Jenseits des Denkens
Auf der Suche nach
dem Wirklichen und dem Existenten, also dem, was ewig währt und unvergänglich
ist, wird man nicht umhinkommen, sich selbst in die Suche mit einzubeziehen.
Hierbei gibt es wohl verschiedene Vorstellungen, Lehrmeinungen und Meinungen
darüber, was das Selbst ist. Ich habe hier sogar gelesen, dass
es ein Selbst gar nicht gibt.
In dem Bereich des Denkens und des Bewusstseins haben wir es sowohl mit Materie als auch mit dem Verstand zu tun. Es ist wohl inzwischen eine unstrittige Tatsache, dass das Denken ein physischer Prozess ist, in dem in Neuronen gespeichertes Erlerntes mit anderem Erlerntem mittels logischer Operatoren analysiert wird. Alle diese physischen Prozesse des Denkens und des dafür notwendigen Bewusstseins sind also Körperfunktionen, welche - körpergebunden - beim Tode im Körper verbleiben. Z.Zt. sind viele Physiker damit beschäftigt, das Denken mittels der Quanten Theorie zu verstehen und zu beschreiben. http://www-physics.lbl.gov/~stapp/stappfiles.html Zu diesen Körperfunktionen gehört folglich auch das, was als sog. Persönlichkeit bezeichnet wird, oder das, was in der Psychologie als das Ego bekannt ist. Handlungen gehen fast ausschliesslich vom Ego aus, welches gefüttert vom Denken, den Apparat Mensch, nach strategischen Mustern am Leben hält, solange es geht. Dabei kollidiert der Mensch mit moralischen und sozialen Forderungen, welche er nicht in einen harmonischen Zusammenhang zu bringen vermag; hilflos steht er da, die Widersprüchlichkeiten erduldend oder auch missachtend. Ihm fehlt die unmittelbare Entdeckung des ewigen Seins. Selten ist es wohl, daß Menschen einen unmittelbaren Seinszustand erreichen, indem die Grenzen der inneren Wahrnehmung aufgehoben sind. Und es ist bezeichnend, dass dieser Zustand nicht das Ergebnis von dem Befolgen von Lehranweisungen gewesen sind. In letzter Zeit haben sich wiederholt Naturerscheinungen gezeigt, in welchen die sog. Nichtlokalität nachgewiesen werden konnte (s. z.B. Henry Stapp). Die Wahrheit dieser Naturerscheinung ist, daß das Verhalten nicht begrenzt ist auf einen Ort, wie z.B. auf einen Menschen, sondern, das Ereignis ist eben nichtlokal, es ist 'überall'. Dieses ist insofern von Interesse, als daß Menschen aus den spirituellen Welten von einem ewigen Sein berichtet haben, welches nicht dem Zyklus von Ursache und Wirkung unterliegt. Es ist auch immer wieder darüber berichtet worden, daß es in der Meditation erreicht werden kann, das Denken zur Ruhe kommen zu lassen. In diesem Zustand gibt es kein Denken. Folglich gibt es kein Ego mehr, keine Persönlichkeit mehr, und keinen folgsamen Schüler mehr. In der Frage nach der Existenz von etwas Ewigem gibt es einen klaren Unterschied zu den vergänglichen Dingen mit ihren kausalen Wechselwirkungen: Ewiges ist ohne Ursache. Es ist weder zeitabhängig noch ortsabhängig. Es kann erkannt werden, aber es kann nicht nicht gedacht werden, weil das Denken niemals der Stille gewahr werden kann, welche ist, wenn das Denken ruht. Im Majjhima Nikaya, M. 26. (III,6) Ariyapariyesana Sutta habe ich folgendes gelesen: 'Nicht diese Lehre führt zur Abkehr, zur Wendung, zur Auflösung, zur Aufhebung, zur Durchschauung, zur Erwachung, zur Erlöschung, sondern nur zur Einkehr in das Reich der Grenze möglicher Wahrnehmung.' Und ich, fand diese Lehre ungenügend, ihr Mönche, und unbefriedigt von ihr zog ich fort. ' .. Dort sah ich einen entzückenden
Fleck Erde: einen heiteren Waldesgrund, einen hell strömenden Fluß,
zum Baden geeignet, erfreulich, und rings umher Wiesen und Felder. Da kam
mir, ihr Mönche, der Gedanke: 'Entzückend, wahrlich, ist dieser
Fleck Erde! Heiter ist der Waldesgrund, der Fluß strömt hell
dahin, zum Baden geeignet, erfreulich, und rings umher liegen Wiesen und
Felder. Das genügt wohl einem Askese begehrenden edlen Sohne zur Askese.'
Und ich setzte mich nun, ihr Mönche, dort nieder: 'Das genügt
zur Askese.' "Und der ich, ihr Mönche, selber der Geburt unterworfen,
das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die geburtlose unvergleichliche
Die klare Gewißheit ging mir nun auf: 'Für ewig bin erlöst
ich,
"Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: 'Entdeckt hab' ich diese tiefe Satzung, die schwer zu gewahren, schwer zu erkunden ist, die stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche. 'Erschlossen sind zur Ewigkeit
die Tore:
"Allüberwinder, Allerkenner
bin ich,
"Kein Lehrer hat mich aufgeklärt,
" ... nach Vollendung des Sinnens und
Gedenkens erwirkt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des
Gemütes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene
selige Heiterkeit, die Weihe
Es ist interessant, festzustellen, dass hier folgende Dinge gesagt werden: 1. Eine gelehrte Lehre von Lehrern wird als ungenügend und unbefriedigt bezeichnet. 2. In einer natürlichen Umgebung gab es eine unmittelbare Entdeckung in eine Satzung von etwas, welches nicht geboren ist. *) 3. Die Entdeckung einer Ewigkeit als Lösung wird als klare Gewissheit bezeichnet. 4. Die Tore zur Ewigkeit sind erschlossen. 5. Die Gewissheit ist ohne einen Lehrer entdeckt worden. 6. Die Schauung wird erwirkt durch die *innere* (!) 'Meeresstille', frei vom Denken. *) BTW. Im Thomas Evangelium sagt Jesus: "Wenn ihr das seht, was nicht geboren wurde, werft euch auf euer Angesicht und betet es an: dies ist euer Licht." Ich denke, es ist nicht wesentlich, ob das, was Erkenntnis jenseits des Denkens entdecken kann, als ein Selbst bezeichnet wird oder nicht. Sicher ist, dass Erkenntnis »im menschlichen Körper« über die Ewigkeit möglich ist. Und nicht nur Buddha hat davon berichtet. volker doormann |
volker doormann - 2003.10.04