Geschichten aus dem 

Hemdat yamim

    Im Hemdat yamim, einer Zusammenfassung jüdischer Texte aus dem Jahre 1763, publiziert in Leghorn, findet man einige Geschichten über das Karma Prinzip und Reinkarnation. Sie zeigen, dass diese beiden Dinge seit altersher im jüdischen Mystizismus (Kabbalah) ihren Platz hatten. Es sind nur kleine Geschichten für einfache Leute geschrieben. Die Geschichten sollten die Menschen daran erinnern, dass ihr ethisches oder unethisches Handeln oder 'Tun' (Sanskr. Karma) ebenso einer Kausalität unterworfen ist, wie das Handeln oder wirken im rein Physischen. 


"Vergeltung für die Fehler in einem vorherigem Leben"

Hemdat yamim, Yamim noraim 53a

Ein Student der Torah, wünschte sich an einen sicheren Ort zu reisen und kam vorher zu Ari (einem Lehrer der Torah) um ihn zu fragen, ob er nicht eine Brief für ihn schreiben könne. Der Rabbi sagte zu ihm, "Ich will das tun, wonach du gefragt hast. Und gehe dorthin, für den Herrn deinen Gott, der es vollbracht hat, dass Du deinen Lebenspartner findest."

Der junge Mann ging zu dem Ort, wo sie ihn gross verehrten. Einer der wohlhabenden Männer unter den Herren der Stadt gab ihm seien Tochter als seine Frau und gab ihm eine generöse Mitgift und viele Geschenke. Dann, drei Monate später, starb die Frau.

Der Rabbi erklärt das Geheimnis, das hinter diesem Geschehen steht: Die Frau hatte die Seele eines Mannes der in einem vorherigem Leben ein Geschäftspartner dieses Gatten war. Er hatte eine falsche Beschuldigung gegen ihn erhoben und hatte Geld von ihm genommen. Weil er ihm arg nervlich zugesetzt hatte für eine Zeit von drei Monaten, konnte der Student sich nun für die Zeit von drei Monaten über die Schönheit der Frau freuen und im Falle des Geldes, das dem Studenten genommen wurde, erhielt er das Erbe seiner Frau.

All die Studenten antworteten in dem sie ausriefen: "Groß von Rat und mächtig von Tat, und deine Augen stehen offen über allen Wegen der Menschenkinder, deinem jeden zu geben nach seinen Wegen und nach der Frucht seines Tuns" (Jeremiah 32:19)

Eine etwas veränderte Version dieser Geschichte findet man in Meir Benayahu, Sefer toledot haari (Jerusalem, 1967), 177-178, Nr. 20. 

Aryeh Wineman schreibt 1999 zu dieser Geschichte: 'Was den Studenten total perplex erscheint, ist, wie von Ari, dem Lehrer, eine klare aber dennoch komplexe Verfügung der Gerechtigkeit  wahrgenommen wird, die die Grenzen der  individuellen und sexuellen Identität überschreitet um einen Eindruck zu bekommen über die Freuden und Leiden des Lebens. Gerechtigkeit wirkt sich aus mit mathematischer Präzision.' 

 

"Vom Mann zum Hund: Die Reinkarnation der Sünde"

Hemdat yamim, Yamim noraim 53a


In den Tagen des Ari (Ein Lehrer der Torah) passierte es einmal, dass ein Hund sehr aufgeregt an
einem gesicherten Haus eines Mannes herum bellte und dauernd versuchte in es zu gelangen. Es war ein schwarzer Hund von schrecklicher Erscheinung die die Leute erschreckte, weil sein Gesicht, das eines Dämons glich. Und obwohl der Mann den Hund wiederholt mit Knüppeln davon jagte, kam der Hund immer wieder zurück. Und in der Tat, jeden Morgen fand der Mann den Hund in der Nähe des Eingangs warten, dass jemand die Tür öffnet, so dass er den Weg in das Haus nehmen könne. So viele Male wie der Mann den Hund davon jagte und anordnete, dass die Tür geschlossen werden muss, kam der Hund nichtsdestoweniger zurück und wartete an der Tür bis sie wieder geöffnet wurde.

Alles dies passierte wiederholt, bis eines Tages der Mann vergaß die Tür hinter sich zu schliessen. De Hund rannte in das Haus uns lief von Raum zu Raum bis er an das Bett von der Frau des Mannes kam. Die Frau schlief fest und der Hund sprang auf das Bett und biß sie mehrere Male. Mit frischen Wunden und Quetschungen verließ sie der Hund zurück und verschwand. Die Frau fing fürchterlich an zu Weinen und zu Heulen, und die ganze Stadt hörte ihr Stöhnen. 

Und zur selben Zeit erklärte der Rabbi das Geheimnis, das hinter diesem Geschehen steht. Nämlich, daß diese Frau mit ihrem Nachbar geschlafen hat, der seitdem gestorben ist und dass seine Seele in diesen Hund kam. Und weil die Frau durch ihre lockere Sprache verführt hatte mit ihr intime Beziehungen zu haben, kam nun der Hund um Rache zu nehmen. 

Danach brachten sie die Frau dazu zu schwören die Wahrheit zu sagen und sie gestand ein, daß alles das, was der Rabbi gesprochen hatte die Wahrheit war.

volker doormann    -  2002.06.26