Gott-Realisationen

"Niemand kann den Zustand von jemand beschreiben,
der den Willen Gottes zu seinem eigenen gemacht hat.
Wer auch immer es versucht, muß sich seine Torheit eingestehn.
Kein Ausfüllen von Papier, keine Schreibfeder oder Schreiber
kann jemals den Zustand eines solchen Menschen beschreiben.
Ja, die Macht der Worte ist groß, aber es sind nur Wenige, die das wissen."

(Guru Nanak)


Osho

Rajneesh Chandra Mohan

Geboren am 11. Dezember 1931 5:13 PM (11:43 GMT) in Kuchwada (Gadawara) Madhya Pradesh, India


"Im letzten Jahr vor der Erleuchtung, als ich einundzwanzig war, kam die Zeit eines Nervenzusammenbruchs und die Zeit des Durchbruchs... Zu Hause war ich beinahe abwesend. Allmählich hörte man auf, mir Fragen zu stellen, und allmählich merkten sie gar nicht mehr, dass ich da war. Und ich fand es herrlich, dass ich auf diese Weise zu einem Nichts, zu einem Niemand, zu einer Abwesenheit geworden war. Dieses eine Jahr war ungeheuerlich. Ich war vom Nichts, von Leere umgeben. Ich hatte allen Kontakt mit der Leere verloren. Wenn mich jemand daran erinnerte ein Bad zu nehmen, ging ich stundenlang ins Bad. Dann mussten sie an die Tür klopfen: "Komm jetzt heraus aus dem Bad! Du hast genug für einen Monat gebadet! Komm raus!" Wenn man mich daran erinnerte zu essen, dann aß ich etwas. Ansonsten vergingen oft Tage, ohne dass ich etwas ass. Nicht dass ich etwa fastete, ich dachte weder an Essen noch an Fasten. Es ging mir nur noch darum, immer tiefer und tiefer in mich hineinzugehen. Und diese Tür nach innen war magnetisch, sie zog mich mit unbändiger Kraft an- wie das, was die Physiker heute als schwarzes Loch bezeichnen.

Man sagt; Es gibt in der Existenz schwarze Löcher. Wenn ein Stern zufällig in die Nähe eines schwarzen Loches kommt, wird er hineingezogen. Es ist unmöglich, dieser Kraft zu widerstehen, und in das schwarze Loch zu gehen bedeutet, vernichtet zu werden. Wir wissen nicht, was auf der anderen Seite geschieht. Ich stelle mir vor, das muss allerdings noch von den Physikern bewiesen werden: Was auf dieser Seite ein schwarzes Loch ist, das ist auf der anderen Seite ein weißes Loch. Das Loch kann nicht nur eine Seite haben; es ist ein Tunnel. Ich habe es selbst erfahren. Vielleicht passiert im Universum im größeren Maßstab dasselbe. Ein Stern stirbt. Was wir von ihm sehen können verschwindet. Aber in jedem Moment werden neue Sterne geboren. Woher kommen sie? Aus welchem Schoss? Es ist eine ganz einfache Rechnung, dass ein schwarzes Loch einfach ein Schoss ist. Das Alte verschwindet darin und das neue wird geboren. Das habe ich in mir erfahren. Ich bin kein Physiker. In jenem Jahr, in dem ich mit ungeheurer Kraft nach innen gezogen wurde, entfernte ich mich immer weiter von anderen Menschen. Es ging so weit, dass ich meinen eigenen Namen vergaß. Ich strengte mich an, aber ich konnte mich nicht erinnern, wie mein Name lautete. Natürlich dachten in diesem Jahr alle, ich sei wahnsinnig geworden. Für mich war dieser Wahnsinn jedoch Meditation und auf dem Höhepunkt des Wahnsinns öffnete sich die Tür.

Man brachte mich zu einem Vaidya, einem aryuvedischen Arzt. Man schickte mich eigentlich die ganze Zeit über zu vielen Ärzten, aber nur ein Vaidya sagte zu meinem Vater: "Er ist nicht krank. Verschwendet nicht eure Zeit:" Man schleppte mich von einem Ort zum nächsten und viele Leute gaben mir Medizin. Ich sagte ständig zu meinem Vater: "Warum macht ihr euch Sorgen? Ich bin völlig in Ordnung." Aber keiner glaubte mir. Sie sagten: "Sei ruhig. Nimm die Medizin, was kann sie schon schaden?" Und so nahm ich damals alle möglichen Mittel.

Nur dieser eine Vaidya verstand, was los war, sein Name lautete Pandit Bhaghirath Prasad. Dieser Mann ist schon lange tot, er war ein Mann von seltener Weisheit. Er sah mich an und sagte: "Er ist nicht krank." Er begann zu weinen und sagte: "Ich selbst habe diesen Zustand immer herbeigesehnt. Mir war es in diesem Leben nicht beschieden. Hört auf, ihn zu Ärzten zu schleppen. Er ist dabei, heimzukommen." Und er vergoß Freudentränen. Er war ein Sucher. Er hatte auf seiner Suche das ganze Land von einem Ende zum anderen durchreist. Sein ganzes Leben war ein Suchen und Fragen. Er konnte sich vorstellen, warum es ging. Er wurde zu meinem Beschützer, einem Beschützer vor anderen Ärzten und anderen Heilern. Er sagte zu meinem Vater: "Überlassen sie ihn mir. Ich werde mich um ihn kümmern." Er gab mir nie irgendwelche Medizin. Als mein Vater darauf bestand, gab er mir einfach Zuckerpillen und sagte: "Das sind nur Zuckerpillen. Nur um die Leute zu beruhigen, kannst du sie nehmen. Sie schaden nicht, und sie helfen auch nicht. Denn in diesem Fall gibt es keine Hilfe."

Wenn du zum ersten Mal die Welt des No-Mind, jenseits des Verstandes, betrittst, sieht es wie Wahnsinn aus: Es ist die "dunkle Nacht der Seele". Die Nacht des Wahnsinns der Seele. In allen Religionen ist man auf diese Tatsache gestoßen. Deshalb halten sie es für unumgänglich, dass du einen Meister findest, bevor du die Welt des "No-Mind betrittst.... Ja manchmal kommt es vor, dass jemand ohne Meister arbeiten muß. Wenn kein Meister da ist, muß man ohne Meister arbeiten, aber dann wird die Reise sehr gefährlich.

Ein Jahr lang war ich in diesem Zustand, indem es praktisch unmöglich zu wissen war, was passierte. Ein ganzes Jahr lang war es sogar schwierig, mich am Leben zu erhalten... Ich musste mich zwingen zu essen, mich zwingen zu trinken. Der Körper existierte für mich gar nicht mehr. Ich musste mir selbst wehtun, um zu spüren, daß ich noch im Körper war. Ich musste mit dem Kopf gegen die Wand rennen, um zu spüren, ob mein Kopf noch da war oder nicht. Nur wenn es wehtat, spürte ich meinen Körper ein wenig.

Jeden Morgen und jeden Abend rannte ich fünf bis acht Meilen. Die Leute hielten mich für verrückt. Warum rannte ich soviel? Sechzehn Meilen am Tag! Ich tat es, um mich zu spüren, dass es mich noch gab, um nicht den Kontakt mit mir selbst zu verlieren. Es war die Wartezeit, in der sich meine Augen auf das neue, dass da geschah, einstellten. Und ich musste ganz nahe an mir bleiben. Ich sprach mit niemandem, weil alles so unberechenbar geworden war, dass es mir schwerfiel, auch nur einen Satz zu formulieren. Mitten im Satz vergaß ich, was ich sagen wollte. Mitten auf der Straße vergaß ich, wohin ich gehen wollte. Dann musste ich zurückgehen. Ich las ein Buch, und nach fünfzig Seiten merkte ich plötzlich: "Was lese ich da? Ich kann mich an nichts erinnern". Das war mein Zustand.

In der Praxis des Psychiaters sprang die Tür auf, und ein Mann stürmte herein: "Herr Doktor!" schrie er. "Sie müssen mir helfen! Ich verliere den Verstand. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, was vor einem Jahr geschehen ist oder auch was gestern geschehen ist. Ich glaube ich werde verrückt!" "HM", meinte der Seelendoktor. "Wann ist ihnen dieses Problem zu ersten Mal bewusst geworden?" Der Mann blickte ihn erstaunt an: "Welches Problem?"

Das war mein Zustand! Auch nur einen Satz zu vollenden, fiel mir schwer. Ich musste mich in meinem Zimmer einschließen. Ich beschloss nicht zu reden, nichts mehr zu sagen, denn wenn ich etwas sagte, deutete das darauf hin, dass ich verrückt war. Dieser Zustand hielt ein Jahr lang an. Ich lag einfach auf dem Boden, starrte an die Decke und zählte von eins bis hundert, und dann rückwärts von hundert bis eins. Dass ich noch in der Lage war zu zählen, war wenigstens etwas. Immer wieder vergaß ich alles. Es dauerte ein Jahr, bis ich mich wieder auf etwas konzentrieren konnte, bis ich wieder eine Perspektive hatte.

Es geschah. Es war ein Wunder. Aber es war schwer. Es war niemand da, der mich unterstütze. Es war niemand da, der mir sagen konnte, wohin ich ging, was mit mir geschah. Eigentlich waren alle dagegen, meine Lehrer, meine Freunde, die Leute, die es gut mit mir meinten. Aber sie konnten nichts tun. Sie konnten es nur verurteilen und fragen, was ich da eigentlich machte. Ich machte gar nichts! Nun lag es nicht mehr in meiner Hand. Ich hatte etwas getan. Ohne etwas zu ahnen hatte ich an die Tür geklopft, und nun öffnete sich die Tür. Ich hatte viele Jahre meditiert, einfach still gesessen, ohne etwas zu tun, und allmählich begann ich in den Raum zu kommen, wo man nur ist, ohne etwas zu tun. Du bist nur da, du bist Präsenz, du bist Beobachter. Du bist eigentlich nicht einmal mehr Beobachter, weil du nichts beobachtest. Du bist einfach Dasein. Worte sind unzureichend, denn sobald ich ein Wort dafür benutze, scheint es, als würde etwas getan.

Nein, ich tat nichts. Ich lag, ich saß, ich ging, aber im Grunde war niemand da, der etwas tat. Ich hatte allen Ehrgeiz verloren. Es war kein Wunsch mehr da, irgend jemand zu sein, irgendetwas zu erreichen. Ich war einfach auf mich selbst zurückgeworfen. Es war eine Leere und leere macht einen verrückt. Doch die Leere ist die einzige Tür zu Gott. Das heißt: Nur wer bereit ist, verrückt zu werden kommt jemals an. Niemand sonst.

Ihr fragt mich: Was geschah als du erleuchtet wurdest?
Ich lachte. Ein wirklich schallendes Gelächter war es, da ich sah, wie absurd es ist, zu versuchen, erleuchtet zu werden. Das Ganze ist so lächerlich, weil wir erleuchtet geboren werden. Und nach etwas zu streben, was schon da ist, ist völlig absurd. Wenn du es schon hast, kannst du es nicht erreichen. Du kannst nur Dinge erreichen, die du noch nicht hast, die nicht Bestandteil deines Wesens sind. Erleuchtung ist jedoch deine eigene Natur.

Ich hatte viele Leben lang darum gerungen. Viele, viele Leben lang war es das einzige Ziel gewesen. Und ich hatte alles nur Erdenkliche getan, um es zu erreichen, doch ich war immer gescheitert. Das musste geschehen, da es nicht etwas ist, was man erreicht. Es ist deine eigene Natur, wie kannst du es also erreichen? Man kann Erleuchtung nicht zum Ziel seines Ehrgeizes machen. Der Verstand ist ehrgeizig, er will Geld, Macht, Prestige. Und wenn er eines Tages von all den extrovertierten Aktivitäten genug hat, strebt er ehrgeizig nach Erleuchtung, nach Nirwana, nach Gott. Der Ehrgeiz ist jedoch der selbe; nur das Objekt hat sich geändert. Zuerst war das Objekt außen, nun ist das Objekt innen. Aber die Einstellung hat sich nicht geändert, das Verhalten hat sich nicht geändert; man bleibt im selben Trott, in derselben Routine. "Der Tag, an dem ich erleuchtet wurde", ist einfach der Tag, an dem ich erkannte, dass es nichts zu erreichen gibt, dass man nirgendwohin gehen muss, dass nichts zu tun ist. Wir sind bereits göttlich, wir sind bereits perfekt, so wie wir sind. Es ist keine Verbesserung nötig, nicht die geringste Verbesserung. Gott hat noch nie jemand unvollkommen erschaffen. Selbst wenn du einem unvollkommenen Menschen begegnen solltest, wirst du sehen, dass er in seiner Unvollkommenheit vollkommen ist. Gott macht nie etwas unvollkommenes.

Ich habe von einem Zenmeister namens Bokuju gehört, der zu seinen Schülern über diese Wahrheit sprach, dass alles perfekt ist. Ein Mann stand auf, uralt und mit einem Buckel, und sagte: "Und was ist mit mir? Ich bin bucklig. Was sagst du zu mir?" Bokuju antwortete: "Ich habe noch nie in meinem Leben einen so vollkommenen Buckligen gesehen."

Wenn ich sage: "Der Tag, an dem ich Erleuchtung erlangte", benutze ich die falsche Sprache, weil wir keine andere Sprache haben. Wir haben sie gemacht. Sie besteht aus Worten wie Erreichen, Leistung, Ziele, Verbesserung, Fortschritt, Evolution. Unsere Sprachen sind nicht von Erleuchteten erfunden worden. Und sie könnten auch gar keine Sprache erschaffen, selbst wenn sie wollten, da Erleuchtung in der Stille stattfindet. Wie kann man Stille mit Worten ausdrücken? Was immer man tut, die Worte werden etwas von der Stille zerstören. Laotse sagte: "In dem Moment, in dem die Wahrheit erklärt wird, ist sie schon falsch." Es ist ausgeschlossen, die Wahrheit zu vermitteln. Trotzdem müssen wir Sprache benutzen. Es gibt keinen anderen Weg. Deshalb sage ich : "der Tag, an dem ich Erleuchtung erlangte", und es wurde weder etwas erlangt, noch war ich es.

Ich lachte an jenen Tag über meine dummen, lächerlichen Anstrengungen, sie zu erlangen. Ich lachte an jenem Tag über mich selbst, ich lachte an jenem Tag über die ganze Menschheit, weil alle versuchen, etwas zu erlangen, etwas zu erreichen, etwas zu verbessern.

Es geschah, als ich in einem Zustand völliger Entspannung war, es geschieht immer in diesem Zustand. Ich hatte alles versucht. Als ich dann sah, wie sinnlos die ganze Anstrengung war, ließ ich das ganze Projekt fallen. Ich vergaß es vollständig. Sieben Tage lang lebte ich wie ganz gewöhnlich. Die Leute, bei denen ich damals wohnte, waren sehr erstaunt, denn zum ersten Mal sahen sie, wie ich ein völlig normales Leben führte. Vorher war mein Leben perfekte Disziplin gewesen.

Ich hatte zwei Jahre lang bei dieser Familie gelebt, und sie wussten, dass ich um drei Uhr morgens aufstand und dann vier oder fünf Meilen lief oder rannte. Danach nahm ich immer ein Bad im Fluss. Alles vollzog sich nach einem festen Plan. Selbst wenn ich Fieber hatte oder krank war, änderte sich nichts daran. Ich machte einfach genau so weiter.

Sie kannten mich als jemanden, der stundenlang in Meditation saß. Bis zu jenem Tag hatte ich vieles nicht gegessen. Ich trank weder Kaffee noch Tee; ich hielt eine strenge Disziplin, was ich essen durfte und was nicht. Als ich mich sieben Tage lang entspannte und die ganze Sache aufgab, wachte ich morgens um neun Uhr auf und trank Tee. Die Familie war verwundert. "Was ist passiert? Bist du vom Glauben abgefallen?" Sie dachten nämlich, ich sei ein großer Yogi.

Es existiert noch ein Bild aus jener Zeit. Ich trug damals nur ein einziges Stück Stoff, das war alles. Tagsüber schlang ich es mir um den Körper, nachts benutzte ich es als Decke. Ich schlief auf einer Bambusmatte. Das war mein ganzer Komfort.: die Decke und die Bambusmatte. Sonst hatte ich nichts, keine anderen Besitztümer. AlIe waren verwundert, als ich um neun aufwachte. Sie fragten: "Ist etwas nicht in Ordnung? Bist du schwer krank? Ernsthaft krank?" Ich sagte: "Nein, ich bin nicht ernsthaft krank. Ich bin viele Jahre krank gewesen. Jetzt bin ich vollkommen gesund. Jetzt werde ich nur noch aufwachen, wenn der Schlaf mich verlässt, und ich werde dann schlafen gehen, wenn der Schlaf kommt. Ich werde nie mehr Sklave der Uhr sein. Ich werde essen, wenn der Körper gerne essen möchte, und ich werde trinken, was ich gern trinken möchte. " Ich sagte: "Genug ist genug." Und in den sieben Tagen vergaß ich das ganze Projekt, und zwar für immer.

Am siebten Tag passierte es, es passierte aus heiterem Himmel. Und als ich lachte, hörte der Gärtner mein Lachen. Er glaubte ohnehin, dass ich etwas verrückt war, aber so hatte er mich noch nie Lachen gehört. Er kam angerannt und fragte: "Was ist passiert ?"

Ich sagte: "Mach dir keine Sorgen. Du weißt, ich bin verrückt. Jetzt bin ich völlig verrückt geworden. Ich lache über mich selbst. Sei nicht böse. Geh wieder schlafen."

Viele Leben lang hatte ich gearbeitet, an mir selbst gearbeitet, gerungen und alles getan, was man nur tun kann, und nichts geschah. Heute versteh ich, warum nichts geschah. Es war die Anstrengung selbst, die es verhinderte. Es war die Leiter selbst, die mich am Aufsteigen hinderte, der Drang zu suchen, war das Hindernis zu finden. Das heißt nicht, dass man es ohne Suche findet, die Suche ist nötig. Aber dann kommt ein Punkt, an dem das Suchen aufhören muss. Man braucht ein Boot, um den Fluss zu überqueren, aber dann kommt der Punkt, wo man aus dem Boot aussteigen muss, wo man es völlig vergessen und liegen lassen muss. Anstrengung ist nötig; ohne Anstrengung ist nichts möglich. Und ebenso gilt: Ausschließlich mit Anstrengung ist nichts möglich. Kurz vor dem 21. März 1953, sieben Tage vorher, hörte ich auf, an mir selbst zu arbeiten. Es kommt ein Moment, in dem du siehst, wie zwecklos jede Anstrengung ist. Du hast alles Menschenmögliche getan. Was sollst du noch tun? Aus purer Hilflosigkeit gibt man die ganze Suche auf. An dem Tag, an dem ich die Suche aufgab, an dem Tag, an dem ich nicht mehr nach etwas suchte, an dem ich nicht mehr erwartete, dass etwas geschehen würde, begann es zu geschehen. Eine neue Energie stieg auf, aus dem Nichts. Sie kam nicht aus einer Quelle. Sie kam aus dem Nichts und aus Allem. Sie war in den Bäumen, in den Steinen, im Himmel, in der Sonne, in der Luft, sie war überall. Ich hatte angestrengt gesucht und gedacht, sie sei weit entfernt, und dabei war sie so nah, so unmittelbar da. Meine Augen waren in der Ferne, auf dem Horizont gerichtet gewesen und hatten die Fähigkeit verloren, das zu sehen, was direkt vor mir lag.

An dem Tag, an dem die Anstrengung endete, endete auch ich. Denn man kann ohne Anstrengung nicht existieren; man kann ohne Wünsche nicht existieren; man kann nicht existieren, ohne nach etwas zu streben. Das, was wir Ego oder das Selbst nennen, ist kein Ding, es ist ein Prozess. Es ist nichts substantielles, was in dir sitzt. Du musst es jeden Moment neu erschaffen. Es ist wie Fahrrad fahren: Solange du in die Pedale trittst, fährt es immer weiter. Wenn du aufhörst, hält es an. Vielleicht fährt es durch die Triebkraft noch ein wenig weiter, aber tatsächlich hört das Fahrrad auf zu fahren, sobald du aufhörst, in die Pedale zu treten. Es hat keine Energie mehr, keine Kraft mehr zu fahren. Es fällt um und kollabiert.

Das Ego existiert nur, weil wir ständig in die Pedale unserer Wünsche treten, weil wir ständig darauf aus sind, etwas zu bekommen, weil wir uns selbst immer einen Schritt voraus sind. Das ist es, was das Ego ausmacht, der Schritt aus dir selbst heraus, der Schritt in die Zukunft, der Schritt ins Morgen. Dieser Schritt in etwas, was gar nicht existiert, erzeugt das Ego. Da es aus etwas entsteht, was nicht existiert, ist es wie eine Fata Morgana. Es besteht nur aus Wünschen, Begehren, aus nichts anderem. Es besteht nur aus Durst, aus nichts anderem.

Das Ego ist nicht in der Gegenwart. Es ist in der Zukunft. Bist du in der Zukunft, dann scheint das Ego wirklich Substanz zu haben. Bist du in der Gegenwart, dann ist das Ego ein Trugbild. Es verschwindet allmählich. Der Tag, an dem ich aufhörte zu suchen... Es ist nicht einmal richtig zu sagen, ich hörte auf zu suchen. Es ist besser zu sagen: Der Tag, an dem das Suchen aufhörte... Lasst es mich wiederholen: Die bessere Form zu sagen ist, der Tag, an dem das Suchen aufhörte. Denn wenn ich aufhöre, bin "ich" schon wieder im Spiel. Dann wird das Aufhören wieder zu meiner Anstrengung, das Begehren ist in ganz subtiler Form immer noch da.

Du kannst mit Begehren nicht aufhören, du kannst es nur verstehen. Und indem du es verstehst, hört es auf. Wohlgemerkt: Niemand kann aufhören, etwas zu begehren. Aber die Realität tritt nur ein, wenn das Begehren aufhört. Das ist das Dilemma. Was tun? Das begehren ist da, und die Buddhas erzählen uns ständig, dass das Begehren aufhören muss. Und im nächsten Atemzug sagen sie, dass man nicht aufhören kann zu begehren.. Was soll man denn tun? Ihr bringt die Leute ins Dilemma. Sie begehren Dinge, natürlich. Ihr sagt, dass muss aufhören. Okay. Und dann sagt ihr, man kann nicht damit aufhören. Was soll man nun tun? Das begehren muss verstanden werden. Man kann es verstehen. Man kann einfach sehen, wie sinnlos es ist. Es ist notwendig, es direkt wahrzunehmen, es unmittelbar tief zu ergründen. An dem Tag, an dem das Begehren aufhörte, fühlte ich mich sehr hoffnungslos und hilflos. Keine Hoffnung da,  keine Zukunft. Keine Hoffnung, da sich alles Hoffen als zwecklos erwiesen hat, es führt nirgendwohin. Man dreht sich im Kreis. Das Ziel baumelt einem ständig vor der Nase herum. Immer wieder lässt es neue Trugbilder entstehen, immer wieder lockt es: "Los, renn schneller, du wirst es erreichen!" Aber wie schnell du auch rennst, du erreichst es nie. Es ist wie der Horizont, den man rund um die Erde sieht. Er erscheint vor dir, ist aber nicht da. Wenn du zu ihm hingehst, läuft er vor dir weg. Je schneller du rennst, desto schneller entfernt er sich. Aber eins ist sicher: Der Abstand zwischen dir und dem Horizont bleibt immer derselbe. Nicht um einen einzigen Zoll kannst du den Abstand zwischen dir und dem Horizont verringern.

Auch den Abstand zwischen dir und deiner Hoffnung kannst du nicht verringern. Die Hoffnung ist der Horizont. Du versuchst eine Brücke von dir zum Horizont, zu deiner Hoffnung zu schlagen, indem du dein Begehren, deine Wünsche darauf projizierst. Das Begehren ist eine Brücke, eine Traumbrücke, da der Horizont gar nicht existiert. Deshalb kannst du gar keine Brücke dorthin schlagen, du kannst nur von der Brücke träumen. Du kannst keine Verbindung mit etwas herstellen, das nicht existiert.

An dem Tag, an dem das Begehren aufhörte, an dem ich es mir genau anschaute und erkannte, dass es sinnlos war, war ich hilflos und hoffnungslos. Genau in diesem Moment begann jedoch etwas zu geschehen. Es geschah genau das, wofür ich viele Leben lang gearbeitet hatte, ohne dass es geschah. In deiner Hoffnungslosigkeit liegt die einzige Hoffnung. In deiner Wunschlosigkeit liegt die einzige Erfüllung. Und in deiner großen Hilflosigkeit kommt dir plötzlich die ganze Existenz zur Hilfe.

Die Existenz wartet. Wenn sie sieht, dass du selbst arbeitest, mischt sie sich nicht ein. Sie wartet. Sie kann unendlich lange warten, da es in der Existenz keine Eile hat. Sie ist die Ewigkeit. In dem Moment, wo du nicht auf dich selbst gestellt bist, wo du dich loslässt, wo du verschwindest, kommt die ganze Existenz auf dich zu, sie tritt in dich ein. Und zum ersten Mal beginnen die Dinge zu geschehen.

Sieben Tage lang war ich in einem sehr hoffnungslosen, hilflosen Zustand, aber gleichzeitig entstand etwas neues. Wenn ich "hoffnungslos" sage, meine ich mit dem Wort nicht dasselbe wie ihr. Ich meine einfach, es war keine Hoffnung in mir. Die Hoffnung war fort. Ich sage nicht, dass ich hoffnungslos und verzweifelt war. Ich war eigentlich glücklich. Ich war sehr ruhig, still, gesammelt, in meiner Mitte. Hoffnungslos, doch mit ganz neuer Bedeutung. Es war keine Hoffnung da, also auch keine Hoffnungslosigkeit. Beides war verschwunden.

Die Hoffnungslosigkeit war absolut und total. Die Hoffnung war verschwunden und mit ihr auch das Gegenstück, die Hoffnungslosigkeit. Es war eine ganz neue Erfahrung, ohne Hoffnung zu sein. Es war kein negativer Zustand. Er war absolut positiv. Es war nicht nur etwas fort, sondern etwas Neues war da. Etwas in mir war am Überfließen. Ich wurde davon überschwemmt. Und wenn ich sage, ich war hilflos, meine ich auch nicht das Wort in dem Sinne, wie es im Wörterbuch steht. Ich meine einfach, ich war ohne Selbst. Das meine ich, wenn ich "hilflos" sage. Ich hatte erkannt, dass ich nicht bin. Also kann ich mich auf mich selbst nicht verlassen. Ich kann nicht auf dem Boden meines Selbst stehen. Es gab keinen Boden mehr unter mir. Ich war in einem Abgrund, einem bodenlosen Abgrund. Allerdings war auch keine Angst da, weil es nichts mehr zu beschützen gab. Es war keine Angst da, weil keiner da war, der Angst gehabt hätte.

In jenen sieben Tagen fand eine ungeheure Transformation statt, die totale Transformation. Und am letzten Tag war die Gegenwart einer völlig neuen Energie, eines neuen Lichts und einer neuen Freude so überwältigend, dass es fast unerträglich wurde. Es war, als ob ich explodierte, wahnsinnig würde vor Glückseligkeit. Die junge Generation im Westen hat den richtigen Ausdruck dafür: Ich war selig, "blissed out", stoned.

Es war unmöglich, den Sinn dessen, was geschah, zu verstehen. Es war eine Welt des Un- Sinns- es war schwierig zu begreifen, schwierig, etwas in Kategorien zu packen, schwierig, Worte, Sprache, Erklärungen zu finden. Alle Schriften kamen mir tot vor, und alle Worte, die jemals benutzt worden waren, um diese Erfahrung zu beschreiben, sahen blass und blutleer aus. Dies war so lebendig! Es war eine Flutwelle von Seeligkeit.

Der ganze Tag war seltsam, überwältigend, erschütternd. Die Vergangenheit verschwand, als hätte sie nie zu mir gehört, als ob ich irgendwo davon gelesen hätte. Als ob ich davon geträumt hätte, als ob es die Geschichte eines anderen wäre, die ich gehört hatte. Die Vergangenheit löste sich von mir. Die Wurzeln meiner Geschichte wurden herausgerissen. Ich verlor meine Autobiographie. Ich wurde ein "Nicht-Sein", was Buddha Anatta nennt. Grenzen verschwanden, Unterscheidungen verschwanden.

Der Verstand verschwand. Er war Millionen von Meilen entfernt. Es war schwierig, ihn zu fassen zu bekommen. Er entfernte sich mit rasender Geschwindigkeit immer weiter fort, und nichts in mir drängte danach, ihn festzuhalten. Ich war einfach an allem unbeteiligt. Es war okay. Es war nicht notwendig, die Verbindung mit der Vergangenheit aufrechtzuerhalten. Gegen Abend war es dann kaum mehr auszuhalten: Es tat weh, es war schmerzhaft. Es war wie bei einer Frau, die in den Wehen liegt, wenn ein Kind geboren werden soll, und die Frau unerträgliche Schmerzen hat, die Geburtsschmerzen. Ich ging in dieser Zeit sonst gegen zwölf oder ein Uhr nachts schlafen, doch an jenem Tag war es unmöglich, wach zu bleiben. Die Augen fielen mir zu. Es war schwierig, sie offen zu halten. Ich spürte, dass etwas bevorstand, dass etwas geschehen würde. Es war schwer zu sagen, was es war, vielleicht war es der Tod. Es war jedoch keine Angst da. Ich war dazu bereit. Diese sieben Tage waren so schön gewesen, dass ich bereit war zu sterben. Ich brauchte nichts mehr. Ich war so glückselig gewesen, ich war so zufrieden, dass der Tod, wenn er kommen sollte, willkommen war.

Aber es war klar, dass etwas geschehen würde, etwas wie der Tod, etwas Drastisches. Es würde entweder der Tod oder eine Neugeburt sein, eine Kreuzigung oder eine Auferstehung. Etwas von ungeheurer Tragweite war zum Greifen nahe. Und es war nicht möglich, die Augen offen zu halten. Ich war wie unter Drogen.

Gegen acht Uhr ging ich schlafen. Es war kein normaler Schlaf. Heute kann ich verstehen, was Patanjali meint, wenn er sagt, dass Schlaf und Samadhi ähnlich sind. Nur mit einem Unterschied: Im Samadhi ist man vollkommen wach und doch wie im Tiefschlaf. Man ist gleichzeitig wach und schlafend. Der ganze Körper ist entspannt, jede Zelle im Körper ist völlig entspannt, und doch ist Bewusstsein da und brennt wie eine Flamme in dir, klar und rauchlos. Du bleibst klar, bewusst und bist doch entspannt und losgelöst, aber völlig wach. Der Körper liegt im tiefsten Schlaf und das Bewusstsein ist auf dem höchsten Gipfel. Der Gipfel des Bewusstseins und das Tal des Körpers treffen zusammen.

Ich ging schlafen. Es war ein sehr seltsamer Schlaf. Der Körper schlief. Ich war wach. Es war seltsam, als ob man in zwei verschiedenen Richtungen auseinandergerissen würde, in zwei verschiedene Dimensionen. Es war, als kämen zwei Polaritäten in einem Punkt zusammen: Positiv und negativ treffen zusammen, Schlaf und Wachsein trafen zusammen, Tod und Leben trafen zusammen. Das ist der Moment, in dem du sagen kannst: Der Schöpfer und die Schöpfung treffen zusammen.

Es war unheimlich. Beim ersten Mal ist es ein Schock, der an deine Wurzeln geht, der dich bis in die Grundfesten erschüttert. Nach dieser Erfahrung bist du nicht mehr derselbe Mensch. Sie ändert deine Sichtweise und dein Leben grundlegend.

Gegen zwölf gingen meine Augen plötzlich auf. Ich hatte sie nicht selbst geöffnet. Etwas anderes hatte den Schlaf unterbrochen. Ich spürte eine starke Gegenwart um mich herum im Raum. Es war ein sehr kleines Zimmer. Ich spürte pulsierendes Leben um mich herum, eine starke Vibration. Es war wie ein Wirbelsturm, ein wilder Sturm aus Licht, Freude, Ekstase. Ich ertrank darin. Es war so ungeheuer wirklich, dass alles andere unwirklich wurde. Die Wände des Zimmers wurden unwirklich, mein eigener Körper wurde unwirklich. Alles war unwirklich. Denn nun war zum ersten Mal die Wirklichkeit da.

Deshalb fällt es uns so schwer, Buddha oder Shankara zu verstehen, wenn sie sagen, die Welt ist Maya, ein Trugbild. Denn wir kennen nur diese Welt, wir haben keinen Vergleich. Dieses ist die einzige Realität, die wir kennen. Wovon reden diese Leute? Alles ist Maya, Illusion? Das ist die einzige Wirklichkeit. Wenn du das wirklich Wirkliche nicht erfährst, kannst du ihre Worte nicht verstehen. Sie bleiben Theorie, sie wirken wie Hypothesen. Vielleicht vertreten sie eine neue Philosophie: "Die Welt ist unwirklich." In jener Nacht verstand ich zum ersten Mal die Bedeutung des Wortes Maya, Illusion. Ich kannte natürlich die Bedeutung des Wortes. Aber ich hatte sie vorher nie verstanden. Wie kann man etwas verstehen, ohne es vorher erfahren zu haben? In jener Nacht öffnete sich die Tür zu einer anderen Wirklichkeit. Eine andere Dimension wurde sichtbar. Plötzlich was sie da, die andere Wirklichkeit, die besondere Wirklichkeit, das wirklich Wirkliche, oder wie immer ihr es nennen wollt. Nennt es Gott, nennt es Wahrheit, nennt es Dharma, nennt es Tao oder wie immer ihr wollt. Es hat keinen Namen. Aber es war da: so transparent und doch so solide, dass man es hätte anfassen können! Ich erstickte fast daran in diesem Zimmer. Es war zu viel, und ich war nicht in der Lage, es zu absorbieren.

Ich verspürte einen starken Drang, aus dem Zimmer zu rennen, hinaus unter den offenen Himmel. Es war zum Ersticken! Es war zuviel! Es würde mich umbringen! Wäre ich auch nur wenige Momente länger im Zimmer geblieben, wäre ich erstickt. So sah es für mich aus. Ich rannte aus dem Haus hinaus auf die Straße. Ein starker Drang trieb mich hinaus, um unter den offenen Himmel mit den Sternen, den Bäumen, der Erde zu sein. Und sobald ich draußen war, verschwand das Gefühl des Erstickens. Das Zimmer war zu klein für etwas so großes. Es ist größer als der Himmel. Auch der Himmel ist keine Grenze dafür. Aber draußen fühlte ich mich wohler.

Ich ging in den nächsten Park. Es war eine ganz neue Art zu gehen, als ob die Schwerkraft verschwunden wäre. Ich ging oder rannte oder flog einfach, schwer zu entscheiden. Die Schwerkraft war nicht da. Ich fühlte mich schwerelos, als ob ich von einer Kraft getragen würde. Ich war in den Händen einer anderen Kraft.

Zum ersten Mal war ich nicht allein, zum ersten Mal war ich kein Individuum mehr, zum ersten Mal war der Tropfen ins Meer gefallen. Nun gehörte mir das ganze Meer. Ich war das Meer. Es gab keine Grenzen mehr. Ich verspürte eine unbändige Kraft, als könnte ich alles tun, was immer es war. Ich war nicht mehr da. Nur diese Kraft war da.

Ich kam zu dem Park, wo ich tagsüber spazieren gegangen war. Der Park war nicht geöffnet, nachts war er geschlossen. Es war spät, fast ein Uhr nachts. Die Gärtner schliefen fest. Ich musste mich wie ein Dieb hineinstehlen, ich musste über das Tor klettern. Aber etwas zog mich in diesen Park. Es lag nicht in meiner Hand, es zu verhindern. Ich ließ mich einfach treiben... Als ich den Park betrat, begann alles zu leuchten. "Es" war überall. Alles war gesegnet, begnadet. Ich sah die Bäume wie zum ersten Mal, ihr Grün, ihre Lebendigkeit, den Lebenssaft, der durch sie hindurchrann. Der ganze Park schlief; die Bäume schliefen. Aber ich konnte sehen, wie lebendig alles war. Selbst die kleinsten Grashalme waren wunderschön.

Ich schaute mich um. Ein Baum leuchtete unglaublich, ein Maulbeerbaum. Er lockte mich, er zog mich zu sich hin. Ich habe ihn nicht ausgesucht, Gott selbst hat ihn ausgesucht. Ich ging zu dem Baum und setzte mich darunter. Als ich dort saß, beruhigten sich die Dinge allmählich. Das ganze Universum war ein Segen.

Es ist schwer zu sagen, wie lange ich mich in diesem Zustand befand. Als ich wieder nach Hause kam, war es vier Uhr morgens, also müssen es nach der Uhr etwa drei Stunden gewesen sein. Doch dieser Zustand war die Unendlichkeit. Er hatte nichts mit Uhrzeiten zu tun, er war zeitlos.
Diese drei Stunden wurden zur Ewigkeit, zur unendlichen Ewigkeit. Es gab keine Zeit. Die Zeit war stehen geblieben. Es war die jungfräuliche Wirklichkeit, unverdorben, unberührbar, unmessbar.

An jenem Tag geschah etwas, das geblieben ist. Nicht, dass es so blieb, wie es war, sondern es geht wie eine unterirdische Strömung weiter. Es ist nicht etwas Beständiges, sondern es geschieht in jedem Moment wieder neu. Es ist ein Wunder, das in jedem Moment neu geschieht.

Seit jener Nacht bin ich nicht mehr in meinem Körper gewesen. Ich schwebe um ihn herum. Ich bekam eine unheimliche Kraft und war gleichzeitig sehr zerbrechlich. Ich wurde sehr stark, aber es ist nicht die Stärke eines Mohammed Ali ( amerikanischer Boxer ). Es ist nicht die Stärke eines Felsens, sondern die Stärke einer Rose, so zerbrechlich in ihrer Kraft, so empfindlich und zart. Der Felsen bleibt stehen; die Blume kann jeden Moment vergehen. Und doch ist die Kraft eines Tautropfens auf einem Grashalm, der in der Morgensonne glitzert, so schön, so kostbar, und doch kann er jeden Moment hinabgleiten. Er ist so unvergleichlich in seiner Anmut. Doch es braucht nur eine kleine Brise zu kommen und der Tautropfen fällt hinunter und ist für immer verloren... Ich bin nie wieder in meinem Körper gewesen. Ich schwebe nur um den Körper herum. Schon aus diesem Grund meine ich, dass es ein endloses Wunder ist. Jeden Moment bin ich erstaunt, dass ich noch hier bin. Ich sollte es eigentlich nicht sein. Ich sollte jeden Moment gehen und trotzdem bin ich hier. Jeden Morgen öffne ich die Augen und sage: "Ach, ich bin also immer noch hier?" Denn es scheint fast unmöglich zu sein. Das Wunder ist weitergegangen.

Vergesst nicht: Seit jenem Tag war ich nicht mehr in meinem Körper. Nur noch ein dünner Faden verbindet mich mit dem Körper. Und es erstaunt mich immer wieder, dass offenbar das Ganze möchte, dass ich immer noch hier bin. Denn ich bin nicht mehr aus eigener Kraft hier, ich bin nicht von mir aus hier. Es muß der Wille des Ganzen sein, mich hier zu halten; mir zu erlauben, noch ein wenig länger an diesem Ufer zu verweilen. Seit jenem Tag ist die Welt unwirklich. Eine andere Welt hat sich enthüllt. Wenn ich sage, die Welt ist unwirklich, meine ich nicht, dass diese Bäume nicht wirklich sind. Diese Bäume sind absolut wirklich, aber die Art, wie ihr die Bäume seht, ist unwirklich. Die Bäume sind nicht als solche unwirklich. Sie existieren in Gott, sie existieren in der absoluten Wirklichkeit. Aber wie ihr sie seht, könnt ihr sie niemals wirklich sehen. Ihr seht ein Trugbild...

In jener Nacht wurde ich leer und wurde ich voll. Ich existiere nicht mehr und wurde zur Existenz selbst. In jener Nacht starb ich und wurde wiedergeboren. Aber der, der wiedergeboren wurde, hat mit dem, der starb, nichts zu tun. Es ist etwas, dass keine Kontinuität hat. An der Oberfläche sieht es so aus, als sei er derselbe. Derjenige, der starb, ist ganz und gar gestorben. Nichts von ihm ist übriggeblieben...

Die Erleuchtung ist ein ganz individueller Prozess. Die Tatsache, dass sie so individuell ist, hat viele Probleme geschaffen. Zunächst einmal gibt es keine festen Stadien, durch die man unbedingt hindurchgehen muß. Jeder Mensch macht verschiedene Phasen durch, weil jeder Mensch in vielen Leben verschiedene Prägungen angesammelt hat.

Es ist also nicht die Erleuchtung, sondern es sind die Bedingungen, die dich geprägt haben, die deinen Weg bestimmen. Und jeder Mensch ist anders geprägt. Deshalb haben zwei Personen nie denselben Weg. Deshalb betone ich immer: Es gibt keine Autobahnen, es gibt nur Fußwege. Und nicht einmal die sind zu sehen. Es ist nicht so, dass du sie schon vorfindest und nur noch darauf zu gehen brauchst. Nein, du machst sie beim Gehen. Dadurch, dass du gehst, werden sie gemacht.

Es heißt, der Weg zur Erleuchtung, ist wie die Spur eines Vogels, der am Himmel fliegt. Er hinterlässt keine Spuren. Keiner kann den Spuren des Vogels folgen. Jeder Vogel macht seinen eigenen Weg, der aber sofort verschwindet; während der Vogel fliegt. So ähnlich ist die Situation. Deshalb ist es nicht möglich, dass einer führt und die anderen folgen. Deshalb behaupte ich, dass Leute wie Jesus, Mohammed und Krishna, die sagen: "Glaubt nur an mich und folgt mir nach", keine Ahnung von Erleuchtung haben.

Hätten sie die Erfahrung gemacht, wäre so eine Äußerung nicht möglich gewesen. Jeder, der erleuchtet ist, weiß, das er keine Spuren hinterlassen hat. Dann zu jemanden zu sagen: "Komm und folge mir nach" ist einfach absurd. Was also mit mir geschehen ist, müssen andere nicht unbedingt auch erleben. Es ist möglich, dass man ganz normal bleibt und dann plötzlich erleuchtet ist...

Alle Methoden, die benutzt werden, dienen nur dazu, irgendeine Situation zu kreieren, in der euer Traum unterbrochen wird. Wie sehr ihr an eurem Traum hängt, ist von Person zu Person unterschiedlich. Wie tief euer Schlaf ist, ist von Person zu Person verschieden. Aber alle Methoden dienen dazu, euch wachzurütteln, damit ihr aufwachen könnt. An welchem Punkt ihr aufwacht spielt keine Rolle...

Es wird bei jedem einzelnen anders sein. Und dasselbe gilt für die Zeit nach der Erleuchtung: Jeder bringt Erleuchtung anders zum Ausdruck.... Erleuchtung ist ein völlig individuelles Lied, immer unbekannt, immer neu, immer einzigartig. Sie kommt niemals als Wiederholung. Vergleicht deshalb zwei Erleuchtete nicht miteinander. Ihr werdet zwangsläufig dem einen oder den anderen Unrecht tun oder beiden. Und habt keine feste Vorstellungen davon. Man sollte sich nur an fließende Qualitäten erinnern. Ich sage: fließende Qualitäten, keine festgelegten Qualifikationen.

Jeder Erleuchtete hat beispielsweise die Qualität von tiefer Stille. Sie ist fast greifbar. In seiner Gegenwart wird jeder still, der offen und empfänglich ist. Man spürt auch eine tiefe Zufriedenheit. Nichts kann seiner Zufriedenheit etwas anhaben, was immer geschieht...

Achtet nicht auf die kleinen Dinge: was er isst, was er anzieht, wo er lebt. Sie sind unwichtig. Achtet auf seine Liebe, sein Mitgefühl, sein Vertrauen. Auch wenn ihr sein Vertrauen ausnützt, ändert sich sein Vertrauen dadurch nicht. Selbst wenn ihr sein Mitgefühl missbraucht und seine Liebe betrügt, macht es für ihn keinen Unterschied. Das sind eure Probleme. Sein Vertrauen, sein Mitgefühl, seine Liebe bleiben gleich.

Es geht ihm in seinem Leben nur noch darum, andere Menschen aufzuwecken. Was immer er tut, es ist das einzige Ziel hinter all seinen Handlungen: Wie kann man immer mehr Menschen helfen aufzuwachen? Denn dadurch, dass er erwacht ist, hat er die höchste Seligkeit im Leben erfahren.
 

 



Lao=Tsu

Vor zweieinhalb Jahrtausenden, zur gleichen Zeit, als Gautama Buddha und Jain Mahavira in Indien ihre Frohbotschaft von der Leidenthaftung verkündeten und Pythagoras in Griechenland den Innenweg zum Göttlichen offenbarte, lebte Li=Örl Lao=Tsu in China seine Lehre vom Tao.


Li


Örl

 


Lao


tsu

Li=Örl wurde im dritten Jahre der Regierung des Kaisers Ting=Wang, im Jahre 604 B.C.E. als Sohn des Bauern Li in K'hüjen in der Provinz Honan geboren. Sein Vorname Ör oder Örl (Ohr) wurde ihm als Sinnbild weisen Lebensgehorsams gegeben. Nach den spärlichen Berichten über sein Leben, die wir dem chinesischen Geschichtsschreiber Si=Ma=Tsien (163-85 B.C.E.) verdanken, führte ihn sein Schicksal früh in die alte Kaiserstadt Lo=Yang im Gebiet des Hoang=ho oder Gelben Flusses, die nicht nur das Zentrum der chinesischen Reichsgründung, sondern schon seit der Shang=Dynastie (1450-1050 B.C.E.) und auch während der Regierungszeit der Tshu (1050-300 B.C.E.) den geistigen Mittelpunkt Chinas bildete.

Li=Örl gelangte hier früh zu Ansehen und schließlich trug ihm sein Vertrautsein mit den Lehrern der Frühzeit und ihren Werken das Amt des Geschichtsschreibers der Archive der Tshu, später das des Reichsarchivars und Staatsbibliothekars sowie den ehrenden Beinamen Lao=Tse (Lao oder Lau = alt. Tse, Dsi oder Tsu = Weiser, Meister, also Der alte Weise. Nach seinem Tode wurde er Lao=Dan Ehrwürdiger Weisheitslehrer genannt) ein. Sein Streben galt nicht dem äußeren, sondern dem inneren Leben. Nur wenige wußten, daß seine äußere Einsamkeit und bescheidene Zurückgezogenheit Berger und Verberger seiner inneren All-Gemeinsamkeit war, seines Erwachtseins zum Tao.

Solange Lao=Tse in Lo=Yang wirkte schrieb er nichts was über den Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit hinausging. Nur wenige Schüler, die er selbst auswählte und die gleich ihm zu schweigen wußten leitete er auf den Weg nach innen. Wir würden von seinem Wirken nichts wissen, erwiese ihn nicht sein Tao=Teh=Ching als Mystiker, in dem irgendwann in der Mitte seines Lebens das innere Licht allerhellend aufstrahlte: Wie unterm Bodhi-Baum dem Königssohn Gautama die Erleuchtung zuteil ward, die ihn zum Buddha, zum Erwachten werden ließ und wie in vielen Weisen und Vollendeten vom Urbeginn aller Zeiten an gleichermaßen das innere Licht aufflammte, so erschloß sich auch Li=Örl in der Sternstunde seines Lebens der All-Eine, bis er in der Seligkeit des Selbst-Erwachens Lao=Tsu wurde, der sich selber Weg und Ziel ward. Tao, Nirwana, das Reich Gottes - alles ward ihm zu einem, zum Einen.

"Wahrlich, wir sind eins! Teil ward Ganzes. Leere ward Fülle. Den Wunschbefreiten erfüllt Leben. Geeint bin ich dem überseienden Nicht=Sein. Ich bin erwacht!  Nicht umsonst war dieses Dasein. Ich habe zum Leben heimgefunden - zum Tao.  Wahrlich: Wer im Lichte steht, sieht alles erleuchtet. Wer zum Tao erwacht, hat das Leben!"  

Von da an ist Lao=Tsu innerlich ein anderer. Nach außen hin aber blieb er, was er war: der weise Verwalter der Überlieferungen seines Volkes, der beste Kenner der charakter- und geschichtsbildenden Kräfte, dessen Rat auch der Kaiser schätzte und dessen Ruf sich über das ganze Reich verbreitete.

In der geschichtlichen Begegnung mit dem des größten chinesischen Philosophen und Morallehrer, Kung=Tse (Konfuzius), die der Überlieferung nach um 517 B.C.E stattfand als Lao=Tsu in seinem 87. Lebensjahr stand und Kung=Tse im sechsten Jahrzehnt seines Daseins, hatte Kung=Tse den Weisen aufgesucht, um sich von ihm über gewisse Morallehren der alten Philosophen unterrichten zu lassen und ihm seine eigenen Ansichten zu unterbreiten. Bekannt ist die Antwort, die Lao=Tsu ihm gab:

"Die Philosophen, von denen Du sprichst, sind längst verwest, wenn auch ihre Lehren als Ausdruck ihrer Zeit uns geblieben sind. Was zu wissen ist, ist zeitlos. Wenn die Verantwortlichen ihrer Zeit gerecht werden, sind sie Führer und ein Segen für ihr Volk; wenn nicht, bleiben sie Getriebene, die Fortschritt und Vollendung der Menschen aufhalten. Vergeblich jeder Versuch, Menschen und Völker durch äußere Reformen zu ändern. Zähme darum Deine Eitelkeit, laß fahren Dein fahrlässig Wissen! Laß ab vom Trug der schönen Programme, die dem Volke nicht helfen! Das Volk erneuert sich aus sich selbst, wenn es frei sich selbst regiert. Der Mensch veredelt sich selbst durch sein Selbst: durch das ihm innewohnende Streben nach Selbstverwirklichung. Alles übrige ist eitel und unnütz."

Kung=Tse, der den alten Weisen so aufgewühlt verließ, daß er drei Tage lang kein Wort sprach, berichtete später seinen Schülern von dieser Begegnung: "Der Vogel fliegt, der Fisch schwimmt, das Tier läuft - jedes auf seine Weise. Nun aber gibt es Drachen, von denen niemand weiß, wie sie zum Himmel aufsteigen. Als ich mit Lao=Tsu sprach, erkannte ich in ihm einen Drachen, der sich zu den höchsten Himmeln der Weisheit erhebt." Was Lao=Tsu, der Mystiker und 'Drache' - in der chinesischen Mythologie ist der Drache das Symbol göttlicher Weisheit - dem Philosophen bedeutete, ist dies:

"Dein Weg ist der Weg der Menschen; mein Weg ist der des Himmels. Ihn gehen heißt zum Frieden finden und zur Vollendung. Dein Weg entspringt der Zeitlichkeit und endet in ihr. Mein Weg führt vom Zeitlosen zum Ewigen: Zur Erfüllung des Sinns des Lebens. Dein Weg ist der Weg der Geschäftigkeit. Mein Weg ist der Weg des Nicht-Tuns, bei dem nichts ungetan bleibt: Der Weg der Stille und Ruhe, aus dem das rechte Bewegtsein entspringt."


Kung=Tse verdankte der Berührung mit Lao=Tsu das Wachwerden für das Geheimnis der Stille. Zweifellos datiert von da an die von Tschuang=Tse erwähnte innere Wandlung des Philosophen, von der an sich seine Lehren der Weisheit des Lao= Tsu merklich näherten, wenn er auch nicht die Vollendung und Erkenntnishöhe des Erleuchteten erreichte. Denn Kung=Tse blieb was er war - der aktive Morallehrer, der, an der Oberfläche haftend, das äußere Leben zu erneuern trachtet -, während Lao=Tsu, der kontemplative Mystiker, in die Tiefe und bis zum Kern vordringt. Darum weist er die Menschen zum Wesentlichen, das ewig ist, und verhilft ihnen zum einzig möglichen und nützlichen Gewinn in der Zeitlichkeit: Zum Selbst-Gewinn, mit dem auch das All-Selbst gewonnen ist. Da der Mystiker zeitlos ist, ist auf die geschichtliche Stellung und Bedeutung Lao=Tsu's hier nicht einzugehen. Der Weise lebt in seiner Zeit und Welt; aber er wurzelt nicht in ihr, sondern im Ewigen. Seine Weisheit leuchtet darum über alle Zeit hinweg als Wegweisung zum Wachwerden für die Wirklichkeit und das Sein hinter allem Schein und Sinnentrug der Zeitlichkeit. Es wundert nicht, daß Lao=Tsu nur einzelne Schüler und Nachfolger fand, während Kung=Tse dreitausend Schüler zählte. Im Gegensatz zum Philosophen hatte Lao=Tsu kein Verlangen eine Schule zu gründen und seine Erkenntnisse zu verbreiten. Er antwortete nur, wenn er gefragt wurde und gab denen, die ihn darum baten von seiner Weisheit; im übrigen aber schwieg er im Blick darauf, daß letztlich jeder selbst - vom eigenen Selbst her - zur Wirklichkeit erwachen muß und dass dieses Erwachen nicht von außen her bewirkt oder beschleunigt werden, sondern nur dort gefördert werden kann, wo das Verlangen danach bereits entbrannt ist.

Trotz dieser Zurückhaltung wurde dem Mystiker auch nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst die Ruhe und Abgeschiedenheit mißgönnt, weshalb sich Lao=Tsu einige Jahre nach dem Gespräch mit Kung=Tse zum Gang in die Heimatlosigkeit entschloß. Es wird berichtet, daß er den Wanderstab nahm und über die Grenze Honans nach Westen ging. Beim Überschreiten des Gebirgspasses bat ihn der Kommandant der Grenzfeste, Jin=Hi, der zu Lao=Tsu's Schülern zählte und seinen Lehrer durch die feierliche Überreichung einer Schale mit Tee begrüßte und ehrte, der Weise möge ihm vor seinem Scheiden eine Darstellung des Weges zur Vollendung überlassen. Lao=Tsu entsprach der Bitte und schrieb in der Einsamkeit der Berge den Tao=Teh=King (Die Tugenden der Weisen) in der ihm eigenen lapidaren Kürze in neun mal neun Sprüchen nieder. Er übergab das Werk dem Freunde als sein Vermächtnis, um danach seine Reise fortzusetzen und der Urheimat näher zu kommen, in die er zwischen dem 90. und 95. Lebensjahr zurückkehrte. "Niemand weiß, wo er geendet", sagt der Geschichtsschreiber Si=Ma=Tsien
 



Gotteserfahrung

H.

Geboren am 20. Juni 1955

"Es war am 2. Sonntag 1988, genauer gesagt am 10. Januar 1988, als ich, am frühen Morgen in einem dunklen Zimmer im Bett erwachte und am gesamten Körper ein leichtes Kribbeln verspürte. Dann geschah es, daß ich von einem Augenblick zum anderen in einem anderen Bewußtseinszustand versetzt wurde und neben Gott stand und mit reinen, ehrlichen Kinderworten zu Gott sprach. Gott nahm ich dabei nur intuitiv und als reine Erfahrung seiner Existenz, als männliches Wesen wahr, das mir während meiner Worte, die eine Entschuldigung ausdrückten, zuhörte. Danach erblickte ich eine intergalaktische Nebelwolke, aus der ein sanftes, goldenes und langsam fließendes Licht von oben in mein Bewußtsein hinein strömte, ein Licht, das ich als einen Zustand Gottes verstand. Nach diesem Erlebnis erwachte ich wieder aus dem anderen Bewußtseinszustand, der kein Traum war, weil ich alles klar und deutlich wahrgenommen hatte. Nachdem ich erwacht war, wurde mein gesamter Körper von einer großen Menge wärmender Liebe durchströmt und ich schlief wieder ein. In diesem kurzen Schlaf erfuhr ich einen Traum, zu dessen Beginn ich das Gefühl hatte, jemanden einen Brief geschrieben zu haben, mit der Frage, wer ich wohl sei. Daraufhin sah ich zuerst undeutlich, dann immer deutlicher ein jugendliches, männliches Wesen, das zuerst weniger gut, dann sehr gut aussah und das auf einem Dachboden hinter einem Schreibtisch saß. Hinter diesem Schreibtisch befand sich ein Holzkreuzfenster, durch das Wolken zu sehen waren und ein Regal in dem Bücher standen, genauso wie auf dem unaufgeräumten Schreibtisch. Nachdem ich das Wesen einige Zeit gesehen hatte, verschwand das Bild wieder und ich sah das Wesen nicht mehr, sondern hörte es nur noch, während es sich von mir in die Zukunft hinein entfernte. Dabei übermittelte es mir eine Botschaft in drei Sätzen, von denen ich aus persönlichen Gründen nur den letzten Satz wiedergeben möchte, welcher lautete: "Du wirst es schaffen!"  - "Ich bin nicht für verrückt erklärt worden, weil ich Gott gesehen habe. Das habe ich fast überhaupt noch niemanden direkt erzählt."

 


Jiddu Krishnamurti

 Geboren am 12. Mai 1895 0h25' in Madanapalle, Indien (11. Mai 19h12' GMT)

"

(20. August 1922)


".. Als ich eine Weile so gesessen hatte, spürte ich, wie ich meinen Körper verließ, und sah mich unter dem zarten Blätterdach des Baumes sitzen. Ich schaute gen Osten. Vor mir war mein Körper und über mir leuchtend und klar der Stern. Dann konnte ich die Schwingungen Buddhas spüren und erblickte Maitreya und KH. Ich war sehr glücklich, ruhig und voller Frieden. Ich konnte immer noch meinen Körper sehen und schwebte über ihm. Eine unendlich tiefe Stille erfüllte die Luft und erfüllte mich, es war so still wie am Grund eines unermeßlich tiefen Sees... Die Gegenwart der großen Wesen war für einige Zeit um mich, dann waren sie wieder fort. Ich war zutiefst glücklich, ich hatte geschaut. Nichts konnte mehr sein wie vorher. Ich habe das reine, klare Wasser direkt aus der Quelle des Lebens getrunken und mein Durst wurde gestillt ... Ich habe ein Mitgefühl berührt, das allen Kummer, alles Leid heilt; es gilt nicht mir, sondern der Welt. Ich stand auf des Berges Gipfel und sah die großmächtigen Wesen ... Liebe in all ihrer Herrlichkeit hat mein Herz trunken gemacht; nie kann mein Herz sich wieder verschließen. Ich habe mich am Quell der Freude und ewiger Schönheit gelabt. Ich bin Gott-trunken."


*

"Zweifellos wurde Krishna stark beeinflußt von der Botschaft des Meisters Kuthumi, die vor seiner Abreise von Sydney »durchgegeben« wurde. Am 12. August, ungefähr fünf Wochen nach ihrer Ankunft in Ojai, schrieb er an Lady Emily:

"Ich habe jetzt jeden Morgen eine halbe Stunde bzw. 35 Minuten meditiert, und zwar von 6 Uhr 45 bis 7 Uhr 20. Ich fange schon an, mich besser zu konzentrieren, auch nur für kürzere Zeit & ehe ich zu Bett gehe, meditiere ich noch einmal ungefähr 10 Minuten. Das wird wohl eine Überraschung für Sie sein, was? Ich bin dabei, meine alte Verbindung zu den Meistern zurückzuerlangen & schließlich ist das & sonst nichts das einzige, was zählt im Leben. Zuerst war das Meditieren und Konzentrieren schwierig, & obwohl ich erst vor einer Woche damit angefangen habe, bin ich doch schon angenehm überrascht."

Nur fünf Tage, nachdem er das geschrieben hatte, erlebte er etwas, das sein Leben veränderte, wenn es auch Wochen dauerte, bis es jemand außerhalb von Ojai erfuhr. Nitya und Krishna schrieben beide Berichte über dieses Erleben, das am 17. August seinen Anfang nahm. Vierzehn Tage danach schrieb Nitya folgenden Bericht an Frau Besant und Leadbeater:

"Unser Haus steht in einem langen, engen Tal voller Aprikosengärten und Orangenhaine, auf die Tag für Tag eine heiße Sonne herunter scheint, die uns an Adyar erinnert. Abends jedoch kommt kühle Luft von den beiderseits des Tales sich hinziehenden Hügelketten. Weit jenseits des unteren Talendes verläuft die lange ausgezeichnete Straße von Seattle in Washington bis hinunter nach San Diego im südlichen Kalifornien, die mehr als 3000 Kilometer lang ist, mit endlosem, turbulent flutendem Verkehr. Unser Tal ist jedoch glücklicherweise unbekannt und vergessen, denn eine Straße führt herein, aber nicht wieder hinaus. Die Indianer haben unser Tal Ojai oder Nest genannt und haben es wohl jahrhundertelang als Zuflucht benutzt.

Unser Häuschen liegt am höheren Ende des Tales und kein Mensch wohnt in unserer Nähe, nur Herr Warrington, der einige hundert Meter von uns entfernt ganz für sich allein ein Häuschen bewohnt; und Krishna, Herr Warrington und ich sind nun schon fast acht Wochen hier, ruhen uns aus und lassen es uns gut gehen. Ab und zu besucht uns Herr Walton, der Generalvikar der Liberalkatholischen Kirche Amerikas, der im Tal ein Haus besitzt; und Rosalind, ein junges amerikanisches Mädchen, das seit ein oder zwei Wochen in unserer Nähe wohnt, verbringt die Tage mit uns. Vor ungefähr zwei Wochen - als wir zufällig alle fünf da waren - gab es nun einen Zwischenfall, von dem ich Ihnen berichten möchte.

Die wahre Bedeutung des Geschehens und seine Wichtigkeit werden Sie uns natürlich genau erklären können, wenn Sie das wollen. Wir schienen hier in eine Welt versetzt, in der für kurze Zeit Götter wieder unter Menschen wandelten und in der wir uns so verändert haben, daß unser Kompaß jetzt seinen Leitstern gefunden hat. Ich glaube nicht, daß ich übertreibe, wenn ich sage, daß durch das, was geschehen ist, unser aller Leben tief beeinflußt wurde.

Eigentlich sollte Krishna selbst die Folge der Ereignisse beschreiben, denn wir anderen waren lediglich Zuschauer, jederzeit zum Helfen bereit, aber er kann sich nicht an alle Einzelheiten erinnern, da er sich die meiste Zeit außerhalb seines Leibes befand. In unseren Gedächtnissen wurde dagegen alles klar aufbewahrt, denn wir beobachteten ihn die ganze Zeit sehr sorgfältig, mit dem vagen Gefühl, sein Leib sei uns anvertraut. Da Herr Warrington nicht völlig gesund ist und ich mich noch nicht allzuviel anstrengen soll, fiel es der glücklichen Rosalind zu, Krishna zu umsorgen, und meiner Meinung nach hat sie ihre Belohnung bereits empfangen (dadurch, daß sie zur Probe aufgenommen wurde).

Am Donnerstag, den siebzehnten fühlte Krishna sich abends etwas müde und unruhig und wir beobachteten eine schmerzhafte Beule an seinem Nacken, die aussah wie ein zusammengezogener Muskel von der Größe einer großen Murmel. Am nächsten Morgen schien er wieder in Ordnung zu sein, bis nach dem Frühstück, wo er sich hinlegte um auszuruhen. Rosalind und ich saßen draußen, Herr Warrington und Krishna hielten sich drinnen auf. Auf Herrn Warringtons Rufen ging Rosalind hinein und fand Krishna offenbar sehr krank. Er warf sich auf dem Bett hin und her und stöhnte, als habe er große Schmerzen. Sie setzte sich zu ihm und versuchte herauszubekommen was mit ihm los war, aber Krishna konnte keine klare Antwort geben.

Er fing wieder an zu stöhnen und bekam einen Zitter- und Schüttelanfall, er knirschte mit den Zähnen und hielt die Hände ineinander verkrampft um des Zitterns Herr zu werden; es war genau das Verhalten eines Malariakranken, nur daß Krishna sich über schreckliche Hitze beklagte. Rosalind konnte ihn eine Weile beruhigen, und wieder fing das Zittern und Schütteln an, ganz wie bei Schüttelfrost. Dann stieß er sie fort und klagte über die entsetzliche Hitze, mit einer fremdartigen Entrücktheit in seinen Augen. Rosalind blieb bei ihm sitzen, bis er sich wieder beruhigt hatte. Sie hielt seine Hände und beschwichtigte ihn wie eine Mutter ihr Kind. Herr Warrington saß am anderen Ende des Zimmers und bemerkte - wie er mir später erzählte - daß aufgrund von Einflüssen aus nichtirdischen Ebenen in Krishnas Leib etwas geschah. Die arme Rosalind, die anfangs äußerst ängstlich war, richtete fragende Blicke auf Herrn Warrington, der ihr aber versicherte, daß alles gut sei. Im Verlauf des Vormittags wurde es aber schlimmer, und als ich kam und mich zu ihm setzte, klagte er wieder über die schreckliche Hitze und sagte, daß wir alle übernervös seien und ihn ermüdeten. Alle Augenblicke richtete er sich im Bett auf und stieß uns weg; und wieder begann er zu zittern. Dabei war er nicht richtig bei sich, denn er sprach von Adyar und den Menschen dort als ob sie hier anwesend seien; dann wieder lag er eine kleine Weile ruhig, bis das Rascheln eines Vorhanges, das Klappern eines Fensters oder das Geräusch eines fernen Pfluges auf dem Feld ihn auffahren ließen und er stöhnend nach Ruhe und Schweigen verlangte. Regelmäßig alle paar Minuten wenn ihm heiß wurde, stieß er Rosalind fort und dann wollte er sie wieder in nächster Nähe haben.

Ich saß nahe, aber nicht zu nahe bei ihm. Wir bemühten uns so gut es ging, das Haus still und dunkel zu halten. Geringe Geräusche, die man kaum wahrnimmt, sind aber unvermeidlich, und Krishna war so empfindlich geworden, daß schon der schwächste Laut seine Nerven in Aufruhr brachte.

Später, als das Essen kam, beruhigte er sich, schien ganz in Ordnung und völlig bei Bewußtsein. Rosalind brachte ihm sein Essen, das er verzehrte, und während wir alle unser Mahl beendeten, lag er ruhig da. Einige Minuten später jedoch stöhnte er wieder auf. Der arme Kerl konnte sein Essen nicht bei sich behalten. Und so ging es den ganzen Nachmittag: Zittern, Stöhnen, Unruhe, Bewußtlosigkeit und die ganze Zeit, als habe er Schmerzen. Merkwürdigerweise beruhigte er sich jedesmal zu Beginn der Mahlzeiten. Auch wenn er selbst nichts aß, konnte Rosalind ihn allein lassen um selbst zu essen. Auch abends war er so ruhig, daß er die Nacht durchschlafen konnte.

Am nächsten Tag, einem Sonnabend, fing es nach seinem Bad wieder an und zwar schlimmer, und er schien seltener bei Bewußtsein als den Tag zuvor. Mit regelmäßigen Unterbrechungen, in denen er Ruhe fand und Rosalind speisen konnte, hielt dieser Zustand den ganzen Tag an.

Am Sonntag war es dann am schlimmsten, und am Sonntag erlebten wir den glorreichen Höhepunkt. Während der drei Tage hatten wir drei uns bemüht, Verstand und Gefühl ruhig und friedlich zu halten. Rosalind verbrachte die drei Tage an Krishnas Seite, war für ihn da, wenn er sie brauchte und ließ ihn allein, wenn er es wünschte. Es war wirklich wunderbar, sie bei ihm zu sehen und zu beobachten, wie sie ihre Liebe selbstlos und ganz unpersönlich auszuschütten vermochte. Schon ehe all dies geschah, hatten wir diese großartige Eigenschaft an ihr wahrgenommen; wir hatten zwar überlegt, ob eine Frau zu diesem Zeitpunkt zugegen sein sollte, die nachfolgenden Ereignisse zeigten dann aber, daß sie wahrscheinlich zu jenem Zeitpunkt hierher geführt worden war, um insbesondere Krishna und zugleich uns anderen zu helfen. Obwohl sie erst neunzehn Jahre alt ist und von Theosophie wenig versteht, spielte sie diese drei Tage die Rolle einer großen Mutter.

Am Sonntag, wie gesagt, schien Krishnas Zustand verschlimmert, er schien sehr zu leiden, sein Zittern und die Hitze schienen verstärkt, und sein Bewußtsein setzte immer öfter aus. Wenn er seinen Leib unter Kontrolle zu haben schien, sprach er die ganze Zeit von Adyar, A.B. und den Mitgliedern des Purpurordens in Adyar, und dauernd wähnte er sich in Adyar. Dann sagte er: »Ich möchte nach Indien! Warum haben sie mich hierher gebracht? Ich weiß nicht, wo ich bin«, und wieder, wieder und immer wieder sagte er: »Ich weiß nicht, wo ich bin.« Immer wenn sich im Haus jemand rührte, fuhr er beinahe aus dem Bett. Ehe wir sein Zimmer betraten, mußten wir ihn darauf vorbereiten. Gegen sechs Uhr jedoch, als wir zu Abend aßen, beruhigte er sich bis wir fertig waren. Dann, plötzlich, schien das ganze Haus wie erfüllt von einer fürchterlichen Kraft und Krishna war wie besessen. Er wollte keinen von uns in seiner Nähe haben und fing an, sich bitterlich über den Schmutz zu beklagen, den Schmutz des Bettes, den unerträglichen Schmutz des Hauses, den Schmutz aller Menschen um ihn, und mit schmerzerfüllter Stimme sagte er, es verlange ihn danach, in den Wald zu gehen. Jetzt schluchzte er laut, wir wagtennicht ihn zu berühren und wußten nicht was tun; er hatte sein Bett verlassen und saß in einem dunklen Winkel des Zimmers auf dem Boden. Er sagte laut schluchzend, daß er nach Indien wolle, in den Wald. Plötzlich kündigte er die Absicht an, allein spazieren zu gehen. Davon konnten wir ihn aber abbringen, weil wir ihn in seinem Zustand nicht für fähig hielten, eine nächtliche Wanderung zu unternehmen. Als er aber wünschte, allein zu sein, verließen wir ihn und versammelten uns draußen auf der Veranda, wohin er wenige Minuten später nachkam. Er hielt ein Polster in der Hand und setzte sich so weit weg von uns wie möglich. Er hatte die Kraft und Geistesgegenwart gehabt heraus zu kommen, aber draußen angekommen, verließ er uns wieder und nur sein Leib, Unzusammenhängendes murmelnd, blieb in der Veranda sitzend zurück.

Wir waren eine seltsame Gruppe auf der Veranda. Rosalind und ich auf Stühlen, Herr Warrington und Herr Walton auf einer Bank uns gegenübersitzend, und Krishna uns zur Rechten einige Meter entfernt. Die Sonne war schon vor einer Stunde untergegangen und wir saßen angesichts der fernen Berge, die sich im dunkelnden Zwielicht purpurn gegen den fahlen Himmel abhoben. Wir sprachen wenig, und das Gefühl eines nahenden Höhepunktes überkam uns; all unsere Gedanken und Gefühle waren gespannt in merkwürdig friedvoller Erwartung eines großen Geschehens.

Dann hatte Herr Warrington eine vom Himmel gesandte Eingebung. Einige Meter vor dem Haus steht ein junger Pfefferbaum mit zarten Blättern von einem sanften Grün, jetzt schwer von duftenden Blüten, und den ganzen Tag ist er »heimgesucht von Bienengesumm«, kleinen Kanarienvögeln und helleuchtenden Kolibris. Er forderte Krishna ruhig auf, unter diesen Baum zu gehen. Krishna wollte zuerst nicht, dann ging er aus eigenem freien Willen.

Jetzt waren wir in sternerhellter Dunkelheit und Krishna saß unter einem Dach von zartem Laub, schwarz gegen den Himmel. Er murmelte immerzu noch halb entrückt, plötzlich aber kam ein Seufzer der Erleichterung und er rief uns zu: »Oh, warum habt ihr mich nicht eher hierher geschickt?« Dann folgte eine kurze Stille.

Und jetzt stimmte er einen Gesang an. Fast drei Tage war kein Wort über seine Lippen gekommen und sein Leib war von der intensiven Anspannung aufs Äußerste erschöpft, und es war eine sehr müde Stimme, die wir das Mantram singen hörten, das in Adyar jeden Abend im Heiligtum gesungen wurde. Dann Stille.

Vor langer Zeit in Taormina, als Krishna mit meditierendem Blick ein schönes Gemälde unseres Herrn Gautama im Bettlergewand angeschaut hatte, hatten wir einen glückerfüllten Augenblick lang die göttliche Gegenwart des Großen Einen verspürt, der geruht hatte uns einen Gedanken zukommen zu lassen. Und wieder diese Nacht, als Krishna unter dem jungen Pfefferbaum seinen Gesang der Anbetung beendete, spürte ich wie durch das friedvolle Tal eine Woge dieses Glanzes ging, als ob Er Krishna wieder seinen Segen gesandt habe.

Wir saßen da, die Blicke auf den Baum geheftet, und wie wir 'so schauten, sah ich über dem Baum plötzlich einen großen Stern leuchten, und ich wußte daß Krishnas Leib für den Großen Einen vorbereitet wurde. Ich beugte mich vor und sagte Herrn Warrington das von dem Stern.

Der Ort schien erfüllt von einer Großen Gegenwart und mich ergriff ein großes Verlangen, hinzuknien und anzubeten, denn ich wußte, daß der Große Herr über unser aller Herzen Selbst gekommen war, und wenn wir ihn auch nicht sahen, so fühlten wir alle doch die Herrlichkeit seiner Gegenwart. Dann wurden Rosalinds Augen geöffnet und sie sah. Ihr Gesicht veränderte sich wie ich noch nie ein Gesicht sich verändern gesehen habe, denn sie war so gesegnet, daß sie mit leiblichen Augen die Herrlichkeit dieses Abends erschauen konnte. Ihr Gesicht war verwandelt, als sie zu uns sagte: »Seht ihr Ihn, seht ihr Ihn ?«, denn sie sah den göttlichen Bodhisattva (Herrn Maitreya). Millionen warten auf eine Inkarnation, um einen solchen Blick auf unseren Herrn zu erhaschen, sie aber hatte Augen der Unschuld, und sie hatte unserem Herrn treu gedient. Und wir, die wir nicht sehen konnten, sahen die Herrlichkeit des Abends sich spiegeln in ihrem Gesicht, das im Sternenlicht bleich vor Entzücken war. Niemals werde ich den Ausdruck ihres Gesichts vergessen, denn Ich habe beschrieben, was ich sah und hörte. Von der Wirkung des Geschehens auf uns alle habe ich aber noch nicht gesprochen, denn ich vermute, daß es - wenigstens bei mir - einige Zeit dauert, die Herrlichkeit, deren Zeuge zu sein wir den Vorzug hatten, völlig zu begreifen, wenn ich auch jetzt schon spüre, daß das Leben nur auf eine Art und Weise verbracht werden kann, nämlich im Dienst des Herrn.

Es folgt Krishnas eigener Bericht, der zu gleicher Zeit wie der von Nitya weggeschickt wurde und dessen zweiter Teil nur zwei Tage nach den geschilderten Ereignissen geschrieben worden war.

"Seit ich Australien verlassen habe, erwäge ich die Botschaft, die Meister K.H. mir zukommen ließ, als ich dort war, und denke über sie nach. Natürlich wollte ich diesen Befehlen so bald wie möglich nachkommen und fühlte mich in gewisser Weise unsicher in bezug auf die beste Methode, die mir gesetzten Ideale zu erreichen. Ich glaube, es verging kein Tag, an dem ich nicht einige Gedanken darauf verwendete, schäme mich aber eingestehen zu müssen, daß dies alles ziemlich lässig und achtlos geschah. Im Grunde meines Herzens ruhte aber stets die Botschaft des Meisters.

Also, seit dem 3. August habe ich jeden Morgen regelmäßig etwa dreißig Minuten meditiert. Zu meinem Erstaunen gelang es mir spielend leicht mich zu konzentrieren und innerhalb weniger Tage konnte ich klar erkennen, wo ich bisher versagt hatte und wo ich noch immer versagte. Ich fing sofort gewissenhaft damit an, den schädlichen Ballast der vergangenen Jahre abzuwerfen. Mit der gleichen Entschlossenheit unternahm ich es, Mittel und Wege zu suchen, wie ich mein Ziel erreichen könnte. Als erstes wurde mir klar, daß ich alle meine anderen leiblichen Verwirklichungen mit der buddhischen Ebene (der höchsten Bewußtseinsebene) harmonisch abstimmen müßte. Um diese glückliche Kombination zuwege zu bringen, mußte ich erforschen, was mein Ego auf der buddhischen Ebene brauchte. Um meine verschiedenen leiblichen Verwirklichungen zu harmonisieren, mußte ich dafür sorgen, daß sie im gleichen Rhythmus wie der buddhische Leib schwangen, und zu diesem Zweck mußte ich wissen, was das Hauptanliegen des buddhischen Leibes war. Mit einer Leichtigkeit, die mich selbst erstaunte, erkannte ich, daß das Hauptanliegen auf dieser hohen Ebene war, Herrn Maitreya und den Meistern zu dienen. Als ich diesen Gedanken in meinem physischen Geist klar gefaßt hatte, konnte ich die anderen leiblichen Verwirklichungen so leiten und steuern, daß sie in gleicher Weise wie auf der edlen geistigen Ebene handelten und dachten. In diesem Zeitraum von weniger als drei Wochen konzentrierte ich mich den ganzen Tag darauf, das Bild des Herrn Maitreya von meinen geistigen Augen zu behalten, und ich fand keine Schwierigkeit dabei. Ich merkte, daßich ruhiger und heiterer wurde. Meine gesamte Lebensanschauung änderte sich.

Dann, am 17. August, fühlte ich einen scharfen Schmerz im Nacken und mußte meine Meditationen auf fünfzehn Minuten verkürzen. Die Schmerzen besserten sich nicht, wie ich gehofft hatte, sondern wurden schlimmer. Der Höhepunkt war am 19. erreicht. Ich konnte weder denken noch war ich fähig etwas zu tun, und Freunde hier zwangen mich, zu Bett zu gehen. Dann verlor ich fast ganz das Bewußtsein, wenn ich auch recht gut bemerkte, was um mich herum geschah. Jeden Tag ungefähr zur Mittagszeit kam ich zu mir. Am ersten Tag, als ich mich in diesem Zustand befand und der Dinge um mich mehr bewußt war, hatte ich das erste äußerst merkwürdige Erlebnis. Es war da ein Mann, der den Weg ausbesserte, dieser Mann war ich selbst, die Hacke, die er hielt, war ich selbst, sogar der Stein, den er herausbrach, war ein Teil meiner selbst, der zarte Grashalm war ich, und auch der Baum neben dem Mann war ich. Ich konnte fast fühlen und denken wie der Straßenarbeiter und ich konnte spüren, wie der Wind durch den Baum fuhr, und die kleine Ameise auf dem Grashalm konnte ich auch spüren. Die Vögel, der Staub und selbst die Geräusche waren ein Teil von mir. Im gleichen Augenblick fuhr in einiger Entfernung ein Wagen vorbei, ich war der Fahrer, der Motor und die Reifen; als der Wagen sich weiter von mir entfernte, entfernte ich mich auch von mir selbst. Ich war in allem oder vielmehr war alles in mir, unbeseelt und beseelt, der Berg, der Wurm, und alle atmenden Dinge. Den ganzen Tag verblieb ich in diesem glücklichen Zustand. Ich konnte nichts zu mir nehmen, und wieder gegen sechs begann ich meinen physischen Leib zu verlassen, und natürlich tat die physische Natur, was sie wollte, ich war bewußtlos.

Der Morgen des nächsten Tages (des 20.) war fast gleich wie der vorhergehende Tag, und ich konnte es nicht aushalten, wenn zu viele Menschen im Zimmer waren. Ich konnte sie in höchst sonderbarer Weise spüren und ihre Schwingungen gingen mir auf die Nerven. Am gleichen Abend, wieder ungefähr um die sechste Stunde, fühlte ich mich schlechter als je zuvor. Weder konnte ich jemanden in meiner Nähe ertragen noch durfte mich jemand anrühren. Ich fühlte mich äußerst müde und schwach. Ich glaube ich weinte vor Erschöpfung und weil ich mich nicht beherrschen konnte. Der Kopf tat mir ziemlich weh, und ich hatte das Gefühl, als ob mir von oben lauter Nadeln in den Kopf getrieben würden. In diesem Zustand hatte ich das Gefühl, daß das Bett, in dem ich lag, in dem ich am vorigen Tag gelegen hatte, unvorstellbar schmutzig und schmierig sei und daß ich nicht darin liegen könnte. Plötzlich fand ich mich auf dem Boden sitzend wieder, und Nitya und Rosalind baten mich, wieder ins Bett zu gehen. Ich verbot ihnen, mich anzufassen und schrie, daß das Bett nicht sauber sei. So trieb ich es einige Zeit, bis ich endlich hinaus wanderte auf die Veranda, wo ich erschöpft und etwas ruhiger einen Augenblick sitzen blieb. Ich kam allmählich zu mir und schließlich sagte Herr Warrington, ich solle doch unter den Pfefferbaum gehen, der nahe beim Haus steht. Dort saß ich mit untergeschlagenen Beinen in Meditierstellung. Als ich einige Zeit so gesessen hatte, spürt_ ich, wie ich mich von meinem Leib löste, ich sah mich selbst unten sitzen mit dem feinen zarten Laub des Baumes über mir. Ich schaute nach Osten. Vor mir war mein Leib und über meinem Kopf sah ich den Stern, hell und klar. Dann konnte ich die Schwingungen des Herrn Buddha spüren; ich erblickte Herrn Maitreya und Meister K.H. Ich war so glücklich, ruhig und voller Frieden. Meinen Leib konnte ich noch sehen und ich schwebte dicht über ihm. Es war eine solche tiefe Ruhe in der Luft und in mir selbst, die Ruhe auf dem Grund eines unauslotbar tiefen Sees. Und wie bei einem See fühlte ich, daß mein physischer Leib mit seinem Geist und Gefühlen zwar an der Oberfläche aufgerührt werden konnte, aber nichts, gar nichts, die Ruhe meiner Seele stören könnte. Einige Zeit spürte ich die Gegenwart der mächtigen Wesen und dann waren SIE gegangen. Ich war höchst glücklich, denn ich hatte gesehen. Nun konnte nichts mehr sein wie früher. Ich habe von den klaren und reinen Wassern am Ursprung des Lequells getrunken und mein Durst wurde gestillt. Nie mehr könnte ich nun durstig sein, und nie mehr in völliger Dunkelheit verharren. Ich habe das LICHT gesehen. Ein Erbarmen hat mich erfaßt, das alle Sorgen und Leiden heilt; nicht für mich selbst, sondern für die Welt. Ich habe auf dem Gipfel des Berges gestanden und die mächtigen Wesen erschaut. Niemals kann ich wieder in äußerster Dunkelheit sein; ich habe das glorreiche und heilsame Licht gesehen. Die Quelle der Wahrheit wurde mir offenbart und die Dunkelheit zerstreut. Die Liebe in all ihrer Herrlichkeit hat mein Herz trunken gemacht; mein Herz kann sich niemals wieder verschließen. Ich habe vom Quell der Freude und ewigen Schönheit gekostet. Ich bin trunken von Gott."

Herr Warrington schrieb ebenfalls einen Bericht über dieses Erleben. Er gab an, Krishnas und Nityas Berichte gelesen zu haben und für die Wahrheit derselben einstehen zu können. Er fügte nur eine interessante Einzelheit hinzu - daß er wüßte, daß das Bett sauber gewesen sei, weil er selbst geholfen hatte es zurecht zu machen mit »am gleichen Abend aus dem Wäscheschrank entnommener frischer Bettwäsche«.

Am 2. September schrieb Krishna Briefe an Frau Besant, Leadbeater und Lady Emily. An Leadbeater schrieb er:

"Vor einiger Zeit sandte ich Ihnen ein Kabel, in dem ich Sie bat, meinen Eindruck zu bestätigen, daß Lady Emily am Abend des 12. August aufgenommen wurde. Da ich keine Antwort erhielt, nehme ich an, daß dies nicht der Fall ist. Das tut mir leid. Ich sende Ihnen Photographien von Helen Knothe und Rosalind Williams. Wir sprachen von Helen, als ich in Australien war und ich glaube bestimmt, daß sie für die Meister arbeiten wird und außerdem sagten Sie einmal, daß sie Piet Meuleman * gewesen sei. Bitte schreiben Sie mir doch etwas über sie, weil ich sehr an ihr interessiert bin. (Ich hatte mich fast verliebt in sie, als ich ihr in Holland begegnete! !

1) Fr!. Williams ist neunzehn Jahre alt, ein amerikanisches Mädchen, sehr freundlich, und am Abend des 21. August hatte ich den Eindruck, daß sie zur Probe aufgenommen wurde. Bitte teilen Sie mir mit, ob das stimmt.

Nitya beschreibt das außerordentliche Erleben, das mir am Abend des 20. August zuteil wurde, genauer, und auch, wie die beiden vorhergehenden Tage dazu übergeleitet hatten. Ich sende Ihnen, Frau Besant und Raja je eine Kopie davon. Wie Sie wohl wissen, war ich viele Jahre lang nicht das, was man glück-

* Frau Petronella Catharina Ueuleman-van Ginkel (1841-1902). Sie begründete im Jahre 1891 die T.S. in Holland. Helen wurde im Jahre 1904 geboren.

- lich nennt; alles womit ich in Berührung kam, brachte mir Unzufriedenheit; mein Geisteszustand war, wie Sie, mein liebster Bruder, wissen, beklagenswert. Ich wußte nicht, was ich wollte und hatte auch keine Lust, viel zu tun, alles langweilte mich sehr bald und ich konnte einfach nicht zu mir selbst finden. Aus dem, was Nitya schrieb und dem, was ich hinzugefügt habe, können Sie entnehmen, daß ich mich gegenüber meinem Zustand in Australien erheblich geändert habe. Die Botschaft, die Meister K.H. mir bei meinem Aufenthalt in Australien zukommen ließ, habe ich natürlich klar und ausführlich erwogen. Ich habe damit angefangen, regelmäßig jeden Morgen ungefähr eine halbe Stunde zu meditieren. Nach wenigen Tagen des Meditierens wurde mir klar, wo ich versagt hatte und noch immer versage und wie Sie mich schon immer kennen, begann ich gewissenhaft und ausdrücklich, mein Fehlverhalten der letzten Jahre abzulegen, seit ich das Mißgeschick hatte Sie verlassen zu müssen. Hier lassen Sie mich voller Scham bekennen, daß meine Empfindungen Ihnen gegenüber nicht so waren, wie sie hätten sein sollen. Jetzt sind sie aber völlig anders, ich bin überzeugt, daß ich Sie liebe und respektiere wie es wirklich ganz wenige Menschen tun. Meine Liebe zu Ilinen aus der Zeit als wir uns zuerst in Adyar begegneten ist zurückgekehrt mitsamt aller Liebe der Vergangenheit. Bitte denken Sie nicht, daß ich lauter Plattheiten und abgedroschene Phrasen schreibe. Das ist wirklich nicht der Fall und Sie, mein liebster Bruder, kennen mich tatsächlich besser als ich mich selbst kenne. Ich wünschte von ganzen Herzen, daß ich jetzt mit Ihnen zusammen sein könnte.

Seit dem 10.August weiß ich, was ich zu tun habe und was vor mir liegt - nichts als den Meistern und dem Herrn zu dienen. Seit diesem Zeitpunkt bin ich viel empfindungsfähiger geworden und dazu geringfügig hellsichtig, da ich Sie und die Präsidentin in jener Nacht sah, als ich im Mondschein saß. So etwas ist mir seit mehr als sieben Jahren nicht geschehen. In den sieben vergangenen Jahren war ich geistig blind, ich befand mich in einem licht- und luftlosen Verlies. Jetzt spüre ich, daß ich im Licht der Sonne bin, mit der Energie vieler, nicht physisch, sondern geistig und gefühlsmäßig. Ich empfinde, daß ich wieder in Fühlung mit Herrn Maitreya und dem Meister bin und für mich gilt nun nichts anderes als IHNEN zu dienen. Mein ganzes bewußtes Leben auf der physischen Ebene ist diesem Werk gewidmet und das wird sich kaum ändern.

Bitte lassen Sie mich ohne Vorbehalt wissen, was Sie von all dem denken, was ich geschrieben und empfunden habe."

 

Sein Brief an Frau Besant war mehr oder weniger eine Wiederholung des obigen. An Lady Emily drückte er seine Gefühle intimer aus:

"Seit mehr als vierzehn Tagen habe ich keinen langen Brief mehr an Sie geschrieben; das bedaure ich, aber ich kann nichts dafür, wie Sie meiner nachfolgenden Schilderung der Umstände entnehmen können. Ich war krank und dem an Frl. Dodge Gesandten können Sie entnehmen, daß ich eigentlich nicht richtig krank war. Ich hatte das große Glück, ins Bewußtsein des Meisters und in meine alte Führung mit Herrn Maitreya zurückgerufen zu werden. Ich habe meinen Bericht darüber an Frl. Dodge gesandt, erstens weil hier nicht viele Kopien zu bekommen sind & außerdem wollte ich ihr den Bericht schicken, weil sie nicht gesund ist und vielleicht wird er sie aufheitern und ihr helfen. Ich wußte, daß Sie mir es nicht übelnehmen, daß ich den Bericht an sie gesandt habe mit der Bitte, ihn dann an Sie weiterzugeben. Ich denke, es ist besser, wenn jemand von Ihnen den Bericht vorliest, wenn Sie alle beisammen sind & ich schreibe deshalb noch an Fr!. Dodge. Dem Bericht können Sie entnehmen, daß ich »verändert« & glücklich jenseits menschlichen Glückes bin. Ich empfinde und lebe in einem erhabenen Zustand; nicht dem erhabenen Zustand des Stolzes. Nitya & Herr Warrington haben ebenfalls Berichte geschrieben & ich habe meinen Bericht ohne Hilfe verfaßt. Besonders der letztere Teil wurde zwei Tage nach dem Erleben geschrieben & als ich mich noch im Zustand der Erhabenheit & Anbetung befand. Wenn ich daran denke, empfinde ich alles wieder so. Alles was ich schrieb ist vollkommen wahr und tief begründet. Ich kann niemals wieder wie früher werden. Ich werde nicht aufhören, Sie, liebe Mutter zu lieben, aber meine Haltung dem Leben gegenüber ist verändert; für mich existiert jetzt nichs mehr als das Werk. Gewiß habe ich mehr geistige und gefühlsmäßige Kräfte als physische, aber diese werden noch kommen. Ich fühle mich, als ob ich in Anbetung auf einem Bergesgipfel sitze & daß Herr Maitreya nahe bei mir ist. Der Horizont meines Lebens ist klar & der Ausblick schön und scharf.

So, Mutter, werden Sie verstehen, daß ich mich verändert habe & durch die Veränderung in mir werde ich auch das Leben meiner Freunde verändern. Ich möchte, daß sie den gleichen Berg ersteigen & von diesem aus die Herrlichkeit der Großen Wesen erschauen... ich möchte, daß Sie mit mir zusammen dort oben sind... ich will der ganzen Welt helfen, ein Stück höher zu steigen als sie jetzt sind & Mutter, Sie müssen mir dabei helfen & um helfen zu können müssen Sie höher gestiegen sein um den Menschen den Weg zu zeigen. Sie müssen sich ändern, vorsätzlich & mit einem festen Ziel ändern. . . ich hoffe, Sie denken nicht, daß ich Ihnen eine Predigt halten will, aber seit ich mich geändert habe & ich davon überzeugt bin, zu mir selbst gefunden zu haben, wünsche ich auch Ihnen zu helfen, daß Sie sich selbst erkennen und groß werden. Das müssen Sie tun, denn es gibt sonst nichts auf der Welt als den herrlichen und heiligen Weg zu betreten & liebe Mutter ich werde Ihnen helfen. Es gibt nichts zu tun als in allen Dingen wie SIE zu werden und IHNEN zu folgen und zu dienen, indem man der Welt dient. Sie wissen nicht, wie sehr ich mich verändert habe, mein ganzes inneres Wesen ist lebendig und voll Energie & Gedanken & ich bin überzeugt, daß mein Ego entschieden herabgedrückt worden ist. Ich bin etwas hellsichtig.

Können Sie bitte, wenn Sie schließlich das Manuskript über mein Erleben mit den Beiträgen von Nitya, Herrn Warrington und mir erhalten haben, 4 Kopien davon anfertigen lassen? ... ich möchte nicht, daß darüber Klatsch entsteht & außerdem sollen nur ganz wenige Menschen davon erfahren. Seien Sie vorsichtig bei der Wahl desjenigen, der es auf der Maschine schreibt. Können Sie dafür eine völlig vertrauenswürdige Person auswählen? Ich möchte, daß der Bericht mit der Aufschrift »streng vertraulich - bitte niemandem zeigen« an Cordes, Ruspoli, Frau Blech, Frl. Dijkgraff gesandt wird. Ich hoffe, daß es Ihnen nichts ausmacht und Sie eine wirklich vertrauenswürdige Person auswählen, bitte seien Sie vorsichtig. Ich überlasse das Ihrer Entscheidung."

In einem späteren Brief teilte er Lady Emily mit, daß er an Helen kein Exemplar senden würde, da er meinte, daß sie das alles nicht verstehen könnte, daß aber Frl. Dijkgraff es ihr vorlesen möge, wenn sie dann in Holland wäre.

Lady Emily bat Rajagopal, das Manuskript auf der Maschine zu schreiben. Als sie ein Exemplar davon an Ruspoli schickte, schrieb sie dazu:

"Das zu lesen wird Sie hoffentlich genau so glücklich machen wie mich. Wenn man K. und seine absolute Wahrhaftigkeit kennt, ist es umso überraschender. Für Sie und mich, die wir beide wußten, wie unglücklich K. war- ist es nicht wunderbar, ihn glücklich und voller Frieden zu wissen - indem er zu sich selbst gefunden hat? Es hat bei mir wirklich die ganze Tendecz meines Lebens verändert und ich hoffe, daß das auch bei Ihnen der Fall sein könnte.

Auch Nitya spürte, daß sein Leben sich verändert hatte. Wie er Leadbeater am 1. September berichtete:

»Ich fürchte, daß ich Krishna früher nicht so viel helfen konnte wie ich hätte sollen, wahrscheinlich war ich eher ein Hindernis, aber von jetzt an will ich ihm helfen soviel ich kann... Wenn Sie mir sagen können, wie ich Krishna noch helfen kann, bitte glauben Sie mir, daß ich Ihnen dafür dankbar wäre.«

Und an Frau Besant schrieb Nitya:

»Die ganze Welt hat sich für mich so verändert, seit diese Dinge geschehen sind, ich fühle mich wie eine Seifenblase, die plötzlich erstarrt ist, und das Leben ist einfach geworden, Gott sei Dank. Ich fühle mich, als ob ich bisher gar nicht richtig gelebt hätte, und jetzt könnte ich nicht leben ohne dem Herrn zu dienen.«

 

Leadbeater zweifelte nicht daran, daß Krishnas Erleben die Erlangung der dritten Einweihung bedeutete, trotzdem war er in Verlegenheit, wie sein Brief an Frau Besant vom 21. Oktober zeigt:

"Sie werden inzwischen Kopien der von Krishna und Nitya verfaßten Berichte erhalten haben, von dem wunderbaren Erleben, das dem ersteren zuteil wurde. Es war wirklich erstaunlich und schön, obwohl ich wünschte, daß es nicht von so viel physischer Krankheit und Leiden begleitet worden wäre. Ich würde sehr gerne Ihre Meinung zu all dem hören. Uns selbst ist ein sehr ähnliches Erleben zuteil geworden, nur daß - wenigstens in meinem Fall - niemals auch nur eines dieser schrecklichen physischen Symptome aufgetreten wäre, da mein Leib entweder ruhig im Trancezustand zurückblieb oder vollwach teilnahm am Geschehen, aber ganz ohne Schmerzen oder Krankheit."

Eigentümlicherweise dauerte es weitere vier Wochen, ehe Leadbeater an Krishna selbst schrieb. Hatte er, ehe er selbst schreiben wollte, darauf gewartet etwas von Frau Besant zu hören? Am 14. November schrieb er von einem The Manor genannten Haus in Mosman, einer Vorstadt von Sydney, wo er jetzt lebte:

"Mein lieber Krishna,

Ich gratuliere Dir von ganzem Herzen. Der Schritt, den Du getan hast, ist von äußerster Wichtigkeit und gibt die Gewißheit (so weit wie bloße menschliche Wesen jemals Gewißheit haben können !), daß Du in wenigen Jahren auch den nächsten Schritt tun wirst. Ich kann das Glück begreifen, das Du verspürst, die Sicherheit, den wunderbaren Zugewinn an Liebe und Energie. Denn sie und ich haben all dies auch durchgemacht - wenn ich zwar physisch nicht halb so sehr leiden mußte wie Du es wohl mußtest. Ich glaube, daß sie auch so gelitten hat, aber sie hat sehr wenig darüber gesprochen.

Im Vergleich zu den Fortschritten bei den meisten Schülern haben sich die Dinge wunderbar rasch entwickelt seit dem Tage vor jetzt fast vierzehn Jahren, als wir uns zum ersten Male in unserer jetzigen Inkarnation in Adyar trafen. Ich bin sehr, sehr dankbar, daß wir auf unserem Wege so weit gekommen sind ohne ernste Zwischenfälle, denn eine Zeitlang hatte ich etwas Angst deshalb, obwohl ich wußte, daß letzten Endes alles gut werden müßte. Du solltest jetzt vollkommen fest und unerschütterlich sein; doch werden wir durch die gesamte okkulte Tradition gewarnt, daß es auf dem Wege zur wahren Schwelle zur Göttlichkeit immer Gefahren und Versuchungen gibt. Möge der Herr (Maitreya) uns gewähren, daß wir IHM stets treu verbleiben - und uns völlig entäußern in unserer Liebe zu IHM!

Es war für Rosalind Williams eine ganz wunderbare und einzigartige Chance, bei Dir sein zu können und Dir bei dieser so wichtigen Gelegenheit zu helfen, und wir dürfen nicht überrascht sein, wenn sie als Ergebnis dessen sofort probeweise zugelassen wurde. Mögen ihre weiteren Fortschritte dieses wunderbaren und erhabenen Anfangs würdig sein! Du hast ganz richtig vermutet, daß Lady Emily aufgenommen wurde. Helen Knothe war noch ein ganz kleines Kind, als ich sie sah, ich weiß nicht viel von ihr jetzt, wenn ich sie als Piet Meuleman auch sehr bewundert habe...

Was wirst Du als nächstes tun? Beabsichtigst Du wieder hierher zu kommen? Wir wären alle mehr als glücklich, Dich hier zu haben, und fraglos könntest Du viel Gutes tun - was aber natürlich auch für jedes andere Land der Welt zutrifft! Viele ganz herzliche Grüße an Nitya und Dich, ebenso an Herrn Warrington.

Ich verbleibe Dein Dir stets herzlich verbundener C.W. Leadbeater"

Ungefähr vier Wochen ehe er diesen Brief erhielt, hatte Krishna von Frau Besant gehört, daß er die dritte Einweihung erlangt hätte, zu dieser Zeit war er aber schon der eigenartigen und quälenden Einwirkung unterworfen, die nun jahrelang immer wieder ein- und aussetzen sollte...


P.T.

* 22. 10. 1909 [1]

"Der Text entstand auf Grund persönliche Erfahrungen [2]. Einge werden sagen, es sei das phantastische Hirngespinst einer hochentwickelten Vorstellungskraft, aber man muß verstehen, daß es in der Welt Gottes nichts ohne ein geringes Maß an Wahrheit gibt. Selbst Phantasie ist aus dem materiellen Stoff Gottes hergestellt, wie kann also Phantasie vollkommene Unwahrheit sein? Diese Feststellung sollte den Verstand des Menschen aus dem Gleichgewicht bringen und die Lehren orthodoxer Religionen, Philosophien und metaphysischer Konzepte erschüttern. Ich bin jedoch bereit, meine Feststellungen auf Grund reiner Erfahrung zu treffen, und man muß bedenken, daß alle Erfahrungen allein dem Erlebenden einzigartig sind." P.T.


"  .... Die Erregung begann zu wachsen, denn wir näherten uns dem letzten Abschnitt der Reise. Sie glich der Aufregung eines Kindes, nur war sie Millionen Mal freudiger. Dann geschah etwas Unerwartetes. Es war etwas, was ich mir nie vorgestellt hatte, daß es geschehen würde, aber als es geschah, war ich mir dessen jäh bewußt. Der Herrscher Agam Purusha stürzte sich auf mich, packte mich plötzlich mit scharfen Klauen und stieß, zerrte und bearbeitete mich in einer Art Massage, die verblüffend und schmerzhaft war. Der Ton pfiff durch mich hindurch und das schreckliche Gelächter dröhnte um mich herum und glich einem Übelkeit erregenden elektrischen Stromstoß.

Ich wurde wie ein Ball in die Luft geschleudert und landete schließlich auf dem weichen Grund von etwas, das mich fing und wieder aufrichtete, und da stand ich nun, während um mich herum die merkwürdigsten Dinge geschahen. Die ganze Welt aus Licht war verschwunden ich stand am Rande eines entsetzlichen Abgrundes und sahen in die Tiefe, die aus dem sanftesten Licht bestand, das man sich überhaupt vorstellen kann.

Alles war Leere, abgesehen von dem Licht, das zu etwas erstarrt und gefroren war, was wie eine Landschaft aus Sanftheit erschien, deren Umrisse in einem flackernden Licht zu sehen waren, und von Atomen aus Licht, die vor unseren Augen tanzten.

Mit Ausnahme des zartesten und kaum hörbaren Klanges von Musik. . .lieblicher Musik, die in mir das wilde Verlangen erweckte, ihre Quelle zu finden . . . herrschte eine immense und absolute Stille.

Die Sanftheit der Landschaft der endlosen Ausdehnung rollender Hügel, eine Landschaft unvorstellbarer Lieblichkeit, nicht mehr Teil einer Welt intensiv brennenden, feurigen Lichts, sondern statt dessen das lieblichste, wunderschönste Licht.

Als ich dastand und beobachtete, erfüllte mich so etwas wie eine neue Zuversicht. Die Ängste der Agam Ebene verließen mich. Ich war aller Starrheit entledigt. Gleich der Welt, in der ich stand, war alles gänzlich entblößt und nackt; das Licht der Agam Ebene hatte es gereinigt, der
Gott Agam Purusha mit Feuer geläutert, so daß ich klar über die Reise hinaus bis zu deren Ende, über jegliche Illusion hinaus zur Realität wahrnahm.

Hier war das Ende aller Dinge, die Heimat Gottes, des Urquells; die Gebeine, Schädel und Gerippe aller Ewigkeiten, die im Mittelpunkt allen Lichts standen. Auch ich war hier bloßgelegt, enthüllt, jenseits aller Hoffnung, aller Furcht, jenseits von allem, in Leere, Bedeutungslosigkeit und Nichts. Hier war die Welt, zu der alle Welten fließen, das Ödland, in dem alle Dinge ihren Anfang hatten und zu dem alle Dinge zurückkehrten. Dies war das Ende. Die Antwort. Wahrheit!
Gott!

Dann sah ich es. Man könnte sagen, es war eine Luftspiegelung, eine Halluzination, die Täuschung dieser Welt. Aber dann wiederum sah ich es tatsächlich. Das Licht Gottes! Es stand über allem im Zentrum der Welt; das Licht war diffus, glänzend und hell, nicht zu hell, gerade hell genug. Es hing im Mittelpunkt der Landschaft innerhalb des leeren Raumes dieser Welt, jene gewaltige Masse an Licht, so immens, daß ich sie nicht beschreiben kann, und strahlte im Abgrund des Raumes. Während ich es betrachtete, begann ich zu beten, nicht mit Worten, sondern mit Eindrücken.

Die Szene ging vorüber und ich spürte, wie ich mich allmählich bewegte, eine Bewegung des In Etwas Eintretens, ein Fließen wie Wasser. Das ist die genaueste Beschreibung, die ich davon geben kann. In gewissem Sinne war ich die gleiche Flüssigkeit wie ein Atom des Spirit. Und doch war ich bewegungslos, mit dem Eindruck des Beobachtens, spürte den Fluß und die tiefgreifende Bewegung in jeder Faser meines selbst.

Der Impuls durchfuhr mich, daß die Reise beendet war. Dies war Leben in
Gott. Die Musik war durchdringend, hoch und zart, als käme sie aus mir selbst. Es gab keine Sicht, kein Gehör und kein Gefühl, nur das Wissen, daß ich ein Teil des Absoluten war, nur die Intelligenz, die Macht und Freiheit besitzt.

Freiheit! Ja, das war es. Ich hatte vorher nie Freiheit besessen. Es war herrlich; die Freiheit, sich nach Wunsch zu jeder Zeit überallhin zu begeben. Dann wußte ich, daß es nicht die Musik war, die zu hören gewesen war, sondern etwas, was über mir hing wie ein beinahe greifbares Wesen; es verblaßte, wand sich spiralförmig empor und wurde ein Teil des Tones. Dann war es wieder da. Es war der sanfteste Klang des Atmens.

Ich wartete.

"Wer ist da?" Ich sandte eine Befehlsschwingung aus.

Die Welle hing im Äther. Sie holte aus und stürzte zurück wie ein Blitzschlag aus dem All, aber ich schüttelte sie ab und wartete.

Das Licht um mich herum wurde sehr hell und ich wußte, daß ich in seinem Mittelpunkt stand, freischwebend im Raum, ein Atom innerhalb der Lichtatome; man konnte sie nicht unterscheiden. Nichts! Das ist alles, was ich sagen kann! Nichts!

Ich war ein Teil jener Wolke aus Licht, gehüllt in ein flammendes Gewand, im Zentrum dieses blendenden Lichts. Etwas trat in mein Herz ein und Glückseligkeit flammte auf, ein glorreiches Licht, das die Hingabe, Anbetung, Sehnsucht, Ehrfurcht und die Herrlichkeit Gottes war, und die göttliche Gnade, von der alle Autoren berichten, wenn man eins mit
Gott wird.

Ich stand im Zentrum eines mächtigen, ungeheuren Lichts, und der Strom pochte und pulsierte durch mich hindurch.

Dies war der König der Könige! Der Herrgott! Der Herrscher der Herrscher! Der Allmächtige! Das Absolute! Das Höchste Wesen, der Autor aller Dinge! Der Höchste Schöpfer; Das Unbegrenzte. Das Ewige! Der Allgewaltige! Der Omnipotente. Der Allwissende und der Allgütige. Der Allweise, der Omnisciente!
Dies war das Heilige Selbst, der Spirit der Wahrheit, die Taube, der Tröster, und der Spirit Gottes.

Dann war ich
Gott!

"Bewahre diesen Augenblick, halte ihn aufrecht, erhalte ihn, verewige ihn und mache ihn unsterblich, mein Sohn," sprach eine leise, rhythmische Stimme in mir.
"Du bist gesegnet, geheiligt, geweiht, erlöst und gepriesen!"

Die Stimme verklang und begann erneut aus der Tiefe meines eigenen Selbst zu sprechen, mit der gleichen vollen Klangfärbung, die meinem eigenen Wesen entsprach.

"Ich bin die göttliche, die himmlische Seele, das Sternenwesen; geweiht, heilig und sakrosankt.

"In meinem Namen bin ich!

"In meinem Selbst bin ich! "In meinem Körper bin ich! "In allem bin ich! "Ich bin die Gottheit! "Ich bin die Göttlichkeit! "Ich bin die göttliche Natur! "Ich bin die Allmacht!

"Ich bin die Vorsehung! "Und ich bin die Dreifaltigkeit, die heilige Dreifaltigkeit, die Dreifaltigkeit in Einheit, die Dreieinigkeit. Die dreifache Einigkeit!

"Ich bin
Gott, der Vater, der Urheber, der Schöpfer, der Bewahrer. Ich erschaffe, erhalte und stehe an der Spitze der göttlichen Verwaltung und der Hierarchie!

"Ich bin
Gott der Sohn, Jesus Christus, der Messias, der Gesalbte, der Erlöser, der Heiland, der Mittler, das Lamm Gottes, der Sohn des Menschen, der gute Hirte,
der Weg, die Tür, die Wahrheit, das Leben, das Brot des Lebens, das Licht der Welt, die Rebe und der wahre Rebstock, der König der Herrlichkeit, der Friedensfürst.

"Ich bringe allen Seelen das Heil, Erlösung denen, die sie begehren. Wiedergutmachung den Leidenden, Vermittlung, Fürsprache und Urteil.

"In der Schöpfung schaffe ich, bilde, gestalte, forme und manifestiere ich.

"In der Erhaltung bewahre ich, halte aufrecht, verewige und immortalisiere ich.

"In der Wiedergutmachung erlöse, errette, vermittle und sühne ich und lege Fürsprache ein.

"Ich übermittle Eingebung, Erneuerung, Heiligung, Trost und Gnade.

"Ich habe viele Namen bei allen Völkern. Die Essenzen des Universums, Radha Swami; der Gesegnete; Zara-Akerana, das Unbegrenzte Wesen; Ahurmazda, oder Ormad, der Herr der Weisheit; der König des Lichts; Allah, Buddha, und viele andere.

"Wer mich haben möchte, kann mich haben! "Aber viele verleugnen mich aufgrund geistiger Böswilligkeit!

"Dies ist die einzige Art und Weise mich zu verleugnen und diese schreckliche Krankheit ist folgende. "sich gegen meinen Namen in Klagen und Disharmonie aufzulehnen. "Dies bringt das spirituelle Wachstum zum Still-stand und hält die Seele fern ihrer wahren Heimat!

"Sei tugendhaft, übe Selbstkontrolle, Selbstverleugnung, und trete aus ganzem Herzen in meine Werke ein. Dies sind die Eigenschaften, die Dich unübertrefflich, unvergleichlich, heilig, einem Heiligen gleich, Engelsgleich und göttlich werden lassen, durch die Du zu meinen Füßen gelangst und zum Reisenden wirst!

"Du bist nun ein Reisender! Blicke in Dein Herz und erkenne! Bist Du nicht er und er ist Du.

"Wer kann Dir den Weg in den Himmel weisen? Vermag es der Geistliche, die Doktrin jeglicher Religion?"

"Nein, nur das Bani, der Ton der Himmel! "Nur der der Gottmensch! "Nur Du, Seele! "Höre auf niemanden als diese drei! Die Dreieinigkeit Deiner selbst! "Du hast nun
Gott realisiert!! "Du bist nun in das Reich Gottes eingetreten; den Himmel; das himmlische Reich; den Himmel der Himmel; das Paradies; Eden; die Heilige Stadt; Gottes Thron; die Sternenstadt, den Aufenthaltsort der Gesegneten! "Verweile in meiner Glückseligkeit! "Dies ist das Meer der Liebe und Güte!

"Ich bin kein Wesen, keine Seele, oder eine Sache. Ich bin
Gott, das Einzigartige! Das ist die einzige Beschreibung, die nötig ist! "Wer bist Du?
"Du bist ebenfalls
Gott! Du bist ich selbst! Ich! "Mein erstes Prinzip ist, daß dieser wahre kosmische Strom IST!

"Mein zweites Prinzip lautet, daß es keinen anderen
Gott gibt als mich, ,Ich', nicht ich wie Du mich kennst, sondern das, was in Deinem Inneren ist, das Selbst. Deshalb ist alles Gott, einschließlich des niedersten Lebens.

"Mein drittes Prinzip lautet, um Göttlichkeit zu besitzen, muß man im Zentrum meines Lichtes und Tones weilen; und da das Licht
Gott ist und Gott Licht ist, so ist es überall und hat keinen Sammel-punkt, außer in jeder Seele. Folglich muß ich mich im Licht in meinem Inneren aufhalten!

"Mein viertes Prinzip lautet, daß keine Wahrheit größer ist als die Lüge, und daß Wahrheit niemals bedeutender ist als Nichtwahrheit, denn letzteres ist das leuchtende Ideal, das
Gott der Seele in diesem wahren Reich vor Augen hält!

"Du mußt für mich leben, aber nicht für mich sterben!

"Für mich zu sterben bedeutet Trennung. Es besteht nicht die Notwendigkeit einer Trennung von mir!

"Mich über alles zu lieben bedeutet, das Bedürfnis zu verstehen und zu verspüren, niemals eines meiner Wesen überall in den Welten meines Körpers zu verletzen oder ihm zu schaden.

"Mich sehr zu lieben heißt, Deine Mitseelen zu lieben.
"Dir selbst zu schaden bedeutet, Dich über die Behandlung Deiner Mitmenschen zu beklagen. Dies heißt, Deine Liebe für mich einzustellen!

"Ich liebe Dich innig, wenn Du einfach
Gott bist! "Lasse Dich von Liebe und Wahrheit leiten. Das ist der einzige Weg in das Herz der erhabenen Seele. Wenn Du der unveränderbaren Wahrheit treu bist, kannst Du darauf hoffen, in dauerndem Frieden etabliert zu werden.

"Wenn ich spreche, manifestiert sich mein Wort irgendwo in den Welten der Welten als Wahrheit!
"Mein Wort kann nie vom Verstand erfaßt werden. Es muß vom Herzen aufgenommen werden und Dich anregen, nach mir zu verlangen. "Meine Liebe und mein Segen sind immer bei Dir. Bewahre sie gut!

"Die Manifestation der Wahrheit ist mein Wort!

"Mit dem Erwachen der Erkenntnis der Einheit des Lebens, finden Haß und Zwietracht in Deinem Herzen ein Ende!

"Unerschütterliche Liebe und unfehlbares Verständnis vereinigen Dich mit allen Seelen in allen Ebenen der kosmischen Welten.

"Jede Bruderschaft der Menschen gründet sich auf die Erkenntnis der Einheit meiner selbst.

"Spirituelle Befreiung ergibt sich aus der Ausübung des Shabda!

"Der genügend geschulte Mensch ist fähig, sich vom physischen Körper loszulösen, während er im Körper lebt, und zu allen Teilen seines außenliegenden Universums zu reisen.

"Der Mensch kennt die tatsächlichen Welten, oder Reiche in seinem Inneren nicht.

"Ich habe Dich mehr geliebt als Du Deine Schändungen geliebt hast.

"Die höchste Prüfung der Anhängerschaft ist, Liebe für alles Lebende zu haben.

"Die Wurzel allen Übels steckt in Dir selbst. Nicht in anderen.

"Zu geben und nur zu geben, ohne auch nur einmal an Belohnung zu denken, ist der Anfang der Unsterblichkeit.

"Niemand kann
Gott werden, indem er vor Schmerzen flüchtet, oder Annehmlichkeiten und Vergnügungen sucht, oder durch Bindungen an weltliche Personen.

"Heitere Losgelöstheit bildet den letzten Schritt in der Trennung der Seele von weltlicher Gebundenheit.

"Der Mensch sollte sich nicht in seiner eigenen Erleuchtung sonnen, indem er auf andere herabblickt, die sich in Schmerzen und Unwissenheit abmühen, und sich auf den Turm der Selbstgerechtigkeit und des eitlen Ruhmes stellt.

"Die Seele des Menschen ist der Sammler der Erfahrungen des Lebens.

"Der Mensch ist das Wunder der Wunder, aber er weiß es nicht. Wenn Dein geistiges Auge durch die Gnade des Reisenden geöffnet wird, erkennst Du, daß der wahre Tempel Gottes der menschliche Körper ist.

"Zur wahren Realisation mußt Du nach innen blicken, weil sich dort mein innewohnender Spirit befindet. Im Selbst liegen alle Dinge.

"Alle transzendenten Geheimnisse, alle himmlischen Schätze, aller göttliche Segen, alles Wissen, jegliches Glück, jegliche Liebe, alle Dinge liegen im Inneren des Selbst.

"Wenn Du in diesen transzendenten Bereichen jenseits der Illusion lebst, wirst Du eines Tages zum Herrscher und Meister des gesamten Universums.
"Um eins mit
Gott zu werden, muß man kühn und aktiv sein. Aktivität aber ist nicht auf die niederen Welten beschränkt, sondern läuft hauptsächlich in den höheren Welten ab.

"Die Mystiker des Bani, oder Wortes, bewegen sich in den höheren Ebenen absoluten Bewusstseins. Sie sind in der niederen Welt, aber nicht von ihr, und sie möchten andere in ihr hohes Stadium spirituellen Glücks und Wissens bringen.

"Die Erlösung ist hier und jetzt!

"Wenn Du
Gott jetzt nicht findest und die subtilen spirituellen Stadien nicht in diesem Leben erreichst, wo ist die Garantie, daß dies nach dem Tod eintritt?

"Du solltest nicht in dem Glauben ruhen, daß Du die Erlösung nach dem Tod erhalten wirst. Du kannst jetzt in diesem Leben die transzendenten Geheimnisse entschlüsseln und die höchste Realität erfahren, ehe Dein physischer Tod eintritt.

"Wahres Leben kann nur erlangt werden, wenn Du während Deines irdischen Lebens die Grenzen des Todes überschreitest und sozusagen auf diese spirituelle Ebene wiedergeboren wirst.

"Shabda lehrt Dich zu sterben, ehe Dein tatsächlicher Tod stattfindet, und befreit Dich aus der Gebundenheit an Karma und Maya.

"Das Unbegrenzte ist im scheinbar Begrenzten enthalten; das Ewige ruht im äußerlich Vergänglichen; das transzendente Absolute, ich, ist eingehüllt in Fleisch und Blut; Ich, das Höchste Wesen, bin im menschlichen Körper verborgen!

"Wer immer mich woanders sucht, als im menschlichen Körper und im Körper anderer ist ein Narr!

"Die wahre lebendige Wesenheit ist die Seele. Es ist die Seele, die dem Körper Leben verleiht. Alle Dinge, der Körper, der Verstand und die Seele sind von starken Wünschen eng 'gebunden und durch Ketten des Egoismus und der Täuschung gefesselt. Dies ist der Knoten bewußter und unbewußter Bindungen. Die Seele ist bewußt, alles andere im Menschen befindet sich in seinem unbewußten Zustand, Es ist die Seele, von der sowohl Bewußtsein wie Macht ausgehen.
"Der Verstand ist die Essenz des Wortes, während die Seele die Essenz meiner selbst, der wahren Gottheit ist.

"Mein Wort ist die transzendente und alldurchdringende Form Gottes, es ist mein Herz und meine Seele, meine Essenz und meine Existenz. Mein Leben und Licht; es ist mein eigenes Wesen, mein eigenes Selbst, aber es manifestiert sich in der Form göttlicher Musik, unendlicher und ewiger Musik, die als das Bani bekannt ist.
"Die Sonne, die niemals untergeht, ist nur der nackten Seele sichtbar, und meine Musik ist nur für die spirituellen Ohren hörbar.

"Mein Wille ist eins mit dem Wort, dem unbe-grenzten und ewigen Wort, das ohne Anfang und ohne Ende ist; es ist alldurchdringend, transzendiert alle Unterscheidungen und Limitationen, ist das Höchste und Absolute, eins mit der Existenz und dem Leben, die letztendliche Realität aller Realitäten. Es ist durch nichts gebunden. Es ist alles in allem, grenzenlos, unendlich und ewig.

"Es gibt keine Schrift des Wortes. Es umschließt den gesamten Raum und durchdringt alles Leben; es hallt durch die Weite der unbegrenzten Zeit wider, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

"In den Welten der Welten aber gibt es Millionen von Namen für mich, aber keiner bringt Dir Erlösung. Mein ursprünglicher Name ist eine geheime Wiederholung, die in der Tat wenige kennen.

"Indem Du meinen Namen singst, kannst Du Erlösung erlangen. Es ist der ursprüngliche, echte, ewige Name meiner selbst, der ein Geheimnis und eine transzendentale Wiederholung ist.

"Er ist meine Essenz und mein Wesen, mein ungeschriebenes Gesetz und meine ungesprochene Sprache.

"Egoismus ist eine tiefgreifende Krankheit, aber Shabda kann Dich davon befreien.

"Das Singen von Hymnen wird Egoismus und Eitelkeit nicht verbannen, das einzige Gegenmittel dafür ist das transzendentale Shabda.

"Mein eigener Name ist das Alles in Allem. Es ist der wahre Lichtname meiner selbst; er ist die Realität von allem; er ist der Stab aller Existenz, das Licht allen Wissens und das Behältnis aller Wahrheit.

"Meine ewige Stimme ist der echte Nektar, der von dieser höchsten Ebene herabrinnt. Sie ist das wahre Bani, das im gesamten Raum und durch alle Zeit erklingt. Sie ist die wahre Hingabe, die den ewigen Lobgesang meines Absoluten Selbst singt.

"Sie ist das Meer des Glücks und der Liebe, das Höchste, Reinste und Transzendentalste. Sie ist die letztendliche Realität, das absolute höchste Wesen, transzendental, unbegrenzt und ewiglich; sie ist alles in allem.

"Meine Stimme ist die Stütze des gesamten Gewebes der Schöpfung; sie ist der Schöpfer und Erhalter aller Welten und Universen.

"In allen Wesen und in allen Dingen ist mein ewiges Wort, das den Kosmos zum Bestehen bringt, die vielen Universen kreiert und allen Dingen Gestalt verleiht.

"Alle Religionen sagen aus, daß mein Wort der Schöpfer der Universen ist. Mein Wort, mein Licht scheint tatsächlich unter allen Völkern, und leuchtet jedem Menschen, der in der Welt der Dualität wandelt. Mein Wort ist wirkliches Leben und wahres Licht. Gewöhnliches Licht zeigt nur Erscheinungen, nur das, was zu sein scheint, während das Licht meines Wortes Dir offenbart, was die Realität hinter allen Erscheinungen ist. Alle Mystiker berichten von ihren spirituellen Erfahrungen mit ihm.

"Gleich welcher Glaubensrichtung, Rasse oder Kaste sie angehörten, alle Mystiker, die in die höheren Sphären innerhalb ihrer selbst gelangten, erwähnen dieses Wort; dieses Shabda und dieses Licht in ihren Aufzeichnungen, die sie für die Annalen des Menschen hinterließen.

"In Deiner Welt, o Mensch, leuchtet das wahre Licht für Dich, und dieses wahre Licht ist Shabda, ohne das Du in Unwissenheit verbleiben würdest.

"Für Dein eigenes Wesen besteht keine andere Möglichkeit der Befreiung als meine göttliche Melodie, die es über alle Materie hinaus in die Bereiche der reinen spirituellen und transzendentalen Ebenen hebt.

"Der wahre Nektar ist Shabdal

"Das Wort bringt Dich zum ewigen Leben des Spirit!

"Das Wort vereint Dich mit mir und führt Dich zur spirituellen Stufe der Unsterblichkeit. Daher ist es allein echter Nektar und wahres Elixier. Es allein befördert Dich zum innersten Kern meines Lebens und Wesens. Es allein führt Dich zu den innersten Tiefen der Wahrheit und Realität. Es allein schenkt Dir ewiges Glück und Schönheit.

"Das Wort ist wirklicher Nektar; wirklicher Wein, aber man kann seine Wirkung nicht durch Sprechen, Lesen oder Singen erhalten. Man kann es nicht beschreiben. Man kann es nur kosten.

"Die Mystiker sind nur mit dem wirklichen Juwel zufrieden. Die Religion hält beharrlich an äußerlichen Zeremonien fest.

"Man kann den wahren Nektar nicht empfangen, es sei denn von einem, der ihn selbst besitzt. Nur die Mystiker besitzen diesen Wein Gottes.
"Nur sie können ihn anderen übermitteln.

"Obwohl das Wort in Deinem Inneren liegt, befindet sich der Schlüssel bei den Mystikern.

"Statt den wahren Wein aus dem Inneren zu erhalten, versucht der Mensch, ihn im Äußeren zu finden, in Ritualen und Zeremonien, Seen und Flüssen, Meeren, Bergen, Vögeln, Insekten, Bäumen, Steinen, dem Mond, den Sternen und in allen anderen Orten.

"Der Mensch ist unwissend in der Dunkelheit. Er sucht den Nektar am falschen Ort. Er findet sich in Deinem Inneren, und wenn Du zu einem vollkommenen Mystiker gehst, wird er Dich lehren, wo man diesen Wein Gottes findet, der in Deinem eigenen Tempel des Seins ist.

"Was ist die Wahrheit?

"Was ist absolute Wahrheit?

"Absolute Wahrheit ist jener Nektar, jener Wein Gottes, jene göttliche Melodie, der Name, das Wort, Bani, Musik der Sphären, das Qualima, Nad, oder welchen Namen Du ihm auch immer zu geben wünschst.

"Es allein ist die Wahrheit. Es kann nicht sterben oder verschwinden und lebt ewig, durch alle Epochen und Zeitalter. Es ist unzerstörbar und ewig während. Es ist die Wahrheit, die war, ist und sein wird!

"Ich bin zuende!"

P.T.

[1] recorded in Genealogy of the T. Family by R.E.T. 1929.
[2] Ende 1957 bis Anfang 1958.
 


Regina Svoboda
 schreibt im Esoterik-Forum über ihre Erfahrung

Das Herz und die Seele Indiens

"Indien, das ist für Menschen mit Freude an Mystik und Spiritualität noch immer ein Land, das ein Geheimnis verspricht. Dieses Geheimnis ist nicht in Tempeln, Stränden oder Menschen zu finden sondern in der Summe dessen was Indien ausmacht. Sri Cinmmoy nennt die Veden, die Upanishaden und die Bhagavadgita die 3 Lebensbäume Indiens. Ich möchte mit Euch eintauchen in die Mystik dieses Landes und Ihres Wissens und ich freue mich über jeden der mich auf meiner Reise begleitet. Für mich ist es eine Freude vieles das mir auf meiner spirituellen Reise zu Gott bewusst geworden ist, in den altes Weisheitsschriften neu zu entdecken. So ist es nur recht, hier aufzuschlüsseln, was Indien längst wusste, und was den KERN dieses Geheimnisses ausmacht. Gott sagte vor 3 Jahren zu mir: „Indien ist die Toleranz der Welt.“ Ich wusste nichts mit dieser Aussage anzufangen, doch hatte ich gelernt seine Worte hinzunehmen. Ich wusste, es würde der Tag kommen, an dem ich den Inhalt verstehen würde. All das Wissen das in mir ist sucht nun nach Ausdruck und ich habe in diesen Perlen der Menschheitsgeschichte Freude, Erinnerung und Verstehen neu entdeckt. Vor meiner Gotteserfahrung dachte ich Ratschläge geben zu können, in meiner Gotteserfahrung gab es kein Denken, nun ist mein Innerstes wie ein Baum, an dem die Früchte reifen. Mein Wunsch ist es das Wissen zu teilen, das niemals neu sein kann, da Wahrheit IST. Sie ändert sich nicht. ..".
(Regina Svoboda)

 



Siddhartha Gautama

geboren in Kshatriya um  566 BCE

Majjhima Nikaya, M. 26. (III,6) Ariyapariyesana Sutta:

'Nicht diese Lehre führt zur Abkehr, zur Wendung, zur Auflösung, zur Aufhebung, zur Durchschauung, zur Erwachung, zur Erlöschung, sondern nur zur Einkehr in das Reich der Grenze möglicher Wahrnehmung.' Und ich, fand diese Lehre ungenügend, ihr Mönche, und unbefriedigt von ihr zog ich fort. 

' .. Dort sah ich einen entzückenden Fleck Erde: einen heiteren Waldesgrund, einen hell strömenden Fluß, zum Baden geeignet, erfreulich, und rings umher Wiesen und Felder. Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: 'Entzückend, wahrlich, ist dieser Fleck Erde! Heiter ist der Waldesgrund, der Fluß strömt hell dahin, zum Baden geeignet, erfreulich, und rings umher liegen Wiesen und Felder. Das genügt wohl einem Askese begehrenden edlen Sohne zur Askese.' Und ich setzte mich nun, ihr Mönche, dort nieder: 'Das genügt zur Askese.'

"Und der ich, ihr Mönche, selber der Geburt unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die geburtlose unvergleichliche
Sicherheit, ..  Die klare Gewißheit ging mir nun auf: 

'Für ewig bin erlöst ich. Das ist das letzte Leben. Und nicht mehr gibt es Wiedersein.' 

"Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: 'Entdeckt hab' ich diese tiefe Satzung, die schwer zu gewahren, schwer zu erkunden ist, die stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche. 

'Erschlossen sind zur Ewigkeit die Tore:  Wer Ohren hat zu hören, komm' und höre. Den Anstoß ahnend wahrt' ich unberedsam  Das köstlich Edle vor den Menschen, Brahma.'  "Allüberwinder, Allerkenner bin ich,  Von allen Dingen ewig abgeschieden,  Verlassend alles, lebenswahngeläutert, Durch mich allein belehrt, wen kann ich nennen?  "Kein Lehrer hat mich aufgeklärt,  Kein Wesen gibt es, das mir gleicht,  Die Welt mit ihren Göttern hat nicht Einen Ebenbürtigen."

"
... nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von Sinnen, von Gedenken freie, in der Einigung geborene selige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. "

 


Kabir


geboren 1398 AD in Banaras city.



Sein Vater Neeru war ein Muslime und von Beruf Weber. In der Zeit waren Rituale, religiöse Heuchelei, Kastentum und Unberührberkeit und
Falschheit höchst verbreitet. Eines Tages, als er die Illusion einer hohen Kaste aus dem Kopf der Brahmanen entfernen wollte, malte sich Kabir ein safrangelbes Mal an seine Stirn und trug ein Baumwoll-Band, das Brahmanen tragen, um seinen Hals. In dieser Verkleidung begab er sich Narayan! Narayan! (Brahma! Brahma!) singend auf den Weg zum Ganges-Fluß. Auf dem Weg traf er einen Brahmanen mit Namen Mukand. Er war ziemlich ärgerlich als er sah, daß Kabir ein heiliges Band trug und dazu ein safranfarbiges Mal auf der Stirn. Er sagte: "Du bist ein Weber aus einer niederen Kaste. Du hast kein Recht die Zeichen der hohen Brahmanen-Kaste zu tragen."  

Kabir antworte, "Du hast nur ein Band aus Baumwolle um Deinen Hals, wir aber haben einen Haufen von Bändern aus Baumwolle in unserem Haus. Ich webe täglich Kleider daraus. Du rezitierst nur Gayatri und die Veden mit Deinen Lippen, aber der Herr selbst ist auf meiner Zunge, in meinen Augen und in meinem Herzen. Oh, Mukand! Welche Antwort wirst Du geben, wenn Dich die Engel des Todes über Deine Taten befragen? Wir sind eure Kühe und Du der Hirte. Ihr Brahmanen solltet uns den Weg der Befreiung zeigen, aber ihr habt es nicht getan. Was seid ihr für Hüter? Ihr Brahmanen bettelt an den Türen der Fürsten und Könige. Obwohl ich ein Weber aus Kashi bin, ist mein Verstand doch vertieft in den Herrn, der jeden am Leben erhält. Lerne dies von mir. Vertiefe Dich in Sein Bewußtsein."

Mukand ging davon und erzählte anderen Brahmanen über das, was er mit Kabir redete. Eines Tages sagten sie zu Kabir: "Kabir, Du solltest den Lehren der Brahmanen folgen, weil sie aus dem Mund von Brahma stammen, die untere Kaste der Shudras aber aus seinen Füßen."

Kabir antworte: "In der Gebärmutter existiert keine Kaste. Alle Wesen sind die Essenz von Brahma. Oh, Lernende! Sagt mir, wann wurdet ihr Brahmanen. Vergeudet nicht eurer Leben an eine Brahmanin. Warum seid ihr nicht auf eine andere Weise geboren worden? Wie kommt es also, daß Ihr Brahmanen seid und und ich ein Shudra? Fließt in euren Venen Milch und in meinen Blut? Aus meiner Sicht ist nur der, der sich in die höchste Bewußtheit vertieft, ein Brahmane."

Die Brahmanen waren sehr wütend von Kabir diese bittere Wahrheit zu hören. Eines Tages fesselten sie ihn und warfen ihn in den Ganges. Kabir kam ohne Probleme wieder aus dem Fluß und sagte. "Ganges ist eine Göttin, tiefgründig und tief. Ich war gefesselt in Ketten in wurde in den Ganges geworfen. Mein Verstand blieb absorbiert in der Vertiefung des Herrn. Die Wellen des Ganges brachen meine Fesseln und setzten mich auf das Fell eines Hirsches. Der, der der Bewahrer des Landes ist, war der Retter im Wasser."

Die Brahmanen waren erstaunt Kabir lebend aus dem Wasser heraus kommend zu sehen. Um Kabirs Argumente zunichte zu machen, riefen sie den großen Gelehrten Pandit Sarbaijt. Dieser Überhebliche sagte zu Kabir: "Du bist nur ein Weber. Welches Wissen kannst Du schon haben über den Herrn? "

Kabir erwiderte: "Gott ist ein Weber, dessen Geheimnis niemand erkannt hat. Wenn ihr Brahmanen den Vedas und den Puranas zuhört, dann werdet ihr auch erkennen. Die Erde und der Himmel sind die gekrempelte Gebärmutter des Herrn. Die Sonne und der Mond sind seine zwei Transporter. Ich habe den Herrn erkannt."  

Als Sabaijt das hörte, wurde er still.  





DAS Licht der Sonne, des Mondes und der Sterne strahlen hell: Die Melodie der Liebe erklingt und der Rhythmus der losgelösten Liebe schlägt den Takt.
Tag und Nacht erfüllt der Chor der Musik alle Himmel, und Kabir sagt: "Mein einziger Geliebter leuchtet wie ein Gewitterblitz am Himmel."

Weißt Du wie Bedeutungen ihre Verehrungen erfahren? Seine Lichterreihe schaukelnd singt das Universum seine Verehrung. Dort ist die verborgene Schrift und das geheime Dach darüber. Dort ist der Klang der unsichtbaren Glocken zu hören. Kabir sagt: "Dort, wo die Verehrung niemals endet, dort sitzt der Herr des Universums auf seinem Thron".

Die ganze Welt macht ihre Arbeit und macht ihre Fehler, aber nur wenige sind die Liebenden, die den Geliebten kennen. Der innige Sucher ist der, der in seinem Herz den zweifachen Strom aus Liebe und Losgelöstheit vermengt, wie die beiden Ströme Ganges und Jumna sich vermengen. In seinem Herzen fließt das heilige Wasser Tag und Nacht und so endet der Kreislauf von Leben und Tod. Sieh doch die Wundervolle Ruhe, sie ist die höchste Bewußtheit! Und es erfreut Ihn, wenn jemand selbst dieser Ruhe begegnet. Gehalten durch das Band der Liebe schwingt der Ozean der Freude hin und her: Und ein mächtiger Klang wandelt sich in einen Gesang. Was ist eine Lotusblume ohne Wasser? und Kabir sagt: "Die Bienen meines Herzens trinken ihren Nektar."


Was ist das für ein wundervoller Lotus, der im Herzen des drehenden Universums blüht? Nur wenige reine Seelen wissen um seine wahre Freude. Überall um ihn herum ist Musik und dort nimmt das Herz teil an der Freude des unendlichen Meeres. Kabir sagt. "Tauche Du ein in diesen Ozean der Süße: Dann werden alle Fehler des Lebens und des Todes fort fliehen.

Siehe, wie der Durst der fünf Sinne dort gelöscht wird! Und die drei Formen des Elends sind nicht mehr! Kabir sagt: "Es ist das Spiel des einzig Unerreichbaren: Schaue hinein und siehe wie das Mondlicht des Verborgenen in Dir leuchtet."

Dort fällt der rhythmische Schlag des Lebens und des Todes in sich zusammen: Entzückendes Wohlbehagen überall und der ganze Raum ist durchstrahlt von Licht. Dort erklingt die ungezupfte Musik; es ist die Musik der Liebe aus den drei Welten. Dort brennen Millionen Sonnenlampen und Mondlampen. Dort schlägt die Trommel und der Liebende bewegen sich im Rhythmus der Musik. Dort erklingen Liebeslieder, es regnet Licht in Schauern, und der Verehrer ist entzückt vom Kosten des himmlischen Nektars. Schau auf das Leben und den Tod, es ist keine Trennung zwischen ihnen; Die rechte Hand und die linke Hand sind ein und dasselbe. Kabir sagt: "Dort ist der weise Mann sprachlos; diese Wahrheit kann niemals in den Vedas oder in Büchern gefunden werden."

Ich hatte meinen Platz auf dem der Selbstgelassenheit gehabt. Ich habe getrunken aus dem Becher des Unbeschreiblichen. Ich habe den Schlüssel der Mysterien gefunden. Ich habe die Wurzel der Vereinigung erreicht. Wandernd ohne Spur kam ich in das sorgenlose Land: Mühelos kam die Barmherzigkeit des großen Herrn über mich. Sie haben über ihn gesungen als endlos und unerreichbar, aber ich habe Ihn ohne meinen  Augen in meinen Meditationen gesehen. Das ist wirklich das sorgenlose Land und niemand weiß den Weg der dorthin führt. Nur der, der auf diesem Weg ist, hat sicherlich alle Sorgen transzendiert. Das Land der Ruhe ist wundervoll, das durch keinen Verdienst gewonnen werden kann; es ist der Weise, der es gesehen hat, es ist der Weise, der darüber gesungen hat. Dies ist das endgültige Wort, aber kann jemand seinen phantastischen Genuß beschreiben? Der, der es einmal genossen hat, der weiß, welche Freude es geben kann. Kabir sagt: "Es zu wissen bedeutet, daß der Ignorant weise wird und der Weise wird sprachlos und still, der Verehrer ist ganz berauscht, seine Weisheit und seine Losgelöstheit ist vollkommen. Er trinkt aus dem Becher des Einatmens und Ausatmens der Liebe."

Dort ist der ganze Himmel gefüllt mit Klang und dort wird die Musik ohne Finger und ohne Saiten gemacht. Dort endet nie das Spiel von Freude und Schmerz. Kabir sagt: "Wenn Du Dein Leben verschmilzt mit dem Ozean des Lebens, dann wirst Du Dein Leben wiederfinden in dem höchsten Land der Seligkeit".

Welcher wilde Freudentaumel ist dort in jeder Stunde! Und der Verehrer wird ausgepreßt und trinkt den Extrakt der Zeit. Er lebt in dem Leben des Brahma.

Ich spreche die Wahrheit, weil ich Wahrheit angenommen habe in meinem Leben. Ich bin nun verbunden mit der Wahrheit. Ich habe allen Glitter abgelegt. Kabir sagt: "Auf diese Weise ist der Verehrer frei von Furcht. Auf diese Weise haben alle Fehler des Lebens und des Todes ihn verlassen."

Dort ist der ganze Himmel gefüllt mit Musik. Dort regnet es den Nektar. Dort erklingen die Saiten von Harfen und dort hört man das Schlagen von Trommeln. Welche geheime Pracht ist dort in dem Schloß des Himmels! Dort wird das Auf- und Untergehen der Sonne nicht erwähnt. In dem Ozean der Offenbarung, welches das Licht der Liebe ist, werden Tag und Nacht als eins empfunden. Ewige Freude, kein Kummer, keine Qual! Dort habe ich die bis zum Rand gefüllte Freude gesehen, die Vollkommenheit der Freude; es ist dort kein Platz für Irrtum. Kabir sagt: "Dort habe ich das Spiel des Universums erkannt; ich bin den Fehlern dieser Welt entflohen.

Das Innere und das Äußere werden ein Himmel, das Unendliche und das Endliche werden vereinigt: Ich bin betrunken von dem Sehen All dieses! Sein Licht erfüllt das Universum. Die Lampen der Liebe brennen auf der Tafel des Wissens. Kabir sagt: "Dort hat der Irrtum keinen Zugang und der Konflikt von Leben und Tod ist nicht mehr wahrnehmbar."

(Kabir)
 



volker doormann    -  2005.11.05