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Friday, 8 May 2009
Forschen

 

Ich liebe das Experiment; das reine Forschen im Unendlichen. Es offenbart uns das wahre Dasein.

Es ist aber nicht leicht zwecklos zu forschen. Betrachten wir uns, wenn wir forschen, so hat dieses Forschen doch immer den Beweggrund etwas zu erreichen, was Probleme erklären und damit lösen soll. Es macht uns scheinbar frei von der Ungewissheit, welche uns bedrückt. Wir machen uns das Forschen zum Prinzip und sehen, dass es in einem Leben unmöglich ist, alles zu erforschen. Das macht uns unsicher und wir schließen Kompromisse; wir lassen die Probleme fallen und erklären sie als nicht existent, dann wenden wir uns den schönen Dingen des Lebens zu. Wir versuchen so viel wie möglich zu erleben, - und sehen dabei, dass Erleben nicht geplant werden kann, weil eben dieses Planen des Erlebens dem reinen Erleben ein Ende macht.

Außerdem haben wir beschlossen, nur schöne Dinge zu erleben; die schlechten haben wir mit den Problemen fallen gelassen.

Was ist unser Dasein? Ist es nicht das dauernde Streben zur Zufriedenheit? Werden wir diese jemals erreichen? - Wir sind selbst skeptisch. Was aber treibt uns denn so, diese Zufriedenheit trotzdem zu erreichen zu versuchen? - Wir wissen es nicht. Die Unwissenheit ist ja der Grund zur Unzufriedenheit. Wenn wir unser Dasein so betrachten, sieht es doch recht hilflos und blind aus. Aber schon wenden wir uns wieder ab von unserer eigenen Verwirrtheit. Sie erscheint uns gefährlich; nämlich gefährlich für unser Dasein: Wir fürchten unsere bisherige Klarheit zu verlieren und dann sind wir überhaupt nichts mehr. Jetzt sind wir wenigstens noch etwas! -

Etwas? - Was sind wir denn? Sind wir denn überhaupt etwas? Wenn wir sagen, wir sind Individualist oder Katholik, sind wir selbst es dann wirklich, oder möchten wir es nicht nur zu gerne sein? Wir geben uns einen Namen, und unser Dasein scheint damit erklärt zu sein; uns kann niemand mehr sagen, wir seien nichts!

Warum haben wir denn solche Angst davor NICHTS zu sein?

Ist nicht unsere Einstellung schuld? Wir glauben nur etwas verstehen zu können, wenn wir etwas wissen. Wir meinen eine Basis haben zu müssen‚ von der wir ausgehen, um etwas zu verstehen. Wenn wir aber so handeln, liegt der Wert unserer weiterten Erkenntnisse doch nur im wahr oder unwahr der Basis. Wenn wir noch nicht wissen, ob wir über oder unterm Bruchstrich stehen, sind alle weiteren Werte nur noch unsicherer; denn wie schmerzlich, einmal erfahren zu müssen, dass je größer uns der Wert erschien, umso kleiner ist.

Können wir also sagen, dass überhaupt etwas feststeht? Dass es so ist und nicht anders? - Wenn wir zweifeln können, dann haben wir uns dem Leben verschrieben. Alles Erklären ist tot und falsch. Der Zweifel ist also die Voraussetzung des Forschens.

Solange wir aber Forschen um etwas zu erreichen, forschen wir nicht; reines Forschen ist zwecklos. Jedes zweckbestimmte Forschen hat eine Basis in unserem Denken.

Da Denken aber nur hin- und her geschobene Erinnerung ist, wird das Ziel oder Ergebnis des Forschens immer unwahr sein, weil es nichts Neues ist und daher auch kein Resultat des Experiments sein kann; sonst ist es kein Experiment. Wenn wir experimentieren und sind innerlich beteiligt, so wird es uns nie etwas Neues bringen.

Nur etwas Unbeteiligtes kann etwas Neues aufnehmen, weil es nicht gebunden ist. Ein unbeteiligtes Ich ist aber empfindlich für alles. Es kann nicht entscheiden für schön oder hässlich. Das ist die größte Schwierigkeit, die uns so viele Probleme bringt. Wir sind lieber innerlich verschlossen und überlassen es einem Wunder uns Klarheit zu bringen. Einerseits wollen wir Klarheit aber andererseits lassen wir nichts an unser Innerstes heran. Wir tauschen nur eine bessere Ideologie gegen die alte aus.

Wer wirklich forscht, der weiß um seinen Wert.

Johannes Kepler sagte (1602): "Des Himmels Kraft entschlüssele der Mensch; denn erkannt wird sie nutzbar."

Kepler hatte sich mit den Bewegungen der Planeten beschäftigt und in den Verhältnissen ihrer maximalen und minimalen geozentrischen Geschwindigkeiten musikalische Intervalle entdeckt, wie eine Oktave mit einer kleinen Terz, einer Diesis, einem Halbton, einer Quint, einer kleinen Terz und einer großen Terz für die Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn.

Über seine Entdeckung schreibt Kepler: “Nachdem mir vor 18 Monaten das erste Tagesgrauen, vor drei Monaten der Tag und vor ganz wenigen Tagen die Sonne des wunderbarsten Anblicks aufgegangen ist, hält mich nichts mehr zurück, in heiliger Begeisterung zu sagen: Ich habe die goldenen Gefäße der Ägypter geraubt, damit ich Gott ein Heiligtum errichte fern von den Grenzen Ägyptens. Ob die heutigen oder spätere Menschen das Buch lesen, das verschlägt nichts. Mag es hundert Jahre auf den Leser warten, wenn Gott selber 6000 Jahre dessen geharrt hat, der sein Werk erblickt.“

Ein solches Bewusstsein zeugt von einer Leidenschaft für das Forschen, dass das, was IST, zu erkennen sucht und erst langsam und dann plötzlich weiß, und enthalten ist darin das Erkennen eines Zusammenhangs in der Natur.

Omar Khayyam, war ein Wissenschaftler aus Neyshapur, Persien. Wie alle Großen der Wissenschaft, forschte er auf vielen Gebieten der Wissenschaft, und natürlich hörte er verschiedenen Lehrern zu, von denen er lernte:

"Ich war nicht imstande, mich dem Lernen dieser Algebra und der anhaltenden Konzentration nach ihr zu widmen, wegen der Hindernisse der Launen der Zeit. Wir sind des Wissens beraubt worden, außer einer Gruppe von Leuten, klein an der Zahl, die mit viel Mühe und Interesse im Leben die Gelegenheit ergreifen, wenn die Zeit schläft, sich der Untersuchung und der Vervollkommnung einer Wissenschaft zu widmen. Die Mehrheit der Leute, die Philosophen nachahmen, verwechseln das Wahre mit dem Falschen, und sie tun nichts außer betrügen und Wissen vorzutäuschen, und sie verwenden nicht das, was sie von den Wissenschaften wissen, außer zu niedrigen und materiellen Zwecken und wenn sie eine bestimmte Person sehen, welche das Wahre sucht und die Wahrheit bevorzugt und sein Bestes tut, um das Falsche und Unwahre zu widerlegen und Heuchelei und Betrug vermeidet, machen sie aus ihm einen Dummkopf und verspotten ihn."

Es erinnert mich immer an das, was heute immer noch der akademische Pöbel, der meist aus den Schulen kommt, welche den Stoff und die Lehrsätze büffeln und wiedergeben, wie es auch in Koranschulen Praxis ist, und damit um der Gunst der Menge willen und wegen des eitlen Ruhmes etwas verbreiten, das sie gelernt haben aber nicht in einem Zusammenhang sehen können.

"Die Welt neigt sich vor mir und auch die sieben Himmel, ja selbst das Allerhöchste beugt sich meinem Geist!
Ich lasse vom Gemeinen offen und verborgen, ja, selbst mein Fastenbrechen noch den Schöpfer preist.
Wie viele irrten fern der Wahrheit in den Schluchten und fanden nur durch mich zum rechten Weg zurücke!
Ich aber wandle wahrlich auf dem "rechten Pfade", der übers Tal der Blindheit führt wie eine Brücke.

Dies Weltenmeer "Dasein" ist aus dem Verborgenen hervorgekommen:
keins ist, das diesen "Edelstein der Forschung" je durchbohrte,
ein jeder sagte wirren Kopfes eine Ansicht ..
Von dem, was wirklich ist, weiß keiner was zu sagen!

Nicht einem jeden Bösen und Guten kann ich mein Geheimnis sagen,
mein kurzes Wort kann ich nicht als langes Wirt sagen:
Ich eigne einen Zustand, den ich nicht erläutern kann:
Ich eigne ein Geheimnis, das ich nicht offen sagen kann!"
Omar Khayyam zeugt in seinem offenbarten Bewusstsein, von der tiefen Stille, in der man das finden kann, das er sein Geheimnis nennt. Mathematiker kennen ihn wegen seiner Bücher über die Algebra und wegen seines graphischen Verfahrens Kubikwurzeln zu lösen.
(Omar Khayam)

Kabir war ein Weber und er goss seine Begeisterung für das, was er erkannte in Lieder und Shaloks die kaum ein Verstand versteht, aber sie geben die Leidenschaft wieder, die er für seinen Geliebten hatte.

"Lieber Freund. Ich bin so ungeduldig meinen Geliebten zu treffen!
Meine Jugend war blumig und der Schmerz der Trennung von Ihm bekümmert meine Brust.
Ich wandere jetzt in den Gassen der Erkenntnis ohne Ziel,
Dennoch habe ich seinen Nachrichten empfangen in diesen Gassen der Erkenntnis.
Ich habe einen Brief von meinem Geliebten:
Dieser Brief enthält eine unaussprechliche Nachricht und nun ist meine Angst vor dem Tode vorbei.
Kabîr sagt: "Oh mein liebender Freund! Ich habe für mein Geschenk den Unsterblichen bekommen".

Attar stellte Parfüm her. Er verbarg seine Begeisterung für das, was er fand in Parabeln die Vögel sprachen, und in denen die Ausreden der Skeptiker, nicht aufzubrechen zu können um einen Simurgh zu finden, fabelhaft wiedergegeben sind, aber auch die Berichte der wenigen Vögel die aufbrachen und ...

"Oh Attar! Du hast die Inhalte des Fasses der Düfte des Verborgenen über die Welt verstreut.
Die Horizonte der Welt sind gesättigt mit Deinen Parfümen und Liebende sind erregt durch Dich.
Deine Verse sind Deine Siegel;
und sie sind bekannt als Mantiq al-Tair und Makamat ut-Tiyur.
Diese Konferenzen, Gespräche und Reden der Vögel sind die Schauplätze des Weges der Verwirrung;
oder, man könnte sagen, sie sind der Diwan der Berauschung.
Betrete diesen Divan mit Liebe.
Wenn das Pferd Deiner Liebe lossprengt und Du etwas begehrst, so handle in Übereinstimmung mit Deinen Wünschen.
Liebe ist das Heilmittel für alle Krankheiten,
und es ist das Heilmittel für die Seele in den zwei Welten.
Oh, Du, der Du den Weg der inneren Erkenntnis betreten hast,
lies mein Buch nicht nur als ein poetisches Werk, oder ein Buch der Magie,
sondern lies es mit Einsicht; und dafür muss man hungrig sein auf etwas,
unzufrieden mit sich selbst und dieser Welt.
Der, der nicht am Wohlgeruch meiner Reden gerochen hat,
hat den Weg der Liebenden nicht gefunden.
Aber der, der es aufmerksam liest, wird belebt werden,
und wird würdig sein den Weg zu betreten von dem ich sprach.
Jene der äußeren Welt werden hinsichtlich meiner Reden wie ertrinkende Menschen sein;
doch die Menschen der inneren Welt, werden meine Geheimnisse verstehen.
Mein Buch ist die Zierde seiner Zeit; es ist zum Einem ein Geschenk für besondere Menschen
und eine Gabe für die gewöhnlichen Menschen.
Wenn ein Mann, kalt wie Eis, dieses Buch liest,
wird er fort geschossen wie Feuer aus einem Schleier der das Mysteriöse vor ihm verbirgt.
Meine Schriften haben eine erstaunliche Besonderheit -
sie geben mehr Gewinn, je nachdem wie und auf welche Weise sie gelesen werden.
Wenn Du oft über sie nachdenkst, werden sie Dir jedes Mal mehr geben.
Der Schleier dieser Haremsfrau wird für Dich nur allmählich beiseite gezogen am Ort der Ehre und Barmherzigkeit.
Ich habe Perlen des Ozeans der Meditation verstreut;
dadurch bin ich frei zu sprechen, und dieses Buch ist mein Beleg."

Rumi sagt:
"Was ist dieser Sinn, Oh Moslems: »Weil ich mich selbst nicht kenne.«
Weder bin ich Christ, Zarathustrier, oder Moslem;
Ich bin kein Orientale noch Abendländer, in keinem Land und auf keiner See:
Nicht aus der Natur, noch aus dem Himmel: Nicht von Indien, China, Bulgarien oder Saqsin;
Nicht aus dem Iraq, noch aus dem Land Khorasan.
Mein Ort ist alokal: Mein Zeichen ist kein Zeichen.
Ich habe keinen Körper und kein Leben: Weil ich vom Leben des Lebens bin.
Ich habe Dualität überwunden: Ich habe die zwei Welten als EINE gesehen:
Ich bitte EINEN, ich weiß EINEN, ich sehe EINEN, Ich rufe EINEN."
(aus dem Divan-i-Shams-i-Tabriz.)

Ob Kepler, Omar Khayyam, Attar oder Rumi, oder all jene, welche ihre Leidenschaft zu Forschen nach dem, was IST, immer in sich trugen, wie auch Sokrates, den der demokratisch Pöbel zum Tode verurteilte, weil er 'die Jugend verderbe, die Götter nicht anerkenne, die die Stadt anerkennt, an die Dämonen zu glauben und religiöse Praktiken zu üben, die uns fremd sind.', hatten etwas gemeinsam, das wohl nur der versteht, der auch zwischen den Welten steht; der erscheinenden Welt und der verborgenen Welt.

 

 


Posted by doormann at 11:57 AM MEST
Updated: Friday, 8 May 2009 12:04 PM MEST
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