sie und die Präsidentin in jener Nacht sah, als ich im
Mondschein saß. So etwas ist mir seit mehr als sieben Jahren
nicht geschehen. In den sieben vergangenen Jahren war ich geistig
blind, ich befand mich in einem licht- und luftlosen Verlies.
Jetzt spüre ich, daß ich im Licht der Sonne bin, mit der Energie
vieler, nicht physisch, sondern geistig und gefühlsmäßig. Ich
empfinde, daß ich wieder in Fühlung mit Herrn Maitreya und dem
Meister bin und für mich gilt nun nichts anderes als IHNEN zu
dienen. Mein ganzes bewußtes Leben auf der physischen Ebene
ist diesem Werk gewidmet und das wird sich kaum ändern.
Bitte lassen Sie mich ohne Vorbehalt
wissen, was Sie von all dem denken, was ich geschrieben
und empfunden habe."
Sein Brief an Frau Besant war
mehr oder weniger eine Wiederholung des obigen. An Lady Emily
drückte er seine Gefühle intimer aus:
"Seit mehr als vierzehn
Tagen habe ich keinen langen Brief mehr an Sie geschrieben;
das bedaure ich, aber ich kann nichts dafür, wie Sie meiner
nachfolgenden Schilderung der Umstände entnehmen können. Ich
war krank und dem an Frl. Dodge Gesandten können Sie entnehmen,
daß ich eigentlich nicht richtig krank war. Ich hatte das große
Glück, ins Bewußtsein des Meisters und in meine alte Führung
mit Herrn Maitreya zurückgerufen zu werden. Ich habe meinen
Bericht darüber an Frl. Dodge gesandt, erstens weil hier nicht
viele Kopien zu bekommen sind & außerdem wollte ich ihr
den Bericht schicken, weil sie nicht gesund ist und vielleicht
wird er sie aufheitern und ihr helfen. Ich wußte, daß Sie mir
es nicht übelnehmen, daß ich den Bericht an sie gesandt habe
mit der Bitte, ihn dann an Sie weiterzugeben. Ich denke, es
ist besser, wenn jemand von Ihnen den Bericht vorliest, wenn
Sie alle beisammen sind & ich schreibe deshalb noch an Fr!.
Dodge. Dem Bericht können Sie entnehmen, daß ich »verändert«
& glücklich jenseits menschlichen Glückes bin. Ich empfinde
und lebe in einem erhabenen Zustand; nicht dem erhabenen Zustand
des Stolzes. Nitya & Herr Warrington haben ebenfalls Berichte
geschrieben & ich habe meinen Bericht ohne Hilfe verfaßt.
Besonders der letztere Teil wurde zwei Tage nach dem Erleben
geschrieben & als ich mich noch im Zustand der Erhabenheit
& Anbetung befand. Wenn ich daran denke, empfinde ich alles
wieder so. Alles was ich schrieb ist vollkommen wahr und tief
begründet. Ich kann niemals wieder wie früher werden. Ich werde
nicht aufhören, Sie, liebe Mutter zu lieben, aber meine Haltung
dem Leben gegenüber ist verändert; für mich existiert jetzt
nichs mehr als das Werk. Gewiß habe ich mehr geistige und gefühlsmäßige
Kräfte als physische, aber diese werden noch kommen. Ich fühle
mich, als ob ich in Anbetung auf einem Bergesgipfel sitze &
daß Herr Maitreya nahe bei mir ist. Der Horizont meines Lebens
ist klar & der Ausblick schön und scharf.
So, Mutter,
werden Sie verstehen, daß ich mich verändert habe & durch
die Veränderung in mir werde ich auch das Leben meiner Freunde
verändern. Ich möchte, daß sie den gleichen Berg ersteigen &
von diesem aus die Herrlichkeit der Großen Wesen erschauen...
ich möchte, daß Sie mit mir zusammen dort oben sind... ich will
der ganzen Welt helfen, ein Stück höher zu steigen als sie jetzt
sind & Mutter, Sie müssen mir dabei helfen & um helfen
zu können müssen Sie höher gestiegen sein um den Menschen den
Weg zu zeigen. Sie müssen sich ändern, vorsätzlich & mit
einem festen Ziel ändern. . . ich hoffe, Sie denken nicht, daß
ich Ihnen eine Predigt halten will, aber seit ich mich geändert
habe & ich davon überzeugt bin, zu mir selbst gefunden zu
haben, wünsche ich auch Ihnen zu helfen, daß Sie sich selbst
erkennen und groß werden. Das müssen Sie tun, denn es gibt sonst
nichts auf der Welt als den herrlichen und heiligen Weg zu betreten
& liebe Mutter ich werde Ihnen helfen. Es gibt nichts zu
tun als in allen Dingen wie SIE zu werden und IHNEN zu folgen
und zu dienen, indem man der Welt dient. Sie wissen nicht, wie
sehr ich mich verändert habe, mein ganzes inneres Wesen ist
lebendig und voll Energie & Gedanken & ich bin überzeugt,
daß mein Ego entschieden herabgedrückt worden ist. Ich bin etwas
hellsichtig.
Können Sie bitte, wenn Sie schließlich
das Manuskript über mein Erleben mit den Beiträgen von Nitya,
Herrn Warrington und mir erhalten haben, 4 Kopien davon anfertigen
lassen? ... ich möchte nicht, daß darüber Klatsch entsteht &
außerdem sollen nur ganz wenige Menschen davon erfahren. Seien
Sie vorsichtig bei der Wahl desjenigen, der es auf der Maschine
schreibt. Können Sie dafür eine völlig vertrauenswürdige Person
auswählen? Ich möchte, daß der Bericht mit der Aufschrift »streng
vertraulich - bitte niemandem zeigen« an Cordes, Ruspoli, Frau
Blech, Frl. Dijkgraff gesandt wird. Ich hoffe, daß es Ihnen
nichts ausmacht und Sie eine wirklich vertrauenswürdige Person
auswählen, bitte seien Sie vorsichtig. Ich überlasse das Ihrer
Entscheidung."
In einem späteren Brief teilte
er Lady Emily mit, daß er an Helen kein Exemplar senden würde,
da er meinte, daß sie das alles nicht verstehen könnte, daß
aber Frl. Dijkgraff es ihr vorlesen möge, wenn sie dann in Holland
wäre.
Lady Emily bat Rajagopal, das
Manuskript auf der Maschine zu schreiben. Als sie ein Exemplar
davon an Ruspoli schickte, schrieb sie dazu:
"Das zu lesen wird Sie hoffentlich
genau so glücklich machen wie mich. Wenn man K. und seine absolute
Wahrhaftigkeit kennt, ist es umso überraschender. Für Sie und
mich, die wir beide wußten, wie unglücklich K. war- ist es nicht
wunderbar, ihn glücklich und voller Frieden zu wissen - indem
er zu sich selbst gefunden hat? Es hat bei mir wirklich die
ganze Tendecz meines Lebens verändert und ich hoffe, daß das
auch bei Ihnen der Fall sein könnte.
Auch Nitya spürte,
daß sein Leben sich verändert hatte. Wie er Leadbeater am 1.
September berichtete:
»Ich fürchte, daß ich Krishna
früher nicht so viel helfen konnte wie ich hätte sollen, wahrscheinlich
war ich eher ein Hindernis, aber von jetzt an will ich ihm helfen
soviel ich kann... Wenn Sie mir sagen können, wie ich Krishna
noch helfen kann, bitte glauben Sie mir, daß ich Ihnen dafür
dankbar wäre.«
Und an Frau Besant schrieb Nitya:
»Die
ganze Welt hat sich für mich so verändert, seit diese Dinge
geschehen sind, ich fühle mich wie eine Seifenblase, die plötzlich
erstarrt ist, und das Leben ist einfach geworden, Gott sei Dank.
Ich fühle mich, als ob ich bisher gar nicht richtig gelebt hätte,
und jetzt könnte ich nicht leben ohne dem Herrn zu dienen.«
Leadbeater zweifelte nicht daran,
daß Krishnas Erleben die Erlangung der dritten Einweihung bedeutete,
trotzdem war er in Verlegenheit, wie sein Brief an Frau Besant
vom 21. Oktober zeigt:
"Sie werden inzwischen Kopien
der von Krishna und Nitya verfaßten Berichte erhalten haben,
von dem wunderbaren Erleben, das dem ersteren zuteil wurde.
Es war wirklich erstaunlich und schön, obwohl ich wünschte,
daß es nicht von so viel physischer Krankheit und Leiden begleitet
worden wäre. Ich würde sehr gerne Ihre Meinung zu all dem hören.
Uns selbst ist ein sehr ähnliches Erleben zuteil geworden, nur
daß - wenigstens in meinem Fall - niemals auch nur eines dieser
schrecklichen physischen Symptome aufgetreten wäre, da mein
Leib entweder ruhig im Trancezustand zurückblieb oder vollwach
teilnahm am Geschehen, aber ganz ohne Schmerzen oder Krankheit."
Eigentümlicherweise dauerte es
weitere vier Wochen, ehe Leadbeater an Krishna selbst schrieb.
Hatte er, ehe er selbst schreiben wollte, darauf gewartet etwas
von Frau Besant zu hören? Am 14. November schrieb er von einem
The Manor genannten Haus in Mosman, einer Vorstadt von Sydney,
wo er jetzt lebte:
"Mein lieber Krishna,
Ich gratuliere Dir von ganzem
Herzen. Der Schritt, den Du getan hast, ist von äußerster Wichtigkeit
und gibt die Gewißheit (so weit wie bloße menschliche Wesen
jemals Gewißheit haben können !), daß Du in wenigen Jahren auch
den nächsten Schritt tun wirst. Ich kann das Glück begreifen,
das Du verspürst, die Sicherheit, den wunderbaren Zugewinn an
Liebe und Energie. Denn sie und ich haben all dies auch durchgemacht
- wenn ich zwar physisch nicht halb so sehr leiden mußte wie
Du es wohl mußtest. Ich glaube, daß sie auch so gelitten hat,
aber sie hat sehr wenig darüber gesprochen.
Im
Vergleich zu den Fortschritten bei den meisten Schülern haben
sich die Dinge wunderbar rasch entwickelt seit dem Tage vor
jetzt fast vierzehn Jahren, als wir uns zum ersten Male in unserer
jetzigen Inkarnation in Adyar trafen. Ich bin sehr, sehr dankbar,
daß wir auf unserem Wege so weit gekommen sind ohne ernste Zwischenfälle,
denn eine Zeitlang hatte ich etwas Angst deshalb, obwohl ich
wußte, daß letzten Endes alles gut werden müßte. Du solltest
jetzt vollkommen fest und unerschütterlich sein; doch werden
wir durch die gesamte okkulte Tradition gewarnt, daß es auf
dem Wege zur wahren Schwelle zur Göttlichkeit immer Gefahren
und Versuchungen gibt. Möge der Herr (Maitreya) uns gewähren,
daß wir IHM stets treu verbleiben - und uns völlig entäußern
in unserer Liebe zu IHM!
Es war für Rosalind Williams
eine ganz wunderbare und einzigartige Chance, bei Dir sein zu
können und Dir bei dieser so wichtigen Gelegenheit zu helfen,
und wir dürfen nicht überrascht sein, wenn sie als Ergebnis
dessen sofort probeweise zugelassen wurde. Mögen ihre weiteren
Fortschritte dieses wunderbaren und erhabenen Anfangs würdig
sein! Du hast ganz richtig vermutet, daß Lady Emily aufgenommen
wurde. Helen Knothe war noch ein ganz kleines Kind, als ich
sie sah, ich weiß nicht viel von ihr jetzt, wenn ich sie als
Piet Meuleman auch sehr bewundert habe...
Was wirst Du als nächstes tun?
Beabsichtigst Du wieder hierher zu kommen? Wir wären alle mehr
als glücklich, Dich hier zu haben, und fraglos könntest Du viel
Gutes tun - was aber natürlich auch für jedes andere Land der
Welt zutrifft! Viele ganz herzliche Grüße an Nitya und Dich,
ebenso an Herrn Warrington.
Ich verbleibe Dein Dir stets
herzlich verbundener C.W. Leadbeater"
Ungefähr vier Wochen ehe er diesen
Brief erhielt, hatte Krishna von Frau Besant gehört, daß er
die dritte Einweihung erlangt hätte, zu dieser Zeit war er aber
schon der eigenartigen und quälenden Einwirkung unterworfen,
die nun jahrelang immer wieder ein- und aussetzen sollte...
|
P.T. *
22.
10. 1909 [1]
"Der
Text entstand auf Grund persönliche Erfahrungen [2]. Einge werden
sagen, es sei das phantastische Hirngespinst einer hochentwickelten
Vorstellungskraft, aber man muß verstehen, daß es in der Welt
Gottes nichts ohne ein geringes Maß an Wahrheit gibt. Selbst
Phantasie ist aus dem materiellen Stoff Gottes hergestellt,
wie kann also Phantasie vollkommene Unwahrheit sein? Diese Feststellung
sollte den Verstand des Menschen aus dem Gleichgewicht bringen
und die Lehren orthodoxer Religionen, Philosophien und metaphysischer
Konzepte erschüttern. Ich bin jedoch bereit, meine Feststellungen
auf Grund reiner Erfahrung zu treffen, und man muß bedenken,
daß alle Erfahrungen allein dem Erlebenden einzigartig sind."
P.T.
"
.... Die Erregung begann zu wachsen, denn wir näherten uns dem letzten
Abschnitt der Reise. Sie glich der Aufregung eines Kindes, nur war sie Millionen
Mal freudiger. Dann geschah etwas Unerwartetes. Es war etwas, was ich mir nie
vorgestellt hatte, daß es geschehen würde, aber als es geschah, war ich mir
dessen jäh bewußt. Der Herrscher Agam Purusha stürzte sich auf mich, packte mich
plötzlich mit scharfen Klauen und stieß, zerrte und bearbeitete mich in einer
Art Massage, die verblüffend und schmerzhaft war. Der Ton pfiff durch mich
hindurch und das schreckliche Gelächter dröhnte um mich herum und glich einem
Übelkeit erregenden elektrischen Stromstoß.
Ich wurde wie ein Ball in die
Luft geschleudert und landete schließlich auf dem weichen Grund von etwas, das
mich fing und wieder aufrichtete, und da stand ich nun, während um mich herum
die merkwürdigsten Dinge geschahen. Die ganze Welt aus Licht war verschwunden
ich stand am Rande eines entsetzlichen Abgrundes und sahen in die Tiefe, die aus
dem sanftesten Licht bestand, das man sich überhaupt vorstellen kann.
Alles
war Leere, abgesehen von dem Licht, das zu etwas erstarrt und gefroren war, was
wie eine Landschaft aus Sanftheit erschien, deren Umrisse in einem flackernden
Licht zu sehen waren, und von Atomen aus Licht, die vor unseren Augen
tanzten.
Mit Ausnahme des zartesten und kaum hörbaren Klanges von Musik. .
.lieblicher Musik, die in mir das wilde Verlangen erweckte, ihre Quelle zu
finden . . . herrschte eine immense und absolute Stille.
Die Sanftheit der
Landschaft der endlosen Ausdehnung rollender Hügel, eine Landschaft
unvorstellbarer Lieblichkeit, nicht mehr Teil einer Welt intensiv brennenden,
feurigen Lichts, sondern statt dessen das lieblichste, wunderschönste
Licht.
Als ich dastand und beobachtete, erfüllte mich so etwas wie eine neue
Zuversicht. Die Ängste der Agam Ebene verließen mich. Ich war aller Starrheit
entledigt. Gleich der Welt, in der ich stand, war alles gänzlich entblößt und
nackt; das Licht der Agam Ebene hatte es gereinigt, der Gott Agam Purusha mit Feuer geläutert, so daß ich klar
über die Reise hinaus bis zu deren Ende, über jegliche Illusion hinaus zur
Realität wahrnahm.
Hier war das Ende aller Dinge, die Heimat Gottes, des
Urquells; die Gebeine, Schädel und Gerippe aller Ewigkeiten, die im Mittelpunkt
allen Lichts standen. Auch ich war hier bloßgelegt, enthüllt, jenseits aller
Hoffnung, aller Furcht, jenseits von allem, in Leere, Bedeutungslosigkeit und
Nichts. Hier war die Welt, zu der alle Welten fließen, das Ödland, in dem alle
Dinge ihren Anfang hatten und zu dem alle Dinge zurückkehrten. Dies war das
Ende. Die Antwort. Wahrheit! Gott!
Dann sah ich
es. Man könnte sagen, es war eine Luftspiegelung, eine Halluzination, die
Täuschung dieser Welt. Aber dann wiederum sah ich es tatsächlich. Das Licht
Gottes! Es stand über allem im Zentrum der Welt; das Licht war diffus, glänzend
und hell, nicht zu hell, gerade hell genug. Es hing im Mittelpunkt der
Landschaft innerhalb des leeren Raumes dieser Welt, jene gewaltige Masse an
Licht, so immens, daß ich sie nicht beschreiben kann, und strahlte im Abgrund
des Raumes. Während ich es betrachtete, begann ich zu beten, nicht mit Worten,
sondern mit Eindrücken.
Die Szene ging vorüber und ich spürte, wie ich mich
allmählich bewegte, eine Bewegung des In Etwas Eintretens, ein Fließen wie
Wasser. Das ist die genaueste Beschreibung, die ich davon geben kann. In
gewissem Sinne war ich die gleiche Flüssigkeit wie ein Atom des Spirit. Und doch
war ich bewegungslos, mit dem Eindruck des Beobachtens, spürte den Fluß und die
tiefgreifende Bewegung in jeder Faser meines selbst.
Der Impuls durchfuhr
mich, daß die Reise beendet war. Dies war Leben in Gott. Die Musik war durchdringend, hoch und zart, als
käme sie aus mir selbst. Es gab keine Sicht, kein Gehör und kein Gefühl, nur das
Wissen, daß ich ein Teil des Absoluten war, nur die Intelligenz, die Macht und
Freiheit besitzt.
Freiheit! Ja, das war es. Ich hatte vorher nie Freiheit
besessen. Es war herrlich; die Freiheit, sich nach Wunsch zu jeder Zeit
überallhin zu begeben. Dann wußte ich, daß es nicht die Musik war, die zu hören
gewesen war, sondern etwas, was über mir hing wie ein beinahe greifbares Wesen;
es verblaßte, wand sich spiralförmig empor und wurde ein Teil des Tones. Dann
war es wieder da. Es war der sanfteste Klang des Atmens.
Ich wartete.
"Wer
ist da?" Ich sandte eine Befehlsschwingung aus.
Die Welle hing im Äther. Sie
holte aus und stürzte zurück wie ein Blitzschlag aus dem All, aber ich
schüttelte sie ab und wartete.
Das Licht um mich herum wurde sehr hell und
ich wußte, daß ich in seinem Mittelpunkt stand, freischwebend im Raum, ein Atom
innerhalb der Lichtatome; man konnte sie nicht unterscheiden. Nichts! Das ist
alles, was ich sagen kann! Nichts!
Ich war ein Teil jener Wolke aus Licht,
gehüllt in ein flammendes Gewand, im Zentrum dieses blendenden Lichts. Etwas
trat in mein Herz ein und Glückseligkeit flammte auf, ein glorreiches Licht, das
die Hingabe, Anbetung, Sehnsucht, Ehrfurcht und die Herrlichkeit Gottes war, und
die göttliche Gnade, von der alle Autoren berichten, wenn man eins mit Gott wird.
Ich stand im Zentrum eines mächtigen,
ungeheuren Lichts, und der Strom pochte und pulsierte durch mich
hindurch.
Dies war der König der Könige! Der Herrgott! Der Herrscher der
Herrscher! Der Allmächtige! Das Absolute! Das Höchste Wesen, der Autor aller
Dinge! Der Höchste Schöpfer; Das Unbegrenzte. Das Ewige! Der Allgewaltige! Der
Omnipotente. Der Allwissende und der Allgütige. Der Allweise, der
Omnisciente! Dies war das Heilige Selbst, der Spirit der Wahrheit, die Taube,
der Tröster, und der Spirit Gottes.
Dann war ich Gott!
"Bewahre diesen Augenblick, halte ihn aufrecht,
erhalte ihn, verewige ihn und mache ihn unsterblich, mein Sohn," sprach eine
leise, rhythmische Stimme in mir. "Du bist gesegnet, geheiligt, geweiht,
erlöst und gepriesen!"
Die Stimme verklang und begann erneut aus der Tiefe
meines eigenen Selbst zu sprechen, mit der gleichen vollen Klangfärbung, die
meinem eigenen Wesen entsprach.
"Ich bin die göttliche, die himmlische Seele,
das Sternenwesen; geweiht, heilig und sakrosankt.
"In meinem Namen bin
ich!
"In meinem Selbst bin ich! "In meinem Körper bin ich! "In allem bin ich!
"Ich bin die Gottheit! "Ich bin die Göttlichkeit! "Ich bin die göttliche Natur!
"Ich bin die Allmacht!
"Ich bin die Vorsehung! "Und ich bin die Dreifaltigkeit,
die heilige Dreifaltigkeit, die Dreifaltigkeit in Einheit, die Dreieinigkeit.
Die dreifache Einigkeit!
"Ich bin Gott, der
Vater, der Urheber, der Schöpfer, der Bewahrer. Ich erschaffe, erhalte und stehe
an der Spitze der göttlichen Verwaltung und der Hierarchie!
"Ich bin Gott der Sohn, Jesus Christus, der Messias, der Gesalbte,
der Erlöser, der Heiland, der Mittler, das Lamm Gottes, der Sohn des Menschen,
der gute Hirte, der Weg, die Tür, die Wahrheit, das Leben, das Brot des Lebens,
das Licht der Welt, die Rebe und der wahre Rebstock, der König der Herrlichkeit,
der Friedensfürst.
"Ich bringe allen Seelen das Heil, Erlösung denen, die sie
begehren. Wiedergutmachung den Leidenden, Vermittlung, Fürsprache und
Urteil.
"In der Schöpfung schaffe ich, bilde, gestalte, forme und
manifestiere ich.
"In der Erhaltung bewahre ich, halte aufrecht, verewige und
immortalisiere ich.
"In der Wiedergutmachung erlöse, errette, vermittle und
sühne ich und lege Fürsprache ein.
"Ich übermittle Eingebung, Erneuerung,
Heiligung, Trost und Gnade.
"Ich habe viele Namen bei allen Völkern. Die
Essenzen des Universums, Radha Swami; der Gesegnete; Zara-Akerana, das
Unbegrenzte Wesen; Ahurmazda, oder Ormad, der Herr der Weisheit; der König des
Lichts; Allah, Buddha, und viele andere.
"Wer mich haben möchte, kann mich
haben! "Aber viele verleugnen mich aufgrund geistiger Böswilligkeit!
"Dies
ist die einzige Art und Weise mich zu verleugnen und diese schreckliche
Krankheit ist folgende. "sich gegen meinen Namen in Klagen und Disharmonie
aufzulehnen. "Dies bringt das spirituelle Wachstum zum Still-stand und hält die
Seele fern ihrer wahren Heimat!
"Sei tugendhaft, übe Selbstkontrolle,
Selbstverleugnung, und trete aus ganzem Herzen in meine Werke ein. Dies sind die
Eigenschaften, die Dich unübertrefflich, unvergleichlich, heilig, einem Heiligen
gleich, Engelsgleich und göttlich werden lassen, durch die Du zu meinen Füßen
gelangst und zum Reisenden wirst!
"Du bist nun ein Reisender! Blicke in Dein
Herz und erkenne! Bist Du nicht er und er ist Du.
"Wer kann Dir den Weg in
den Himmel weisen? Vermag es der Geistliche, die Doktrin jeglicher
Religion?"
"Nein, nur das Bani, der Ton der Himmel! "Nur der der Gottmensch!
"Nur Du, Seele! "Höre auf niemanden als diese drei! Die Dreieinigkeit Deiner
selbst! "Du hast nun Gott realisiert!! "Du bist nun
in das Reich Gottes eingetreten; den Himmel; das himmlische Reich; den Himmel
der Himmel; das Paradies; Eden; die Heilige Stadt; Gottes Thron; die
Sternenstadt, den Aufenthaltsort der Gesegneten! "Verweile in meiner
Glückseligkeit! "Dies ist das Meer der Liebe und Güte!
"Ich bin kein Wesen,
keine Seele, oder eine Sache. Ich bin Gott, das
Einzigartige! Das ist die einzige Beschreibung, die nötig ist! "Wer bist
Du? "Du bist ebenfalls Gott! Du bist ich selbst!
Ich! "Mein erstes Prinzip ist, daß dieser wahre kosmische Strom IST!
"Mein
zweites Prinzip lautet, daß es keinen anderen Gott
gibt als mich, ,Ich', nicht ich wie Du mich kennst, sondern das, was in Deinem
Inneren ist, das Selbst. Deshalb ist alles Gott,
einschließlich des niedersten Lebens.
"Mein drittes Prinzip lautet, um
Göttlichkeit zu besitzen, muß man im Zentrum meines Lichtes und Tones weilen;
und da das Licht Gott ist und Gott Licht ist, so ist es überall und hat keinen
Sammel-punkt, außer in jeder Seele. Folglich muß ich mich im Licht in meinem
Inneren aufhalten!
"Mein viertes Prinzip lautet, daß keine Wahrheit größer
ist als die Lüge, und daß Wahrheit niemals bedeutender ist als Nichtwahrheit,
denn letzteres ist das leuchtende Ideal, das Gott
der Seele in diesem wahren Reich vor Augen hält!
"Du mußt für mich leben,
aber nicht für mich sterben!
"Für mich zu sterben bedeutet Trennung. Es
besteht nicht die Notwendigkeit einer Trennung von mir!
"Mich über alles zu
lieben bedeutet, das Bedürfnis zu verstehen und zu verspüren, niemals eines
meiner Wesen überall in den Welten meines Körpers zu verletzen oder ihm zu
schaden.
"Mich sehr zu lieben heißt, Deine Mitseelen zu lieben. "Dir
selbst zu schaden bedeutet, Dich über die Behandlung Deiner Mitmenschen zu
beklagen. Dies heißt, Deine Liebe für mich einzustellen!
"Ich liebe Dich
innig, wenn Du einfach Gott bist! "Lasse Dich von
Liebe und Wahrheit leiten. Das ist der einzige Weg in das Herz der erhabenen
Seele. Wenn Du der unveränderbaren Wahrheit treu bist, kannst Du darauf hoffen,
in dauerndem Frieden etabliert zu werden.
"Wenn ich spreche, manifestiert
sich mein Wort irgendwo in den Welten der Welten als Wahrheit! "Mein Wort
kann nie vom Verstand erfaßt werden. Es muß vom Herzen aufgenommen werden und
Dich anregen, nach mir zu verlangen. "Meine Liebe und mein Segen sind immer bei
Dir. Bewahre sie gut!
"Die Manifestation der Wahrheit ist mein Wort!
"Mit
dem Erwachen der Erkenntnis der Einheit des Lebens, finden Haß und Zwietracht in
Deinem Herzen ein Ende!
"Unerschütterliche Liebe und unfehlbares Verständnis
vereinigen Dich mit allen Seelen in allen Ebenen der kosmischen Welten.
"Jede
Bruderschaft der Menschen gründet sich auf die Erkenntnis der Einheit meiner
selbst.
"Spirituelle Befreiung ergibt sich aus der Ausübung des
Shabda!
"Der genügend geschulte Mensch ist fähig, sich vom physischen Körper
loszulösen, während er im Körper lebt, und zu allen Teilen seines außenliegenden
Universums zu reisen.
"Der Mensch kennt die tatsächlichen Welten, oder Reiche
in seinem Inneren nicht.
"Ich habe Dich mehr geliebt als Du Deine Schändungen
geliebt hast.
"Die höchste Prüfung der Anhängerschaft ist, Liebe für alles
Lebende zu haben.
"Die Wurzel allen Übels steckt in Dir selbst. Nicht in
anderen.
"Zu geben und nur zu geben, ohne auch nur einmal an Belohnung zu
denken, ist der Anfang der Unsterblichkeit.
"Niemand kann Gott werden, indem er vor Schmerzen flüchtet, oder
Annehmlichkeiten und Vergnügungen sucht, oder durch Bindungen an weltliche
Personen.
"Heitere Losgelöstheit bildet den letzten Schritt in der Trennung
der Seele von weltlicher Gebundenheit.
"Der Mensch sollte sich nicht in seiner eigenen Erleuchtung
sonnen, indem er auf andere herabblickt, die sich in Schmerzen und Unwissenheit
abmühen, und sich auf den Turm der Selbstgerechtigkeit und des eitlen Ruhmes
stellt.
"Die Seele des Menschen ist der Sammler der Erfahrungen des
Lebens.
"Der Mensch ist das Wunder der Wunder, aber er weiß es nicht. Wenn
Dein geistiges Auge durch die Gnade des Reisenden geöffnet wird, erkennst Du,
daß der wahre Tempel Gottes der menschliche Körper ist.
"Zur wahren
Realisation mußt Du nach innen blicken, weil sich dort mein innewohnender Spirit
befindet. Im Selbst liegen alle Dinge.
"Alle transzendenten Geheimnisse, alle
himmlischen Schätze, aller göttliche Segen, alles Wissen, jegliches Glück,
jegliche Liebe, alle Dinge liegen im Inneren des Selbst.
"Wenn Du in diesen
transzendenten Bereichen jenseits der Illusion lebst, wirst Du eines Tages zum
Herrscher und Meister des gesamten Universums. "Um eins mit Gott zu werden, muß man kühn und aktiv sein. Aktivität
aber ist nicht auf die niederen Welten beschränkt, sondern läuft hauptsächlich
in den höheren Welten ab.
"Die Mystiker des Bani, oder Wortes, bewegen sich
in den höheren Ebenen absoluten Bewusstseins. Sie sind in der niederen Welt,
aber nicht von ihr, und sie möchten andere in ihr hohes Stadium spirituellen
Glücks und Wissens bringen.
"Die Erlösung ist hier und jetzt!
"Wenn Du
Gott jetzt nicht findest und die subtilen
spirituellen Stadien nicht in diesem Leben erreichst, wo ist die Garantie, daß
dies nach dem Tod eintritt?
"Du solltest nicht in dem Glauben ruhen, daß Du
die Erlösung nach dem Tod erhalten wirst. Du kannst jetzt in diesem Leben die
transzendenten Geheimnisse entschlüsseln und die höchste Realität erfahren, ehe
Dein physischer Tod eintritt.
"Wahres Leben kann nur erlangt werden, wenn Du
während Deines irdischen Lebens die Grenzen des Todes überschreitest und
sozusagen auf diese spirituelle Ebene wiedergeboren wirst.
"Shabda lehrt Dich
zu sterben, ehe Dein tatsächlicher Tod stattfindet, und befreit Dich aus der
Gebundenheit an Karma und Maya.
"Das Unbegrenzte ist im scheinbar Begrenzten
enthalten; das Ewige ruht im äußerlich Vergänglichen; das transzendente
Absolute, ich, ist eingehüllt in Fleisch und Blut; Ich, das Höchste Wesen, bin
im menschlichen Körper verborgen!
"Wer immer mich woanders sucht, als im
menschlichen Körper und im Körper anderer ist ein Narr!
"Die wahre lebendige
Wesenheit ist die Seele. Es ist die Seele, die dem Körper Leben verleiht. Alle
Dinge, der Körper, der Verstand und die Seele sind von starken Wünschen eng
'gebunden und durch Ketten des Egoismus und der Täuschung gefesselt. Dies ist
der Knoten bewußter und unbewußter Bindungen. Die Seele ist bewußt, alles andere
im Menschen befindet sich in seinem unbewußten Zustand, Es ist die Seele, von
der sowohl Bewußtsein wie Macht ausgehen. "Der Verstand ist die Essenz des
Wortes, während die Seele die Essenz meiner selbst, der wahren Gottheit
ist.
"Mein Wort ist die transzendente und alldurchdringende Form Gottes, es
ist mein Herz und meine Seele, meine Essenz und meine Existenz. Mein Leben und
Licht; es ist mein eigenes Wesen, mein eigenes Selbst, aber es manifestiert sich
in der Form göttlicher Musik, unendlicher und ewiger Musik, die als das Bani
bekannt ist. "Die Sonne, die niemals untergeht, ist nur der nackten Seele
sichtbar, und meine Musik ist nur für die spirituellen Ohren hörbar.
"Mein
Wille ist eins mit dem Wort, dem unbe-grenzten und ewigen Wort, das ohne Anfang
und ohne Ende ist; es ist alldurchdringend, transzendiert alle Unterscheidungen
und Limitationen, ist das Höchste und Absolute, eins mit der Existenz und dem
Leben, die letztendliche Realität aller Realitäten. Es ist durch nichts
gebunden. Es ist alles in allem, grenzenlos, unendlich und ewig.
"Es gibt
keine Schrift des Wortes. Es umschließt den gesamten Raum und durchdringt alles
Leben; es hallt durch die Weite der unbegrenzten Zeit wider, von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
"In den Welten der Welten aber gibt es Millionen von Namen für
mich, aber keiner bringt Dir Erlösung. Mein ursprünglicher Name ist eine geheime
Wiederholung, die in der Tat wenige kennen.
"Indem Du meinen Namen singst,
kannst Du Erlösung erlangen. Es ist der ursprüngliche, echte, ewige Name meiner
selbst, der ein Geheimnis und eine transzendentale Wiederholung ist.
"Er ist
meine Essenz und mein Wesen, mein ungeschriebenes Gesetz und meine ungesprochene
Sprache.
"Egoismus ist eine tiefgreifende Krankheit, aber Shabda kann Dich
davon befreien.
"Das Singen von Hymnen wird Egoismus und Eitelkeit nicht
verbannen, das einzige Gegenmittel dafür ist das transzendentale
Shabda.
"Mein eigener Name ist das Alles in Allem. Es ist der wahre Lichtname
meiner selbst; er ist die Realität von allem; er ist der Stab aller Existenz,
das Licht allen Wissens und das Behältnis aller Wahrheit.
"Meine ewige Stimme
ist der echte Nektar, der von dieser höchsten Ebene herabrinnt. Sie ist das
wahre Bani, das im gesamten Raum und durch alle Zeit erklingt. Sie ist die wahre
Hingabe, die den ewigen Lobgesang meines Absoluten Selbst singt.
"Sie ist das
Meer des Glücks und der Liebe, das Höchste, Reinste und Transzendentalste. Sie
ist die letztendliche Realität, das absolute höchste Wesen, transzendental,
unbegrenzt und ewiglich; sie ist alles in allem.
"Meine Stimme ist die Stütze
des gesamten Gewebes der Schöpfung; sie ist der Schöpfer und Erhalter aller
Welten und Universen.
"In allen Wesen und in allen Dingen ist mein ewiges
Wort, das den Kosmos zum Bestehen bringt, die vielen Universen kreiert und allen
Dingen Gestalt verleiht.
"Alle Religionen sagen aus, daß mein Wort der
Schöpfer der Universen ist. Mein Wort, mein Licht scheint tatsächlich unter
allen Völkern, und leuchtet jedem Menschen, der in der Welt der Dualität
wandelt. Mein Wort ist wirkliches Leben und wahres Licht. Gewöhnliches Licht
zeigt nur Erscheinungen, nur das, was zu sein scheint, während das Licht meines
Wortes Dir offenbart, was die Realität hinter allen Erscheinungen ist. Alle
Mystiker berichten von ihren spirituellen Erfahrungen mit ihm.
"Gleich
welcher Glaubensrichtung, Rasse oder Kaste sie angehörten, alle Mystiker, die in
die höheren Sphären innerhalb ihrer selbst gelangten, erwähnen dieses Wort;
dieses Shabda und dieses Licht in ihren Aufzeichnungen, die sie für die Annalen
des Menschen hinterließen.
"In Deiner Welt, o Mensch, leuchtet das wahre
Licht für Dich, und dieses wahre Licht ist Shabda, ohne das Du in Unwissenheit
verbleiben würdest.
"Für Dein eigenes Wesen besteht keine andere Möglichkeit
der Befreiung als meine göttliche Melodie, die es über alle Materie hinaus in
die Bereiche der reinen spirituellen und transzendentalen Ebenen hebt.
"Der
wahre Nektar ist Shabdal
"Das Wort bringt Dich zum ewigen Leben des
Spirit!
"Das Wort vereint Dich mit mir und führt Dich zur spirituellen Stufe
der Unsterblichkeit. Daher ist es allein echter Nektar und wahres Elixier. Es
allein befördert Dich zum innersten Kern meines Lebens und Wesens. Es allein
führt Dich zu den innersten Tiefen der Wahrheit und Realität. Es allein schenkt
Dir ewiges Glück und Schönheit.
"Das Wort ist wirklicher Nektar; wirklicher
Wein, aber man kann seine Wirkung nicht durch Sprechen, Lesen oder Singen
erhalten. Man kann es nicht beschreiben. Man kann es nur kosten.
"Die
Mystiker sind nur mit dem wirklichen Juwel zufrieden. Die Religion hält
beharrlich an äußerlichen Zeremonien fest.
"Man kann den wahren Nektar nicht
empfangen, es sei denn von einem, der ihn selbst besitzt. Nur die Mystiker
besitzen diesen Wein Gottes. "Nur sie können ihn anderen
übermitteln.
"Obwohl das Wort in Deinem Inneren liegt, befindet sich der
Schlüssel bei den Mystikern.
"Statt den wahren Wein aus dem Inneren zu
erhalten, versucht der Mensch, ihn im Äußeren zu finden, in Ritualen und
Zeremonien, Seen und Flüssen, Meeren, Bergen, Vögeln, Insekten, Bäumen, Steinen,
dem Mond, den Sternen und in allen anderen Orten.
"Der Mensch ist unwissend
in der Dunkelheit. Er sucht den Nektar am falschen Ort. Er findet sich in Deinem
Inneren, und wenn Du zu einem vollkommenen Mystiker gehst, wird er Dich lehren,
wo man diesen Wein Gottes findet, der in Deinem eigenen Tempel des Seins
ist.
"Was ist die Wahrheit?
"Was ist absolute Wahrheit?
"Absolute
Wahrheit ist jener Nektar, jener Wein Gottes, jene göttliche Melodie, der Name,
das Wort, Bani, Musik der Sphären, das Qualima, Nad, oder welchen Namen Du ihm
auch immer zu geben wünschst.
"Es allein ist die Wahrheit. Es kann nicht
sterben oder verschwinden und lebt ewig, durch alle Epochen und Zeitalter. Es
ist unzerstörbar und ewig während. Es ist die Wahrheit, die war, ist und sein
wird!
"Ich bin zuende!"
P.T.
[1]
recorded in Genealogy of the T. Family by R.E.T. 1929. [2]
Ende 1957 bis Anfang 1958.
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